Leica-Fotograf Roland Schmid hat eine eindrucksvolle Reise hinter sich. Er besuchte das Gebiet Berg-Karabach, um welches sich Aserbaidschan und Armenien im Herbst 2020 einen 44-tägigen Krieg geliefert haben. Ein Gebiet, welches nun mehrheitlich in Trümmern liegt, vermint und verlassen. Eine Reise, auf welcher eindrückliche Bilder entstanden sind.

Es lief nicht alles nach Wunsch. Roland Schmid reiste mit dem Journalisten André Widmer in die Region Berg-Karabach, welche eben erst einen Krieg erleiden musste. «Wir waren mehrheitlich in der Pufferzone unterwegs, auf dem Land, welches Aserbaidschan zurückerobert hat und seit dem 1. Berg-Karabach-Krieg fast menschenleer war. Man sieht nichts als Verwüstung. Alles ist zerstört, dem Erdboden gleichgemacht. Ursprünglich wollten wir im nun von Aserbaidschan besetzten Gebiet in den Bergen ein armenisches Kloster besuchen, mit den verbliebenen Mönchen reden. Wir bekamen allerdings nur Absagen. Erst von den Russen, welche das Kloster bewachen. Dann von den Aserbaidschanern, die den Schneefall für die Absage verantwortlich machten. Es blieb uns nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren und anders zu planen.»

 

Der Blick hinter die Fassade

Der erste armenisch-aserbaidschanische Krieg ereignete sich 1994, zählte 30’000 Tote und endete mit einem Waffenstillstand. Es ist eine Geschichte gegenseitiger Vertreibungen und Pogrome. Auch viele hunderttausende Aserbaidschaner wurden zu Flüchtlingen, weil Armenien etliche Gebiete erobert hatte. Insgesamt wurden über 15% des international anerkannten Territoriums Aserbaidschans armenisch besetzt. «Auf unserer Reise trafen wir vor allem Menschen aus Aserbaidschan, deren Familien in den 90er-Jahren aus dieser Region vertrieben wurden. Sie mussten damals alles zurücklassen, fern ihrer Heimat ein neues Leben aufbauen. Nach dem neuerlichen Krieg und der Rückeroberung des Gebiets durch Aserbaidschan, hoffen nun viele, in ihre Dörfer zurückkehren zu können». Ein Gebiet, welches völlig zerstört ist, nur noch aus Ruinen und verminten Feldern besteht.

Doch was treibt einen Fotografen wie Roland Schmid in ein Gebiet, welches vor allem Zerstörung bietet? «Ich bin sehr neugierig. Mich interessiert das, was nicht in der Zeitung steht. Ich will hinter die Fassade der Politik sehen. Die Seite, die man offiziell nicht kennt, ich will aufzeigen, welche Auswirkungen die Politik auf die einfachen Leute haben kann.» Seit über 30 Jahren zieht es Schmid immer wieder in den Osten, hinter den ehemaligen eisernen Vorhang. «Meine Faszination für den Osten hat mit einer geplanten Reise nach Griechenland begonnen, damals war ich noch Student. Und zwar mussten wir in Bukarest, Rumänien, zwischenlanden. In jener Zeit, als Ceausescu an der Macht war. Es hiess, wir steckten fest und müssten einige Tage in Bukarest bleiben. Ich spazierte mehrmals durch die Stadt, wobei mir auffiel, dass viele Menschen diesen melancholischen, depressiven Ausdruck hatten. Zudem stand überall Militär mit Waffen, in den Kaufhäusern gab es nichts zu kaufen und im Hotel gab es kein warmes Wasser, ausser zum Spülen der Toilette. Ich fand diese Welt sehr spannend und auch irritierend. Seither reise ich immer wieder in den Osten, wo ich inzwischen einen grossen Freundeskreis habe – unter anderem nach Tschechien, in die Slowakei, in die Ukraine nach Russland aber auch nach Vietnam, wo ich seit über 20 Jahren die Spätfolgen des Vietnamkriegs dokumentiere».

Leica aus Überzeugung

Unterwegs ist Roland Schmid stets mit Leica-Ausrüstung. Zwar nicht mehr mit der Leica M3, welche seine erste Leica war, aber mit den moderneren Leica M240 und Leica SL. «Ich habe Leica immer gemocht und habe lange für meine Leica M3 gespart. 2013 kaufte ich mit der M240 meine erste digitale Leica-Kamera. Damals besass ich bereits eine schöne Sammlung an M-Objektiven, welche nach wie vor bestens funktionieren. Sogar mit meiner neuen SL kann ich diese Objektive einsetzen, was fantastisch ist. Auf keinen Fall möchte ich auf diese Objektive verzichten, welche aus den 70er und 80er-Jahren stammen. Für mich die perfekte Wahl, sehr robust und mit einer überzeugenden Qualität. Zudem habe ich auf allen Reisen stets die beiden Kameras Leica M240 und SL dabei. Die SL brauche ich vor allem für Porträts, da sie mir eine bessere Kontrolle über die Komposition des Bildes erlaubt. Ich gebrauche sie meistens mit dem 50mm oder 24mm-Objektiv. Die M240 wäre meine Wahl, wenn ich mal nur eine Kamera mitnehmen könnte. Mit ihr kann ich alles machen, sie ist für mich die perfekte Kamera, sehr universell. Mein Dream Team sind denn auch die Leica M240, zusammen mit dem 35mm-Objektiv. Ein unschlagbares Duo.»

Wer wie Roland Schmid in von Krisen betroffene Regionen reist und oft ratlose, vom Schicksal und Armut geplagte Menschen trifft, muss sich auf seine Ausrüstung verlassen können. Ohne dass diese zwischen ihm und den Objekten sowie den Menschen steht. «Ich verzichte liebend gern auf jeglichen Firlefanz bei einer Kamera. Ich muss mich mit ihr wohl fühlen und sie muss einfach zu bedienen sein. Ich bin auch nicht jemand, der oft darüber spricht oder sich über eine Marke identifiziert. Meine beiden Leica-Kameras und die Objektive überzeugen mich mit ihrer Performance und der Qualität. Das passt.» Und wie es passt. Roland Schmid wurde mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet, dieses Jahr erhielt er den 2. Preis in der Kategorie «General News, Stories» beim World Press Photo Award.

Foto: Helmut Wachter

http://www.schmidroland.ch/