Der Norden Europas gehört zu den Traumzielen für Vogelbeobachter. Bartkauz, Blauschwanz und Prachteiderente – diese und weitere Vogelarten sind in Europa hier am besten zu finden. Und das in einer wilden und ursprünglichen Landschaft, die ihresgleichen sucht. Zudem erlaubt die Mitternachtssonne das Beobachten zu jeder Tageszeit. Adrian Jordi hat im vergangenen Juli die besten Beobachtungsgebiete in Finnland und Norwegen besucht.

(c) alle Fotos Copyright Adrian Jordi

Zu Fuss macht sich Adrian Jordi auf den Weg, tief hinein in die ursprünglichen, unberührten Wälder von Kuusamo in Finnland. Es ist schon spät am Abend an der russischen Grenze. Dort, wo im Sommer die Sonne kaum untergeht. An einem Punkt, den Adrian voran bestimmt hat, stoppt er und hält Ausschau mit dem Leica Fernglas Noctivid 10×42. Was er nun im Fokus hat, ist der Brutplatz einer Bartkauz-Familie. Er muss nicht lange warten, bis die grösste Eule von Europa sich majestätisch auf einem Ast niederlässt und die Umgebung beobachtet. Adrian hält diesen seltenen Augenblick aus sicherer Distanz, ohne zu stören, fest. Er macht dies per Phonescoping, in Bild und Video. Das Leica Televid 82 hat seinen Job auf dem ersten Teil der Reise getan. Denn der Bartkauz ist sehr schwierig zu finden. Das erste Highlight ist im Kasten.

Leica und einheimische Unterstützung

«Es ist sehr schwierig, solche Arten zu finden» erklärt Adrian. «Da ich mich nicht auf den Zufall verlassen wollte, habe ich im Vorfeld meiner Reise Kontakt aufgenommen mit einem Einheimischen. Dieser hatte mir einen Tipp gegeben, an welchem Standort zwei Wochen vorher der Kauz gesehen wurde. Dass es aber so einwandfrei geklappt hat und ich solche Aufnahmen machen konnte, das ist sehr speziell». Aber nicht nur den Bartkauz hat Adrian in Kuusamo entdeckt, sondern auch den Blauschwanz. «Auch hier habe ich den GPS-Punkt von meinem finnischen Kollegen erhalten. Als ich die Gegend mit dem Leica Feldstecher absuchte, sah ich plötzlich auf einem abgestorbenen Ast einen kleinen Vogel sitzen. Orange Flanken, ein blauer Schwanz: Blauschwanz! Auch dies war ein seltenes Highlight» schwärmt Adrian. Diese Entdeckung hat er denn auch gebührend gefeiert.

Bevor sich Adrian aufmacht auf eine Vogelbeobachtungs-Reise, trifft er die nötigen Vorbereitungen. Er recherchiert vorhandene Arten, wie sie sich verhalten, wo und wann man sie am besten antrifft. Daraus macht er eine detaillierte Liste mit den gewünschten Zielarten. «Auf dieser Reise habe ich alles entdeckt, was ich wollte. Ausser der Schneeeule, aber die ist ausserordentlich schwierig zu finden». Zudem kann man unter den Vogelbeobachtern auf die Unterstützung von Kollegen zählen, in ganz Europa. Und nicht zuletzt packt Adrian auch das nötige Material ein. Das Beste, was auf dem Markt erhältlich ist: Leica. «Auf dieser Reise hatte ich das grosse Fernrohr von Leica, das Televid 82 dabei. Zudem wie immer das Fernglas Noctivid 10×42. Eine Ausrüstung, auf die ich mich zu hundert Prozent verlassen kann. Als Ergänzung zur normalen Fotoausrüstung hat Adrian auf dieser Reise mit dem Smartphone durch das Fernrohr fotografiert sowie gefilmt und damit fantastische Aufnahmen gemacht.

Auf Tuchfühlung mit Seevögeln

Adrians Reise war nach der Entdeckung des Blauschwanz in Finnland keineswegs zu Ende. Es sollte noch ein drittes Highlight folgen. Also machte er sich mit seinem Sohn auf nach Norwegen, an den Varangerfjord. Dort in der Arktis, der Tundra traf er seinen Kollegen Manuel Schweizer. Beide sind sie Teil der Birders without Borders. In die Arktis verirrt sich doch kein Vogel, könnte man meinen. Dem ist aber nicht so. «Die Prachteiderente, der Gerfalke, alle haben wir sie gesehen. Es sind wirklich harte Bedingungen dort und wir mussten mit dem Fernrohr das Meer absuchen, bis weit draussen. Die Leica-Optik war in diesem Moment Gold wert». Dort, wo die Sonne nun gar nicht mehr untergeht, wurden auch die Vogelbeobachter nachtaktiv. Bis weit nach Mitternacht waren wir unterwegs. Und machten uns mit einem Boot auf zu einer Vogelinsel im Meer, der Hornoya. Über 100’000 Meeresvögel finden sich dort ein, um zu brüten. Darunter auch der Papageitaucher und seltene Dickschnabellummen. Manche der Vögel beobachteten wir aus 1-2 Meter Entfernung. Ein unglaublicher Moment. Diese Insel ist ein Highlight der europäischen Vogelbeobachtung».

Dies waren die besonderen Momente und Erlebnisse, welche Adrian gleich zu Beginn des Gesprächs angesprochen hatte. Doch die Reise in Europas Norden war so faszinierend, dass ihm während des Erzählens noch ein zusätzliches Highlight in den Sinn kommt. «Auf dem Rückweg, in Lappland, auf dem Kaunispää-Berg, fanden wir diese karge Tundra-Vegetation. Und haben dort tatsächlich noch den Mornellregenpfeifer entdeckt. Es war ein Paar mit seinen zwei Jungen. Ganz nah. Sie machten überhaupt keine Anstalten, von uns weg zu gehen. Sie haben offenbar keine Scheu vor dem Menschen. Wenn du mit dem Leica Noctivid Feldstecher so nah beim Tier stehst, siehst du einfach jedes Detail. Absolut faszinierend».

Über den Jura nach Afrika

Wer nicht in die Tundra reisen mag, um diesen angstlosen Vogel zu beobachten, der kann sein Glück auch in der Schweiz, vor allem in den Alpen und im Jura, versuchen. Dort macht der Mornellregenpfeifer jeweils im August und September einen Zwischenstopp auf seiner Reise in den warmen Süden nach Afrika. «Ja genau. Auf kargen Hochflächen rastet er manchmal. Auf dem Chasseral oder dem Cassonsgrat zum Beispiel».

Über Adrian Jordi

Adrian Jordi ist aktiver Birder, Lehrer und Mitarbeiter der BirdLife-Zeitschrift Ornis für den Birder’s Corner. Als Präsident des CH Club 300 engagiert er sich für die Vogelbeobachtung in der Schweiz. Im Ranking der meistgesehenen Vogelarten in der Schweiz  rangiert er auf Platz 2.

Adrian hat ornithologische Reisen in über 30 Länder gemacht und ist ein sehr erfahrener Reiseleiter mit Schwerpunkt Europa, Afrika und Asien und vertieftem Interesse für den Nahen Osten und den Tiger.

Weitere Blog Posts mit Adrian Jordi:

Champions of the Flyway

Im Namen des Geiers