Das neue Detroit
Auf Entdeckungsreise mit Stefan Jermann und Mirus
Stefan Jermann sucht das Unbekannte. Er meidet den Mainstream, er meidet Touristenströme und er meidet den Glanz des Kommerz. Der 44-jährige Fotograf, Verleger und Art Director aus Zürich hat sich zur Aufgabe gemacht, wenig bekannte Quartiere in grossen Metropolen zu entdecken. Deren Menschen. Deren Community. Deren Kreativität.
Mirus
„Es geht nicht nur darum, einen Stadtteil neu zu entdecken. Es geht vor allem auch um dessen Potential und Entwicklung. Und um die Kreativität, die Innovationskraft der Menschen.“ erklärt Jermann. Mirus heisst sein neustes Projekt. Ein Online-Magazin, welches ein einzigartiges, packendes Storytelling umsetzt. In Sprache und Bild. Und von Menschen handelt, die sich neu erfinden. Neu erfinden müssen. Sich selbst, aber auch ganze Communities, ganze Stadtteile. Ein industrielles Grounding bietet auch immer neue Möglichkeiten. „Das Konzept des Placemaking spielt eine wesentliche Rolle für Mirus. Wie werden alte industrielle Bauten zu neuem Leben erweckt? Wie kann sich die Community einbringen, die Lebensqualität des Quartiers zu steigern? Wie kann man im Kollektiv das Quartier quasi neu erfinden und den vorhandenen Strukturen neuen Sinn einhauchen? Es geht darum, wie man die kulturellen und sozialen Aspekte integriert, indem im Wesentlichen der öffentliche Raum einbezogen und neu bespielt wird.“
Detroit
Für die vierte Ausgabe von Mirus ist Jermann nach Detroit gereist. Die Grossstadt im Südosten der USA, früher auch Motor City genannt, wurde hart getroffen vom Strukturwandel in der Autoindustrie. Seit 2009 General Motors den Konkurs anmeldete und 2013 die Stadt Bankrott ging, ist Detroit vom Verfall geprägt. Ideales Gebiet und beste Voraussetzungen für Jermann. Er packte die Leica M und flog in die Krisenstadt, ins Quartier „Midtown“. Wo Zerfall herrscht, herrscht auch Aufbruch. Aus dem Chaos entwickelt sich Kreativität. Was Jermann in Detroit Midtown entdeckte, sind eindrückliche Geschichten, Menschen, Orte und Bilder. Er erlebte einen Stadtteil welcher sich neu erfindet. Menschen mit Visionen, die etwas verändern und kreieren wollen. Und er nahm faszinierende Bilder mit nach Hause, geschossen mit der Leica M.
Bildsprache
„Leica wurde schon immer von den ganz grossen Dokumentar- und Reportagefotografen bevorzugt. Und genau dies ist eigentlich auch die Fotografie, welche Mirus anstrebt.“ erklärt Stefan Jermann seine Kamerawahl. Im Gepäck nach Detroit hatte er die Leica M. „Kompakt und klein. Der ideale Reisebegleiter. Eine Rangefinder Kamera. Dies bedeutet, dass der Fokus im Sucher manuell eingestellt werden muss. Man muss sich Zeit nehmen, kann nicht einfach drauf los schiessen. Mir gefällt der Aspekt der Entschleunigung, ich fotografiere ganz anders, irgendwie bedachter in mancher Hinsicht.“ Mirus bietet eine interessante, packende Bildsprache. Ein Mix aus Urban Landscape und Portraits. Eine Reportagefotografie auf hohem Niveau, spontan umgesetzt, mit kontrollierter Lichtführung und Komposition. Entsprechende Anforderungen stellt Jermann an seine Kamera. „Leica ist vergleichbar mit einem handgebauten Rolls Royce der nur auf Bestellung gefertigt wird. Wenn man eine Leica in der Hand hält, spürt man sofort die Wertigkeit und Tradition. Zudem ist die Optik etwas vom besten das es auf dem Markt gibt. Und ein wenig Mythos und Legende spielt vielleicht auch noch mit.“ erzählt der Fotograf mit einem Lächeln.
Jermann
Stefan Jermann ist ein Beobachter. Eine ruhige, angenehme Person. Ein stiller Macher. Nach seiner Ausbildung zum Fotografen in Los Angeles, hat er vor einigen Jahren mit TRUCE ein internationales Kultur- und Kunstmagazin herausgegeben, welches in Sachen Design, Inhalte und Bildsprache seinesgleichen sucht. Jermann arbeitet als Fotograf, entwickelt Buch- und Magazinkonzepte und ist aktuell daran, die neue, überarbeitete Version von Mirus zu lancieren. Der bekennende Liebhaber von Print-Magazinen überrascht zum Abschluss noch mit neuen Plänen: „Es steckt rund ein Jahr Arbeit hinter dem Redesign sowie der ganzen Neuprogrammierung von Mirus. Die neue Version soll das Gefühl eines gedruckten Magazins noch intensiver und stärker vermitteln. Und wer weiss, wenn Mirus so richtig erwachsen wird, könnte eine Printversion durchaus eine Möglichkeit sein.“ Er schmunzelt. Seine Augen leuchten bei dieser Aussage vielversprechend.
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