Nach dem Anruf von Paul Ripke sagte Hüttemann sofort zu und stürzte sich mit seiner Leica M-P ins Abenteuer. Im Juni 2019 begleitete er die Künstlerin auf der Bühne und abseits des Rampenlichts. Im Interview berichtet er davon, wie er als Fotograf eher beiläufig gestartet ist, worin sein Ehrgeiz liegt und warum das Arbeiten auf Tour trotz allem entspannt war.
Sie fotografieren erst seit Kurzem professionell. Was hat Sie dazu gebracht, Fotos zu machen?
Das war Zufall. Ich habe meine Reisen immer gefilmt und 2017 hat ein Mannschaftskollege gefragt, ob ich seine Hochzeit begleiten möchte. Danach habe ich mich dann mehr und mehr mit dem Thema beschäftigt.
Was ist die größte Herausforderung für Sie beim Fotografieren?
Den perfekten Moment einzufangen.
Sie sagten einmal, dass es für Sie eine Verbindung zum Film gibt. Welche ist das?
Ganz simpel: Da ich zuerst gefilmt habe, war es für mich einfacher zur Fotografie überzugehen. Seither laufen beide Medienarten perfekt zusammen.
Wer sind Ihre fotografischen Vorbilder? Wer hat Einfluss darauf gehabt, Ihre Sichtweise zu entwickeln?
Vorbilder gibt es für mich eher wenige, da ich in alles reingestolpert bin und erst einmal versuchte, meinen Stil zu finden.
Seit Sie 2017 Fotograf geworden sind, haben Sie unter anderem schon mit Lena Meyer-Landrut, dem Model Stefanie Giesinger und dem Musiker Mark Forster gearbeitet. Wie sind Sie mit ihnen in Kontakt gekommen?
Mir wurden natürlich durch die Zusammenarbeit mit Lena einige Türen geöffnet, die normalerweise nicht so schnell aufgehen. Zudem spielt die Persönlichkeit auch eine große Rolle, da es zwischenmenschlich immer passen muss.
Wie sind Sie Meyer-Landruts persönlicher Fotograf geworden?
Empfohlen hat mich der Fotograf Paul Ripke, ohne dass ich schon wirklich ein Portfolio gehabt hätte. Dadurch hat dann alles seinen Lauf genommen.
Sie haben die Sängerin bei einer Tour begleitet. Die Fotos welcher Tour sehen wir hier?
Ich war bei Lenas Only Love Tour dabei, vom 12. bis zum 30. Juni 2019.
Und in welchen Ländern haben Sie fotografiert?
Wir waren in Deutschland, der Schweiz und in Österreich unterwegs.
Was hat Sie bei den Konzerten und hinter den Kulissen besonders interessiert? Sie haben viele stimmungsvolle Aufnahmen gemacht, worauf lag Ihr Fokus?
Für mich war es wichtig die Momente einzufangen, die für die Besucher nicht zugänglich sind. Sei es kurz vor dem Auftritt oder seien es Ereignisse an Tagen, während derer die Tournee pausierte. Die Porträts kamen dann alle mit der Zeit und auch spontan, da ich Lena zu dem Zeitpunkt ja schon über ein Jahr lang begleitet hatte und man sich bestens kannte.
Mit welcher Kamera haben Sie gearbeitet?
Mit der Leica M-P (Typ 240). Bei Konzerten nicht immer die einfachste Wahl, da man mit dem Summilux-M 1:1.4/35 ASPH. sehr nah heran muss.
Wie helfen Ihnen Kamera und Objektiv Ihr fotografisches Profil umzusetzen?
Glücklicherweise konnte ich mir schon nach einem Jahr als Fotograf dieses System für sechs Monate ausleihen. Nach Ablauf der Frist konnte ich mich nicht mehr davon trennen und habe es Leica abgekauft. Dass ich so früh mit der M-P arbeiten konnte, hat mir in meiner Entwicklung als Fotograf extrem weitergeholfen. Besonders durch das manuelle Fokussieren und Belichten kommt man voran und erweitert seinen Horizont.
Was ist zu beachten, wenn man mit Künstlern auf Tournee geht?
Lena ist sehr entspannt, da gibt es wenig zu beachten. Man sollte während des Auftritts so wenig wie möglich auf der Bühne sein und immer die Musiker respektieren. Der Rest ist easy, da man alle kennt und es wie ein Familienausflug ist.
Welche Parameter sind Ihnen beim Fotografieren besonders wichtig?
In erster Linie der Moment, danach kommen Licht und Perspektive. Mir ist es lieber einen Moment perfekt einzufangen, dafür aber nicht das richtige Licht oder die perfekte Schärfe zu haben.
Warum haben Sie teilweise in Schwarzweiß gearbeitet?
Oft sind die Farben auf der Bühne für Farbbilder nicht geeignet. Weicht man auf Schwarzweiß aus kann man dort zu sehr schönen Resultaten kommen.
Welchen Raum nimmt bei Ihnen die Nachbearbeitung und Retusche ein?
Retuschen mache ich gar nicht, ich lasse meine Bilder natürlich. Ich gehe nur über die Farben, aber auch das nicht besonders intensiv.
Und woran arbeiten Sie demnächst?
Ende April 2020 steht die nächste Tour mit Lena an, weniger Städte, größere Hallen. Dazu habe ich viele weitere Events und Dokumentationen auf dem Zettel, auf die ich mich sehr freue.
Paul Hüttemann, 1993 in Berlin geboren, machte einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften, ehe er sich Videos und schließlich der Fotografie widmete. Der Fotograf Paul Ripke empfahl Hyte oder Hütte, wie er sich selbst und andere ihn nennen, dem Team von Lena Meyer-Landrut als Tournee-Fotograf. Neben Meyer-Landrut fotografierte er bereits die Models Stefanie Giesingers und Doutzen Kroes, den Musiker Mark Forster, die Schauspielerin Emilia Schüle und den Moderator Klaas Heufer-Umlauf.
Porträt Paul Hüttemann: © Paul Hüttemann
Mehr Bilder von Paul Hüttemann finden Sie auf seiner Website www.hytephotography.com und bei Instagram @huettehuette.
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