Thomas Biasotto befindet sich im Endspurt. Es ist nicht fertig, bis es fertig ist und das ist es meist erst kurz vor der Türöffnung. Es ist der Tag vor der Vernissage einer Ausstellung, welche nichts weniger als die ganze Welt nach Appenzell bringt. Und dies in der Form, welche Biasotto bevorzugt: gedruckte, grossformatige Fotografien. Die Menschen dahinter sind bekannte Leica M-Fotografen. Gemeinsam haben sie vieles, und doch ist der rote Faden, dass es keinen roten Faden gibt. Eine Vorschau.

Die beiden grössten Gemeinsamkeiten von Mäddel Fuchs, Dominic Nahr, Emil Grubenmann, Hansjörg Hinrichs und Thomas Biasotto sind ihre Herkunft und die Ausrüstung ihres Vertrauens. Alle kommen sie nämlich aus dem Appenzell. Und alle arbeiten sie mit einer Leica M. Was sie auch noch verbindet: dass sie in die weite Welt gezogen sind, um mit eindrücklichen Bilderwelten zurückzukehren. Diese werden nun in Biasottos Herzensprojekt, dem neuen Konzept- und Kulturraum ink in Appenzell ausgestellt. Ein Besuch ist höchst empfehlenswert.

Leidenschaft Leica M

«Wahrscheinlich kommen schlussendlich zu viele Leute morgen an die Vernissage», meint ein überaus motivierter Thomas Biasotto, «ich habe Vollgas gegeben. Aber das Thema und die ganze Ausstellung sind einfach top. Es lohnt sich». Obwohl alle ausstellenden fünf Fotografen aus Appenzell sind, wird kein einziges Appenzeller Bild gezeigt. Der Name ist Programm. «Mäddel Fuchs präsentiert seine Eindrücke aus Andalusien, Kriegsfotograf Dominic Nahr zeigt uns das Zeitgeschehen in der Ukraine. Emil Grubenmann nimmt die Betrachter mit auf eine Reise nach Indien, während Hansjörg Hinrichs die Schönheit des Südpazifiks zeigt. Ich selbst präsentiere Bilder aus London und New York. Es ist eine faszinierende fotografische Reise um die Welt.»

Biasotto verneint zwar, einen ganzheitlichen roten Faden durch die Ausstellung gesponnen zu haben. Doch spätestens, wenn die fünf ausstellenden Persönlichkeiten mit ihren Kameras umgehängt durch die Vernissage führen, wird den Besuchern die grösste Gemeinsamkeit auffallen. Sie arbeiten alle mit einer Leica M. Zwar nicht demselben Modell, aber die Basis ist die gleiche. «Die ganze Palette der M-Kameras ist vertreten, analog bis digital. Dies vereint uns ohne Zweifel und ist definitiv der gemeinsame Nenner. Wohl auch deshalb verstehen wir uns so gut. Noch nie habe ich erlebt, dass ich mich mit einem anderen Leica-Fotografen nicht auf Anhieb verstanden hätte. Kommt hinzu, dass dies eine unglaubliche Qualität garantiert, dafür ist Leica ja bekannt».

Der Traum vom eigenen Raum

Einen roten Faden bietet natürlich auch jede einzelne der fünf Ausstellungen, indem sie eine ganzheitliche Geschichte erzählen, realisiert von den Künstlern hinter der Kamera. Präsentiert in einem Raum, der die ideale Grundlage bietet – eine alte Druckerei. «Es ist doch der Traum jedes Fotografen, eine eigene Galerie mit Fotoprojekten, Ausstellungen und Bilderwelten bespielen zu können. Diesen Traum habe ich hier im ink verwirklichen können». Eröffnet hat er die umgebaute ehemalige Druckerei der Zeitung «Appenzeller Volksfreund» letztes Jahr im November. «Das Projekt war sofort sehr gut akzeptiert und wir sind super gestartet. Es kommen vor allem viele Einheimische, was mich enorm freut. Schliesslich ist dies die grosse Stube des Dorfes. Einfach ein geiler Ort».

Neben dem Konzept- und Kulturraum befinden sich noch zwei Ateliers und eine Kaffeerösterei im Gebäude. Der grosse Raum ist zudem ausgestattet mit einem Konzertflügel und soll keineswegs nur Ausstellungen beheimaten. «Es finden regelmässig auch Konzerte oder Kulinarik- und Kulturanlässe statt. Und dies ganz im Berlin-Style, nämlich immer am Samstagvormittag. Zu diesem Zeitpunkt haben alle Zeit, um einen Kaffee trinken zu kommen und dabei noch Kunst und Kultur zu bestaunen. Ich möchte, dass so viele Leute wie möglich von diesem einzigartigen Raum und Angebot profitieren». Nun geht es aber erstmal in den Endspurt, damit sich am nächsten Tag die ganze Welt in Appenzell zeigen kann. Die Leica-Künstler sind jedenfalls bereit. «Es waren alle sofort begeistert als ich sie angefragt habe und sind es jetzt noch viel mehr. Wir freuen uns riesig auf das Eröffnungs-Weekend und darauf, möglichst viele Besucher im ink begrüssen zu dürfen».

Die Ausstellung «Die ganze Welt in Appenzell» startet am Freitag, 5. Mai im Konzept- und Kulturraum ink in Appenzell und dauert bis am Samstag, 26. August.

Mehr Infos: www.ink-appenzell.ch