Mit seinem Projekt „24-1 – 24 Stunden am Flughafen Zürich, 1 Fix-Objektiv“ hat sich Peter Schäublin einer besonderen Herausforderung gestellt: Mit möglichst wenig Ausrüstung eine fotografische Aufgabe lösen. Gegenüber Leica Blog erzählt er, wie es dazu kam.

Wie bist Du ausgerechnet auf 24 Stunden gekommen?

Peter Schäublin: 24 Stunden ist eine magische Zahl, ein ganzer Tag, da passiert sehr viel – gerade an einem Flughafen. Ich wollte alle Phasen eines Tagesablaufs erleben. In der Nacht passieren ganz andere Dinge als tagsüber – das wollte ich hautnah erleben. Es war auch eine Herausforderung an mich selbst. Ich wollte wissen, was es mit mir macht, wenn ich 24 Stunden lang nonstop fotografiere.

Was macht für Dich eine gute Reportage aus, wonach suchst Du, wie gehst Du vor?

Ich probiere, immer das zu finden, was man nicht auf den ersten Blick sieht. Nebst den offensichtlichen – und auch spannenden – Motiven wie startende Flugzeuge, Cockpits und ähnlichen Sujets versuche ich, die stillen Momente und Dinge, die uns normalerweise verborgen bleiben, zu fotografieren. Zudem interessieren mich die Menschen vor Ort. Ich versuche, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie möglichst natürlich in ihrem Umfeld zu fotografieren.


Du hast für diese Arbeit ein 50mm-Objektiv gewählt. Wäre da ein 35mm Objektiv oder ein 24-90mm Zoom nicht viel flexibler gewesen?

Diese Überlegungen habe ich auch angestellt. 50mm ist eine Brennweite, die je nach Einsatz sowohl wie ein Tele- als auch wie ein Weitwinkelobjektiv wirken kann. Zudem sind am Flughafen die Platzverhältnisse an den meisten Orten nicht so eng, dass ich zwingend ein Weitwinkel benötige. Ich habe das neue Summilux SL 1.4/50mm ASPH an der Photokina kurz getestet und wusste sofort, dass ich dieses Objektiv für eine Aufgabe dieser Art verwenden wollte. Die Leica SL-Objektive bilden Strukturen und Oberflächen so akkurat ab, wie ich es von keinem anderen DSLR-Kamerasystem im Kleinbildbereich kenne.

Ein Zoomobjektiv wäre schon flexibler – aber mit einer Festbrennweite fotografiert man – gezwungenermassen – anders. Die Beschränkung ist eine bewusst gewählte kreative Herausforderung. Bei Festbrennweiten sind die Füsse gefragt. Für mich war es auch „Back to the roots“, denn unsere kommerziellen Arbeiten werden immer komplexer, die Ausrüstung immer umfangreicher. Meine Devise bei 24-1 war: keep it simple.

Warum hast Du Dich für eine spiegellose Kamera entschieden?

Ich war überrascht, wie hell und klar das elektronische Sucherbild der Leica SL ist. Auch die Auflösung ist fantastisch und mit nichts zu vergleichen, was ich bisher getestet habe. Beim Fotografieren im Studio oder bei Available Light kann ich den Sucher so einstellen, dass das Sucherbild auch bei fehlendem Umgebungslicht immer hell ist. Ein weiterer Vorteil einer spiegellosen Kamera ist, dass es beim Auslösen keine Dunkelphase gibt. Ausserdem löst die Kamera „weicher“ aus, sie ist leiser und weitgehend erschütterungsfrei. Des Weiteren sind spiegellose Kameras kompakter gebaut, und es gibt weniger bewegliche Teile, die kaputt gehen können.

Wie ist aus einer Idee eine Reportage geworden und war es kompliziert, Zutritt zu erhalten?

Ich habe mir verschiedene Szenarien für ein erstes 24-Stunden-Projekt ausgedacht. Es wurde dann der Flughafen, weil ich das Glück habe, einen der Airport-Manager zu kennen. Ich habe ihm von meiner Idee erzählt. Er war sofort begeistert und hat mir geholfen, die nötigen Kontakte zu knüpfen. Es war nicht ganz einfach, denn die Bestimmungen sind zu Recht sehr strikt. So muss man jedes Mal, wenn man die Grenze zwischen „Landside“ in Richtung „Airside“ überquert, durch einen Sicherheits-Check. Meine Assistentin Lea und ich haben innerhalb des 24-Stunden-Projekts rund zehn Sicherheits-Checks absolviert.

Das klingt sehr kompliziert. Wie lange hat es gedauert, bis Du alle Bewilligungen in der Tasche hattest?

Das waren etwa drei Wochen und ich habe den Eindruck, dass es sehr schnell ging. Ich stiess überall auf offene Ohren, aber es ging ja auch darum, dass wir im Airside-Bereich permanent begleitet wurden. Man kann sich ja – wie vorher erwähnt – nicht einfach so frei auf einem Flughafen bewegen. Ausserdem gibt es Bereiche wie zum Beispiel der Hangar der REGA, für den eine eigene Bewilligung der Rettungsflugwacht erteilt werden muss. Aber wie gesagt, alle Akteure waren sehr aufgeschlossen und auch sehr angetan von diesem Projekt. Von Mitternacht bis um 5 Uhr haben wir uns im öffentlichen Bereich alleine bewegt. Bedingt durch das Nachtflugverbot wird während dieser Zeit der Airside-Bereich geschlossen. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch im Aussenbereich die grosse Baustelle „The Circle“ fotografiert.

Es handelt sich ja um ein persönliches Projekt. Was bringt Dir das – bezahlt wirst Du ja nicht dafür?

Ich empfehle jedem Menschen, eine Idee, die ihm am Herzen liegt, umzusetzen, sofern sie terminlich und finanziell machbar ist. Egal, ob sich das finanziell später auszahlt. Es bringt uns beruflich und persönlich weiter.

ÜBER PETER SCHÄUBLIN

Jahrgang 1965, Autodidakt. Fotografiert projektspezifisch für Kunden in den Bereichen People, Architektur, Reportage, Hochzeit, Reisen.

Lesen Sie auch Peter Schäublins Blog-Artikel über dieses Projekt.

Weitere Infos auf: http://www.peterschaeublin.com