Die mit dem LOBA ausgezeichnete Serie untersucht in mehreren Kapiteln die aktuellen Folgen der globalen Energiewirtschaft an den Beispielen der Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo, des Kupfer- und Lithiumabbaus in Chile und der Gewinnung von Nickel in Indonesien. Für sein Projekt nutzt Monteleone neben der Fotografie weitere visuelle Formate wie Video oder Kartierungen; die Arbeit problematisiert mit dem Einsatz verschiedener Bildmedien die Verbindung zwischen den jeweiligen Rohstoffen und den vor Ort lebenden und arbeitenden Menschen.

Könnten Sie uns bitte Ihr Projekt kurz beschreiben?
Critical Minerals – Geography of Energy ist ein Projekt mit mehreren Kapiteln, das den tiefgreifenden Wandel in der globalen Energielandschaft – die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen – untersucht. Die Geschichte befasst sich mit den komplexen geopolitischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen der exponentiellen Nachfrage nach Mineralien, die zur Erreichung der Ziele für erneuerbare Energien erforderlich sind. Während die Industrienationen den Wettlauf in Richtung Nachhaltigkeit anführen, stehen sie vor der doppelten Herausforderung, eine Politik für saubere Energie zu formulieren und gleichzeitig die notwendigen Rohstoffe zu sichern, die häufig aus dem globalen Süden stammen. Infolgedessen haben Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Menschenrechte und Umweltaktivismus begonnen, die hohen Kosten der Energiewende infrage zu stellen. Das Streben nach umweltfreundlicherer Energie birgt die Gefahr, dass die Fehler der Vergangenheit fortgeschrieben werden, anstatt eine gerechte und nachhaltige Zukunft einzuläuten.

Welchen Umfang hat die Serie bislang?
Das Projekt umfasst derzeit vier Kapitel, die jeweils einem bestimmten kritischen Mineral gewidmet sind – Kupfer, Lithium, Kobalt und Nickel. Und wir planen, ein fünftes Kapitel über Seltene Erden aufzunehmen. Die Erzählung soll sich mit Beiträgen von verschiedenen geografischen Standorten und lokalen Mitarbeitern weiterentwickeln, um ihr mehr Tiefe und Breite zu verleihen.

Wie wird diese Vertiefung aussehen?
Die Idee ist, die Auswirkungen dieser Mineralien von der Gewinnung bis zu ihrer Rolle bei der globalen Energiewende zu behandeln. Es ist ein gemeinschaftliches Projekt mit Foto- und Videobeiträgen von lokalen Mitarbeitern wie Cristóbal Olivares in Chile, Guerchom Ndebo im Kongo und Muhammad Fadli in Indonesien. Neben der fotografischen Serie gibt es eine bedeutende Videokomponente, die als Mehrkanalkurzfilm und eine Reihe von Karten für die Zukunft konzipiert ist. Bei diesem Ansatz werden verschiedene Medien und Perspektiven eingesetzt, um eine genauere und ansprechendere Darstellung des Themas zu ermöglichen.

Diese Komplexität erscheint Ihnen sehr wichtig?
Fotografie muss Zusammenarbeit, einfallsreiche Erzählungen und gezielte Präsentation beinhalten. Es ist wichtig, über die reine Dokumentation hinauszugehen und Geschichten zu erzählen, die aufklären, für etwas werben und zum Handeln anregen.

Wie lange arbeiten Sie schon an dem Projekt?
Ich begann vor über zwei Jahren mit der Arbeit an diesem Thema und hatte einen genauen Plan, der größtenteils wie geplant umgesetzt wurde. In den letzten Jahren habe ich bei vier Reisen und etwa 120 Tagen Feldarbeit an verschiedenen Orten etwa 5000 Bilder aufgenommen. Für die endgültige Auswahl möchte ich eine Auswahl von 50 bis 60 Motiven treffen. Ziel des für den LOBA eingereichten Beitrags war es, einen prägnanten und dennoch aussagekräftigen Überblick über das Projekt zu geben und Bilder auszuwählen, die die verschiedenen geografischen Kontexte und die Ästhetik des Projekts repräsentieren. Es war wichtig, eine Vielzahl von Bildern einzubeziehen, die zusammen eine zusammenhängende Geschichte erzählen und sowohl die globalen Prozesse, als auch die damit verbundenen persönlichen Erzählungen hervorheben.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher in der Kooperation gesammelt?
Abgesehen von einigen vorhersehbaren logistischen Schwierigkeiten und einer Verlangsamung der Produktion gab es keine schlechten Erfahrungen. Was die angenehme Überraschung betrifft, so war es ein Vergnügen, in einem Team zu arbeiten und die Feldarbeit mit lokalen Mitarbeitern zu teilen. Dieser Beruf war zu lange eine einsame Tätigkeit; heute bin ich froh, mit Gleichgesinnten zu arbeiten.

Mit welcher Kameratechnik wurden die Bilder aufgenommen?
Ich verwende hauptsächlich Mittel- und Großformatkameras, oft mit Stativ. Manchmal erstelle ich Panoramafotos, indem ich mehrere Bilder zusammenfüge. Auch Drohnen und Luftaufnahmen wurden ausgiebig eingesetzt, um die Weite der Bergbaustätten und Landschaften einzufangen. Trotz des ersten Eindrucks sind die verschiedenen Formate Erweiterungen eines einzigen Formats.

Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der diesjährigen LOBA-Auszeichnung?
Ich freue mich über die Möglichkeiten der Sichtbarkeit, die der Preis dem Projekt und der Geschichte geben wird. Der Übergang zu grüner Energie und die gerechte Verteilung von Ressourcen sind entscheidende Fragen. Eine verstärkte Debatte und Sichtbarkeit können die politischen Entscheidungsträger dazu bewegen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.

Davide Monteleone wurde 1974 in Potenza, Region Basilicata, Italien geboren und lebt heute in der Schweiz. Er hat einen Masterabschluss in Kunst und Politik der Goldsmith University London und ist als Kurator und Dozent in vielen öffentlichen und privaten Institutionen tätig. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich mit Klimathemen im Spannungsverhältnis zwischen Wirtschaft und Geopolitik. Er wurde vielfach ausgezeichnet, seine Arbeiten wurden zahlreich ausgestellt. Bereits 2020 war er mit seiner Serie Sinomocene für die LOBA-Shortlist nominiert. Mehr über seine Fotografie erfahren Sie auf seiner Webseite und seinem Instagram-Kanal.