Die Lancierung einer neuen M erregt stets Aufsehen. Karine Bauzin hat ein Modell der Vorserie an einen Ort mitgenommen, an dem Kameras sonst keinen Zutritt haben: in einen Operationssaal. Ein anspruchsvolles Einsatzgebiet für eine aussergewöhnliche Kamera.

Ein Chirurg in Arbeitskleidung, kurz bevor er seinen sterilen Kittel überzieht. Er wirft konzentriert einen letzten Blick auf sein Smartphone, dann betritt er den Operationssaal. Dort beginnt ein akribisch durchchoreographierter Tanz. Anästhesist, Instrumentierkräfte, Pflegerinnen: Alle kennen ihre Aufgaben und Verantwortungsbereiche in- und auswendig. Nicht weniger als acht Fachkräfte versorgen einen Patienten, der ihnen in dieser Situation ausgeliefert ist.

Das Fotografieren unter diesen Umständen erfordert Erfahrung. Glücklicherweise hat Karine Bauzin davon reichlich. Mit ihrer dokumentarischen Herangehensweise, bei der die Menschen immer im Mittelpunkt stehen, trägt sie gerade zu einer grösseren Reportage über die Notrufnummern bei. Ein naheliegendes Thema mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. In einem Operationssaal unter Ausschluss der Öffentlichkeit braucht es beim Thema Licht in der Tat eine besondere Vorgehensweise.

«Die Beleuchtung stellt in einer solchen Umgebung eindeutig die grösste Herausforderung dar. Das insbesondere im Operationsfeld sehr grelle Licht erfordert besondere Aufmerksamkeit. Sonst sind Teile der Bilder stark überbelichtet», erklärt die Profi-Fotografin. «Der Direktzugriff auf die wichtigsten Einstellungen der M11 sowie ihr Touch-Display erleichtern das Ganze sehr. Ebenso wie der sehr grosse Dynamikbereich des Sensors.»

Der Sensor bietet nunmehr eine maximale Auflösung von 60 Millionen Pixel und ist mit einem mechanischen und einem elektronischen Doppelverschluss ausgestattet. «Ein entscheidender Vorteil, wenn man diskret sein muss. Der Chirurg wurde nicht durch Geräusche gestört, obwohl ich mit der Kamera manchmal sehr nah an ihn herangekommen bin.» Diese Nähe erforderte ständige Aufmerksamkeit: «Um niemanden zu stören, hatte ich den Sucher immer vor dem einen Auge, während das andere auf die kleinste Bewegung achtete.»

So wurde die Fotografin Teil des Tanzes: einen Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück. Mit all der notwendigen Vorsicht, die in einem hektischen Operationssaal nötig ist. Mal ganz abgesehen von Berufsethos und Respekt, die eine solche Situation erfordert. «Es war für mich unmöglich und undenkbar, meinem Motiv so nahe zu kommen, wie ich es gewohnt bin. Daher habe ich die Objektive im Bereich zwischen 24 und 50 mm verwendet, dabei auf einen sehr weiten Winkel verzichtet und teilweise ungewöhnliche Perspektiven eingenommen.»

Im Verlauf der Reportage kam Karine Bauzin die längere Lebensdauer des Akkus zugute. Ihrer Ansicht nach kann man dadurch von nun an in den meisten Situationen auf einen zweiten Akku verzichten. Da sie bisher mit der M10 fotografierte, war ihr der Umgang mit dem Nachfolgemodell sehr schnell vertraut: «Die Kamera ist ebenso ästhetisch wie effizient, intuitiv und unkompliziert, mit einer puristischen Ergonomie. Der Verzicht auf alles Überflüssige ist entscheidend; denn so kann man all seine Aufmerksamkeit auf das Motiv und die eigene Kreativität richten!»

Selbst wenn Karine Bauzin letztlich diese Reihe fortsetzen möchte, da deren Umsetzung ihr zu einem starken Adrenalinschub verhilft, der sie schon fast süchtig macht, bietet die Genfer Fotografin dennoch eine sehr menschliche Betrachtungsweise des Operationssaals, ohne jede Sensationsgier. Die Bilder heben die präzisen Handgriffe und unerlässliche Interaktion der Protagonisten hervor.

«Als Leica mir vorgeschlagen hat, die neue M zu testen, habe ich sofort an das Thema der Schönheitschirurgie gedacht. Eine Suche nach Perfektion, nach der auch Leica auf seine Weise strebt. Bevor ich die Kamera bekam, habe ich mich gefragt, was denn nun im Vergleich zur M10 noch besser sein könnte. Ich muss zugeben, dass ich wieder einmal positiv überrascht wurde!»

Biografie

Die französisch-schweizerische Pressefotografin Karine Bauzin lebt und arbeitet grösstenteils in Genf. Sie arbeitet seit mehreren Jahren mit der nationalen und internationalen Presse zusammen. Seit 2019 ist sie Mitglied der Agentur Regardirect. Karine Bauzin schätzt die Arbeit ausserhalb des Studios und den unmittelbaren Kontakt mit den Motiven ihrer Bilder – sie erkundet die Welt mit einem direkten und wirklichkeitsnahen Blick. Ihre neuesten Veröffentlichungen nach Un jour, tout bascule … (Editions du Tricorne) und Portraits-ge.ch (Editions Slatkine) waren C’est la lutte finale! und Post tenebras lux (GOOD HEIDI Production).