Sandro Georgi kommt entspannt, mit einem Lächeln auf den Lippen, an unserem Treffpunkt am Bielersee an. Kein Schweisstropfen ist zu sehen, obwohl er soeben 50 Kilometer auf dem Velo zurückgelegt hat, zum Teil gegen den Wind wohlverstanden. Kein Wunder, Sandro kehrte erst vor wenigen Wochen zurück aus der Wüste des Oman, wo er mit dem Velo, der nagelneuen Leica M11 und leichtem Gepäck in der Sonne, den Winden und der Weite unterwegs war. Und eine wunderschöne Fotoreise erlebte.

Es fühlt sich wie ein freundschaftliches Ritual an, wenn Sandro als erstes eine Tüte mit frischen Datteln aus dem Oman aus seiner Tasche holt und als Snack anbietet. Ein Ritual, welches er auf seinem Velo- und Foto Trip durch den Oman selbst auch erlebt und schätzen gelernt hat. «Die Menschen sind unglaublich gastfreundlich. Sogar im entlegensten Dorf haben sie mir Essen angeboten, mich zu Kaffee und Datteln eingeladen und das Velo und meine Ausrüstung kritisch betrachtet. Ich fühlte mich nicht ein einziges Mal unsicher, obwohl ich allein unterwegs war und wild campierte.»

Leica M11 kurz vor dem Abflug eingetroffen

Dass Sandro den Oman besuchte, kommt nicht von ungefähr und hat mit seinem fotografischen Auge zu tun. Vor einigen Jahren, während einem Zwischenstopp in Muscat, fiel ihm das besondere Licht auf. «Die Sonne war eben aufgegangen und durch die grossen Fenster des Flughafenterminals strömte dieses goldene, unglaublich weiche Licht, dass von der Wüste und dem Staub geprägt ist. Ich war sofort fasziniert und wusste, dass ich eines Tages dieses Land besuchen muss, um eine Fotoreportage zu machen. Als meine Frau, zu einem späteren Zeitpunkt und unabhängig von mir, genau dasselbe erlebte, war diese Reise beschlossene Sache. Es war die richtige Entscheidung, ich war sicher nicht zum letzten Mal dort.» Knapp drei Wochen bereiste Sandro den Oman allein mit dem Velo, getreu seiner Präferenz, dass er am liebsten dort reist «wo möglichst wenig Menschen sind».

Eigentlich plante Sandro eine völlig andere Reise, nämlich nach Lappland, in den weiten Norden mit Ski, Schlitten und Zelt. Im letzten Moment änderte er seine Meinung, «weil ich keine Lust auf Kälte hatte. Im Oman war es dafür dann zum Teil etwas sehr warm» erzählt der Berner lächelnd. Zwei Tage dauerte die grobe Routenplanung, welche er vor Ort dann laufend angepasst hat. Bikepacking-Blogs und das eine oder andere Youtube-Video dienten als Grundlage für die Route. Schlussendlich radelte er rund 1’100 Kilometer, «das meiste gegen den Wind, aber dieses Gefühl hat man ja eh immer». Dabei kam ihm entgegen, dass er nur wenig Gepäck mitgenommen hatte und dass seine Fotoausrüstung klein, handlich und doch robust ist. Kurz vor seiner Abreise erhielt er von Foto Zumstein in Bern nämlich die freudige Nachricht, dass seine neue Leica M11 eingetroffen sei.

Dreamteam M11 und 50mm APO Summicron

Die nagelneue Kamera wurde im Oman eingeweiht. Es war emotional nicht ganz einfach, die neue Leica M11 gleich mal dem Staub der Wüste auszusetzen, wie Sandro bestätigt. «Ja klar, aber auf der anderen Seite ist sie halt auch ein Arbeitsgerät, welches ich brauchen will, in allen möglichen Bedingungen. Ich schützte sie so gut wie möglich, aber eine Leica M hält dies aus. Es ist ausgezeichnetes Material, auf welches ich mich verlassen kann. Sie hat sich echt bewährt. Nur das Objektiv habe ich kaum gewechselt, weil ich keinen Staub auf dem Sensor wollte. Aber sowieso war ich überglücklich mit der Kombination M11 und APO-SUMMICRON-M 1:2/50 ASPH. Definitiv meine Lieblingskombination.» Überzeugt ist Sandro vor allem von der einzigartigen Bildqualität. «Sie liefert beinahe einen 3D-Effekt, die Bilder wirken ab einer gewissen Grösse fast räumlich, als ob man hineinsteigen könnte. Auch ist die Linse sehr scharf, sogar wenn ich die Blende voll öffne. Die Schärfe ist aber nicht hart, nicht klinisch und tut nicht weh wie bei anderen Linsen, die ich kenne. Mit dem 60MP Sensor kann ich zudem jederzeit einen Bereich des Bildes herausschneiden, nach Wunsch vergrössern und habe immer noch genügend Pixel. Top-Qualität halt.»

Der Wechsel auf die Leica M11 fiel dem Fotografen und Outdoor-Guide nicht weiter schwer, da er vorher schon mit einer M 262 und zuletzt einer Leica M10-R unterwegs war. «Der Sensor war und ist nach wie vor sensationell. Nun hält allerdings die Batterie viel länger und für mich viel wichtiger, ich kann die Kamera unterwegs über USB mit einer Powerbank laden. Ich kann die Batterie auch viel einfacher wechseln, da die Bodenplatte bei der M11 weg ist.» Zudem schätzt er, dass die Bedienung immer noch gleich simpel ist wie bei den Vorgänger-Kameras. «Die neue Leica hat keine überflüssigen Funktionen und Knöpfe, und auch keine komplizierten Menus. Das schätze ich sehr und war auch bei der M10-R und der M 262 bereits so. Da ich die Einstellungen sowieso immer alle manuell mache, musste ich eigentlich mit dem Kamerawechsel nichts ändern, sondern kann von den Vorzügen und der Qualität der M11 direkt profitieren. Und wie gesagt, ist das Zusammenspiel des Sensors mit dem 50er APO Summicron grossartig. Es ist eine Freude, so zu arbeiten, sogar wenn die Umstände wie in der Wüste nicht immer ganz einfach sind.»

Streunen und Fotografieren

Um vom erwähnten besonderen Licht des Omans zu profitieren, konzentrierte sich Sandro auf den Sonnenaufgang am frühen Morgen und die Dämmerung gegen Abend. «Die Sonne geht früh auf, kurz nach 6 Uhr. Diesen Moment wollte ich jeweils nutzen. Kurze Zeit später wird es sowieso zu heiss, um im Zelt zu liegen. Nach der Morgensession fuhr ich zügig ab, das Ziel war jeweils, möglichst rasch vorwärtszukommen, da das Thermometer am Nachmittag deutlich über 30°C stieg. Dann, gegen Abend, nach dem Zelt aufstellen, streunte ich zu Fuss los. Ich liess mich treiben und fand interessante Ecken, oder die Ecken fanden mich. Dieses Streunen liebe ich und gehört zu meiner Fotografie.»

Ob in Lappland oder im Oman, am liebsten streunt Sandro durch die verlassene Natur und geniesst die Wildnis, fern von Städten und Menschen. «Am meisten interessiert mich der Schnittpunkt Mensch/Natur. Ich bin gerne allein in totaler Wildnis unterwegs. Umso stärker ist dann der Kontrast, wenn ich wieder zurück in zwar abgelegenen, aber doch zivilisationsnahen Orten bin. Welche Spuren hinterlassen wir, wie gehen wir mit der Natur um!? Im Oman hat mich der viele Abfall, den ich immer wieder gesehen habe, auch in der Sandwüste, entsetzt. Es tut weh, das zu sehen und wäre einfach zu vermeiden. Meine Fotografie hat vor allem mit meiner Persönlichkeit und meiner Geschichte zu tun. Ich stoppe und fotografiere, wenn mich etwas berührt, wenn ich etwas fühle. Dies können Details sein, aber auch weite Landschaften. Ich fühle mich draussen, in der Natur wohl. Dort muss ich nichts, darf einfach sein und die Zeit ist auch nicht so wichtig. Zudem erlebt man zu Fuss oder auf dem Velo Wind und Wetter, riecht die Umgebung, nimmt intensiver wahr als in einem Auto. Diese Kombination von Fotografie und dem Erlebnis draussen ist meine Leidenschaft. Die Kamera hilft mir, die Welt so festzuhalten, wie ich sie sehe. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne eine Kamera, ohne eine Leica unterwegs zu sein.»

https://www.sandrogeorgi.com/

Leica Akademie-Kurse mit Sandro Georgi:

8.-9. Juli: Landschaftsfotografie im Kiental

3. September: Bewusst fotografieren: Sehen was ist