Eines sei vorweggenommen: die Leica M11 bleibt äusserlich dem beliebten klassischen Stil der M-Serie treu. Was den Unterschied ausmacht, ist das, was drinsteckt. «Ein unglaublich kraftvolles Instrument» sagt die professionelle Leica-Fotografin Caroline Fink. Sie wurde auserwählt, die Leica M11 als erste Person in der Schweiz zu testen. Und war begeistert: «Es tat weh, die Kamera wieder zurückzugeben».

«Ich wünschte, ich hätte die Kamera behalten können als mein neues Arbeitsgerät» erzählt Caroline lachend. Vier Wochen lang hatte die leidenschaftliche Bergsportlerin vergangenen Sommer Zeit, die neue Leica M11 zu testen. Dabei schonte sie die Kamera keineswegs. «Ich war sehr intensiv in den Schweizer Alpen unterwegs, wie immer ohne besondere Rücksicht auf meine Fotoausrüstung». Auf dem Programm standen Bergsteigen am Piz Palu sowie Klettern in der Zentralschweiz, Biwakieren im Bündnerland und ein Ausflug an den Lago di Saoseo im Puschlav. «Ich habe sehr gerne mit der Leica M11 gearbeitet. Sie katapultiert die M-Philosophie technisch in eine neue Sphäre, die alles andere überragt.» Man sei den Leica-Grundwerten zwar treugeblieben, habe aber entscheidende Details weiterentwickelt. «Die M11 ist ein sehr kraftvolles Instrument.»

Leica M als Bergkamera

Dass eine Alpinistin und professionelle Fotografin mit einer Leica M durchs Gebirge zieht, ist doch eher die Ausnahme. Bei Caroline Fink ergab sich dies aus Zufall. «Ich war mit Fotograf Gaudenz Danuser in den Bergen unterwegs, als er mir sagte: ‹Du bist von deiner Arbeitsweise her eine M-Fotografin!› Anschliessend bot er mir an, seine Leica M9 zu testen. Bereits nach den ersten Bildern war ich hin und weg von deren Qualität sowie der Philosophie dieser Kamera. Wenig später entschied ich mich für die Leica M10, welche schliesslich meine erste Leica war». Auch wenn es gewiss nicht das einfachste Arbeitsinstrument in den Bergen ist, überwiegen für Caroline die positiven Aspekte. «Sie liefert Bilder in einer unglaublichen Qualität. Ich benutze vorwiegend das Objektiv Summilux 35, was mir ermöglicht, auch bei wenig Licht aus der Hand zu fotografieren, ohne Stativ. Nimmt man noch das geringe Gewicht dazu, spricht nichts mehr gegen die Leica M als Bergkamera».

Die Tatsache, dass Caroline mit der Leica M in die Berge zieht und mit atemberaubenden Bildern zurückkehrt, gab denn auch den Ausschlag, dass sie als erste Testperson für die Leica M11 auserwählt wurde. Eine Erfahrung, die sie nicht missen möchte. «Die Kamera hat etwas sehr Schweizerisches, nämlich ein elegantes Understatement. Während sie von aussen unauffällig traditionell wirkt, hat sie ein unfassbares Innenleben. Es ist unglaublich, was in ihr steckt. Eine Wahnsinns-Kamera». Selbstverständlich eignet sich die Leica M11 nicht nur für Fotografen, welche in die Berge ziehen wollen. Sondern generell für alle, die den Zauber der M-Fotografie lieben. «Ich empfehle die Kamera allen, die Bilder mit Seele machen wollen. Fotografen, welche nicht nur etwas abbilden, sondern Emotionen vermitteln wollen.»

Die Vorteile der Leica M11

Neben ihren Bergbildern gab es noch weitere gute Gründe, warum Caroline Fink die M11 als erste testen konnte. Sie kennt das M-Modell in- und auswendig, ist eine geübte Leica M-Fotografin und kann die Entwicklung der M11 gegenüber der M10 genau analysieren. Während die neue Leica äusserlich dem beliebten klassischen M-Stil treubleibt, überzeugt sie mit neuen technischen Verbesserungen. Caroline Fink hat drei Punkte herausgehoben:

  1. Sie lässt mich bei jedem Bild entscheiden, ob ich mit sehr hoher, mittlerer oder tiefer Auflösung fotografiere. Dies bei gleichbleibender Sensorfläche. Das finde ich sensationell! Die höchste Auflösung nutze ich, um nachträglich einen bestimmten Bildausschnitt zu wählen oder grossformatige Bilder zu drucken. Die tiefste Auflösung macht sie derweil bei extrem wenig Licht noch stärker.
  2. Sie bietet den ISO-Wert 64, was bei hellen Lichtbedingungen dennoch ein Arbeiten mit weit offener Blende ermöglicht; umgekehrt liefert sie auch bei ISO-Werten über 6400 makellose Bilder. Beides kommt meiner Bildsprache sehr entgegen.
  3. Sie ist leichter als die M10 und der Akkuwechsel ist einfacher, weil sie keinen Bodendeckel mehr hat. Das schätze ich sehr, weil ich mein Equipment oft stundenlang trage und auch mal in einer Kletterroute einen Akku wechsle.

 

 

Spilauer See, 06.15 Uhr, 1/50, f/2.4, ISO 400, 35mm

Ich war um halb fünf aufgestanden, um vor Sonnenaufgang zum See aufzusteigen; früher als erwartet, begann das Wasser im ersten Licht des Tages zu schimmern.

 

 

 

 

Lidernengebiet, später Nachmittag 17.10 Uhr, 1/2500, f/5.6, ISO 64, 35mm

Akela stand am Ende des Klettertages auf einer Anhöhe, als sich das letzte Tageslicht auf ihrem Gesicht reflektierte; danach folgte ein Abstieg mit Stirnlampen im Dunkeln.

 

 

 

 

Lagh da Saoseo, 10.50 Uhr, 1/800, f/2.8, ISO 64, 35mm

Dieser See ist bekannt für sein klares Wasser; er wird oft besucht, doch an diesem Tag war es so still, als wäre ich in der Wildnis; um so lauter waren die Farben des Wassers und der Flora.

 

 

 

 

 

 

Piz Palü, 11.10 Uhr, 1/500, f/22, ISO 200, 21mm

Wir waren um viertel nach drei aufgestanden, um den Piz Palü zu traversieren; es war August, aber mit -9 Grad kalt und die Kletterei auf knapp 3900 m schön und streng zugleich.

 

 

 

 

Lidernengebiet, später Nachmittag 17.10 Uhr, 1/2500, f/5.6, ISO 64, 35mm

Akela war weit über dem letzten Sicherungshaken in einer schwierigen Kletterpassage; ich hing, gesichert an einem Bohrhaken, in der Routen neben ihr; erst wollte ich sie bitten, zu mir zu blicken, doch wollte ich sie in ihrer Konzentration nicht stören; rückblickend gefällt mir der Fokus auf ihre Hand besser, weil dieser für mich eine Essenz des Kletterns zeigt.

 

 

 

 

 

Oberhalb Lenzerheide, 18.20 Uhr, 1/2500, f/1.7, ISO 200, 35mm

Im Grunde fotografierte ich etwas anderes, als Outdoor Guide Tim vor mir abgekochtes Wasser in eine Tasse goss; er bewegte sich und die Sonne tauchte ab und zu neben ihm auf, was dieses Bild ermöglichte; dieses transportiert für mich das Gefühl der klaren Luft und noch wärmenden Sonne des Bergherbsts, während es in den Bergen bereits still ist.

 

 

 

Über Caroline Fink 

(c) Gaudenz Danuser

Caroline Fink, 44, fasst Erlebnisse und Themen in Bilder und Worte. Als Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Alpinistin, liegt ihr Fokus auf den Alpen und den Bergen der Welt, auf den Menschen im Gebirge sowie auf Orten, die nah am Ursprung der Natur liegen. Sie erlebt und entdeckt, taucht ein, erfährt, staunt und fragt nach. Und findet so die Geschichten, die sie im Film, in Bildprojekten oder als klassische Reportagen erzählt. Immer mit dem Ziel, das zu vermitteln, was sie selbst bewegt. Denn nur das – davon ist sie überzeugt – hat die Kraft, andere zu inspirieren.

In der Fotografie arbeitet sie in den Sparten Reportage und alpine Fotografie sowie im Segment Fine Art; als Dozentin unterrichtet sie im Studiengang Fotografie am MAZ in Luzern; im Film ist sie auf Regie und Kamera spezialisiert. Ihr Studienabschluss in Soziologie liegt eine Weile zurück. Geblieben indes ist das Interesse an gesellschaftlichen Themen und das kritische Hinterfragen scheinbar unverrückbarer Realitäten. Darüber hinaus mag sie Sprachen seit ihrer Kindheit – geboren im zweisprachigen Biel/Bienne. Französisch, Spanisch, Italienisch und Englisch gehören zum Repertoire sowie gute Grundkenntnisse in Farsi. Sie lebt inmitten der Stadt Zürich, verbringt jedoch viele Tage in den Bergen.