Radierungen – das war eigentlich die Leidenschaft von Hans Hofmann, insbesondere die Aquatinta, ein spezielles Verfahren der künstlerischen Druckgrafik, bei der über Flächenätzung Halbtöne erzeugt werden. Diese Sichtweise fliesst heute in seine Fotografie ein. Doch der Reihe nach: Wir treffen Hans Hofmann an einem sonnigen Frühlingstag in Solothurn. Er war beruflich hauptsächlich als Lehrer tätig und hat sich 2011 pensionieren lassen. Seither betreibt er die Schwarzweiss-Fotografie – und zwar äusserst leidenschaftlich. Daneben schreibt er an einem Mathematik-Lehrbuch mit.

Bereits 2013 stellte er zum ersten Mal aus. «Berner Landschaften» und «Irland» waren seine ersten Sujets. Stetig hat er die Fotografie weiterentwickelt, sich durch Bücher gelesen und vor allem von einem befreundeten Profi-Fotografen profitiert, der auf seine Fotos freundlich aber ehrlich und strenge Rückmeldungen gab – zu technischen wie gestalterischen Aspekten.

Mit welcher Kamera fotografieren Sie?

So richtig zufrieden mit meinen oft grossformatigen Drucken bin ich erst mit der Leica Monochrom (246), die ohne Farbfilter arbeitet. Dadurch entfällt die Interpolation zur Berechnung der Helligkeitswerte, was auch bei Aufnahmen bei schwachem Licht zu mehr Schärfe verhilft.

Ihre Themen sind Wasser, Schnee und Eis, Bäume …

… und «düstere Gegenden. Nebel, Schneetreiben und Wolken sind für mich geradezu Bedingung für meine Schwarzweissfotos.»

So kommt es, dass er im Rahmen der «Cantonale Bern Jura» im Photo Forum PasquArt drei grossformatige Fotos von der schottischen Insel Skye ausstellen konnte.

Im Rahmen einer Schiffsreise, die ihn nach Südgeorgien, die Shetland Inseln und in die Antarktis führte, entstanden schliesslich die Bilder, mit denen er sich eine Nominierung für den Swiss Photo Award in der Kategorie «Fine Art» verdiente.

Wie kam es, dass Sie eine verlassene Walfangstation fotografierten?

Ein befreundeter Kunstmaler hatte mich vor der Reise gebeten, ihm Fotos der bekannten Walfangstation in Grytviken (Südgeorgien) mitzubringen. Das hat dann auch geklappt. Die Station auf Desception Islands (South Shetland Islands) habe ich unvorbereitet bei einem Landgang entdeckt. Ich stand da im Schneegestöber auf Deception Islands und wusste: Das ist es!

Brauchten Sie dafür eine Genehmigung?

Nein, wie gesagt, die Walfangstation ist verlassen und bald 100 Jahren nicht mehr in Betrieb. Nur das zerfallende Wohnhaus der Arbeiter durfte ich wegen Einsturzgefahr nicht betreten.

Welche Objektive haben Sie eingesetzt?

Das LEICA SUMMICRON – M 1:2/35 ASPH., den Aufstecksucher LEICA EVF-2, sowie das Kugelkopfstativ WeFOTO Q2

Wie lange brauchten Sie für diese Bilder?

Ich hatte etwas mehr als zwei Stunden Zeit. Insgesamt sind etwa 70 Aufnahmen entstanden. Für den Photo Award musste ich mich dann für eine Serie von 8 Fotos entscheiden.

Die Atmosphäre ist sehr speziell, düster und fast bedrohlich …

Ja, aber auch berührend. Auf dem örtlichen kleinen Friedhof liegen vorwiegend junge Menschen. Männer, die unter normalen Umständen in den besten Jahren gewesen wären. Einige wurden nicht einmal dreissig Jahre alt. Und die Stimmung der leidenden Wale von damals war für mich, und hoffentlich auch für den Betrachter der Fotos, spürbar.

Sie waren vor kurzem In Nepal. Es fällt auf, dass Sie da Menschen fotografiert haben. Das ist neu.

Ich war im Auftrag der Glückskette dort. Es ging um die Dokumentation des Wiederaufbaus nach dem Erdbeben von 2015. Es war tatsächlich eine ganz neue Erfahrung, unbekannte Menschen zu fotografieren. Ich hatte da bisher Berührungsängste, muss aber sagen, dass mich das Thema Street und Porträt im Moment sehr beschäftigt.

Jetzt wäre es noch spannend zu erfahren, ob Sie konkrete Projekte planen?

Nächstens reise ich zum vierten Mal in die Champagne zu den erstaunlichen Süntelbuchen. Ich möchte diese faszinierenden Bäume aus neuen Perspektiven fotografieren. Irgendwann würde ich gerne für längere Zeit in New York fotografieren. Ich interessiere mich für die dortige Architektur und die Menschen, die sich darin bewegen. Da ich jeweils besondere Stimmungen – Wolkenkratzer im wahrsten Sinn des Wortes – abwarte, dürfte dies einige  Zeit in Anspruch nehmen. Das will natürlich finanziert sein. Vielleicht versuche ich, ein Stipendium zu erhalten …

Webseite: www.hans-hofmann.com