Schwester Veronika hat das Gelübde einer «geweihten Jungfrau» abgelegt und führt ein religiöses Leben ohne Ehe. In ihrem Blog «Frommbeeren.ch» will sie die Schönheit der Schöpfung Gottes zeigen. Eine immer wichtigere Rolle spielen dabei die Fotos.

Veronika Ebnöther war 20 Jahre alt, als ihr Leben eine entscheidende Zäsur erfuhr.  Sie war in Rüschlikon ZH aufgewachsen und hatte in Zürich das Kunst-Gymnasium besucht. «Dann spürte ich den Ruf Gottes», blickt sie zurück. Sie entschloss sich, ihr Leben ganz in seine Hände zu legen. Als «geweihte Jungfrau» lebt sie nicht in einem Kloster, sondern in einer eigenen Zweizimmer-Wohnung in der Region Chur. Für ihre Lebenskosten muss sie im Gegensatz zu Nonnen selber aufkommen. Mit ihrem Gelübde hat sie versprochen, ehelos zu leben und täglich zu beten. «Diese Form eines religiösen Lebens passt sehr gut in die heutige Zeit», betont die 43-jährige Südostschweizerin, die in ihrer Freizeit gerne Alphorn spielt und auf dem Mountainbike unterwegs ist. Sie nennt sich selber auch «Freelance-Schwester» und verdient ihren Lebensunterhalt als Gefängnis-Seelsorgerin in Chur und Cazis. Daneben ist sie in einem Pfarreihaushalt als Putzkraft angestellt.

 

Weg vom verstaubten Image

Nach einem Aufenthalt als Missionarin in Bolivien kehrte sie 2011 in die Schweiz zurück und fühlt sich jetzt im Bündnerland sehr wohl. Um ihren Glauben sichtbar zu machen, trägt sie einen blauen Habit aus Jeansstoff. Im Jahr 2013 begann sie, unter dem Titel «Frommbeeren» jeden Monat mit viel Herzblut ein Büchlein herauszugeben, das sie von A bis Z selber anfertigte. Darin erzählte sie von spirituellen Erlebnissen aus ihrem Alltag. «Mein Ziel war es, durch meinen eigenen Alltag aufzuzeigen, dass man eine ganz natürliche Beziehung zu Gott haben kann, die nicht verstaubt ist.» Die Büchlein, deren Auflage 500 Stück betrug, sind inzwischen durch den Blog Frommbeeren.ch abgelöst worden. «Damit kann ich jetzt meine Zielgruppe verjüngen und auch Menschen ansprechen, die nicht viel mit der Kirche am Hut haben.»

Das Leben von Schwester Veronika als eine von rund 50 geweihten Jungfrauen in der Schweiz bewegt die Menschen ganz offensichtlich: Die TV-Sender SRF 1 (Aeschbacher, Fenster zum Sonntag) und RTS (Nachrichtensendung RTS Info) widmeten ihr schon Beiträge, und auch im Migros-Magazin wurde sie porträtiert. Entsprechend gross ist die Beachtung ihres Blogs: Aktuell wird er rund 8000 Mal im Monat angeklickt.

Unterwegs mit einer Leica Q

In den einzelnen Beiträgen spielen Bilder eine wichtige Rolle: Und die haben bei Schwester Veronika eine bemerkenswerte Qualität. Bis ins Alter von 40 Jahren habe sie gar nicht fotografiert, lacht die Freelance-Schwester. Als sie damit begonnen habe, hätten sie die Handy-Fotos sehr schnell nicht mehr zufriedengestellt. «Ein befreundeter Architekt schwärmte mir dann von seiner Leica M (Typ 240) vor und lieh mir die Kamera. Da hat es mir den Ärmel reingenommen.» Bald schaffte sie sich selber eine Leica M an und wechselte vor kurzem auf eine Leica Q, «weil die kleiner, leichter und schneller einsetzbar ist.» Mit der Qualität der Leica-Fotografien ist sie sehr zufrieden: «Man sieht einem Bild sofort an, ob es mit einer Leica aufgenommen worden ist oder nicht.»

 

Mit Fotos Stimmung erzeugen

Mit ihren Beiträgen will die Südostschweizerin die Ästhetik der Welt und die Schönheit Gottes zeigen. Das zeigen beispielsweise die Fotos, die sie kürzlich in Paris aufgenommen hat, als sie die französische Hauptstadt zum ersten Mal überhaupt besuchte. «Die Menschen sind alle auf der Suche nach Schönheit, in Tat und Wahrheit ist das die Suche nach Gott.» Beim Fotografieren gehe es ihr darum, das Jetzt abzubilden. «Ich brauche dafür immer weniger Worte, weil Worte auch einschränken. Ein Bild hingegen kann viel mehr Stimmung erzeugen.» Diese Tendenz habe auch mit dem Prozess in ihrem Inneren, ihrer Spiritualität zu tun. «Die Arbeit in den Gefängnissen kann belastend sein. Dadurch bin ich in meiner Freizeit stärker in mein geistiges Leben vertieft und brauche weniger Worte.»

Die Fotos, die Schwester Veronika aufnimmt, sind entsprechend ausdrucksstark. Ihr Lernprozess beim Fotografieren sei aber noch lange nicht abgeschlossen, betont sie. «Ich suche die Reduktion, möchte noch mehr Einfachheit in meine Bilder reinbringen und die Kompositionen vereinfachen.» Lichteffekte spielen dabei eine wichtige Rolle. «Das Licht ist eine Metapher für Gott, es erzählt von ihm.» Deshalb fotografiere sie oft im direkten oder indirekten Gegenlicht. Auch die Makrofotografie ist ihr wichtig. «Ich fotografiere gerne Details und Ausschnitte.» Weniger zeigen und mehr aussagen, heisse die Devise. Darin sieht sie eine Parallele zum Glauben, wo das grosse Ganze auch nie sichtbar sei. In der Leica Q hat sie die ideale Begleiterin gefunden. Für ihre Bedürfnisse sei sie ideal, sagt Schwester Veronika. «Sie ist die perfekte Reportagekamera.»