Die andere Seite eines faszinierenden und ihm unbekannten Universums aufdecken – Niels Ackermanns Neugier war geweckt. Und die Tatsache, dass er das Ganze mit einer Leica M aufnimmt machte die Herausforderung perfekt.

Mithilfe einer Carte Blanche während einer Woche in die Welt hinter den Kulissen des Prix de Lausanne eintauchen stellt ohne Zweifel eine einmalige Gelegenheit für einen Fotografen dar. Denn an diesem international renommierten Wettbewerb tummeln sich die aufstrebenden Nachwuchstalente der Welt des Tanzes – junge Tänzerinnen und Tänzer auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung, deren blosse Anwesenheit bei diesem Event von ihrem grossen Talent zeugt.

Eine Leica Summilux-M 1:1,4/35 mm ASPH auf einem M-Gehäuse (Typ 240): Niels Ackermanns Wahl war schnell getroffen, als sich ihm die Möglichkeit bot, die Reportage mit einer Ausrüstung von Leica durchzuführen. «Bei persönlichen Projekten arbeite ich am liebsten mit einer Brennweite von 35 mm.»

Im Prinzip hätte also alles reibungslos funktionieren sollen – wenn es nicht noch eine Überraschung bei der Lieferung der Ausrüstung gegeben hätte. Aber da Niels Ackermann sich mit vielen Modellen auskennt, war es schlussendlich nicht weiter schlimm, dass er die Leica M erst erhielt, als er schon vor Ort war. «Ich lerne neue Techniken sehr schnell, und zwar in zwei unterschiedlichen Phasen. In der ersten Phase stelle ich den Fokus mit dem Messsucher ein. Danach kann ich mich voll und ganz auf die Bildeinstellung konzentrieren, ohne dass ein unerwünschter Störfaktor, wie zum Beispiel ein leuchtender Kollimator, die Aufnahme des Bildes stört.»

Niels widmet sich also erst der Einstellung der Bildschärfe und dann der optimalen Bildeinstellung. Diese Vorgehensweise ermöglicht es ihm, einen neuen Ansatz für seine Arbeit zu entwickeln. «Durch dieses einzigartige Gehäuse habe ich etwas über mich selbst gelernt, denn es zwang mich, die Komposition anders anzugehen. Das erlebt man nicht oft als Fotograf!»

So hält er die perfekt ausgeführten Bewegungen, die Momente flüchtiger Anmut und die im Lichte der Scheinwerfer so natürlich wirkende Eleganz der Tänzer und Tänzerinnen für die Ewigkeit fest. Aber Niels Ackermann weiss, dass es nicht so einfach ist, wie es scheint, dass nur die stetige Wiederholung der Bewegungen und unermüdliches Training hinter den Kulissen es so mühelos aussehen lassen. Und genau darin liegt sein fotografischer Ansatz. Er möchte genauer hinsehen und diese verborgene und weitgehend unbekannte Seite dieser Kunst ans Licht bringen.

Die kleinen Dinge eines beinahe klösterlichen Alltags, verschwörerische Blicke, Momente der Konzentration, die Intimität der Umkleideräume, wertvolle Augenblicke der Entspannung, die Intensität der Vorführungen – nichts entgeht dem wachsamen Blick von Niels Ackermann und seiner Leica M. «Die Kamera hat die schwierigen Lichtverhältnisse sehr gut gemeistert, nicht zuletzt dank dem lichtstarken Objektiv. Die ausgezeichnete Qualität der Aufnahmen zeugt davon: Die berühmte optische Handschrift von Leica ist kein Mythos!»

Biografie

© Anna Ackermann 2015

Niels Ackermanns fotografischer Werdegang begann mit 13 Jahren, als er aufgrund einer Leidenschaft für grafische Gestaltung erste Bildaufnahmen machte. Aber es waren schliesslich der bekannte G8-Gipfel in Evian und die damit verbundenen Demonstrationen in Genf, die ihn zur sozialdokumentarischen und politischen Fotografie bewogen. Neben seinem Studium – erst Wirtschaftswissenschaften, dann Politikwissenschaften – entwickelte er seine fotografischen Fertigkeiten im Selbststudium. Er arbeitete zunächst als selbstständiger Fotograf, dann als Mitglied der Agentur Rezo und schliesslich war er Mitgründer der Agentur Lundi13. Heute ist er ein international angesehener Fotograf: Er wurde bisher mit dem Swiss Photo Award, dem Swiss Press Award (Fotograf des Jahres 2016) und dem Prix Rémi Ochlik ausgezeichnet. Was ihn sonst noch besonders macht: Er teilt seine Zeit zwischen der Schweiz und der Ukraine auf, wo er drei Wochen pro Monat verbringt.

Niels Ackermann

Agence Lundi13