Leica SL

Fast. Direct. Mirrorless.

Barney Cokeliss, mehrfach preisgekrönter Regisseur und erfolgreicher Fotograf, hat mit seinem letzten Kurzfilm „Night Dancing“, der auf dem Toronto International Film Festival Premiere feierte, gerade bei der Frankfurter Biennale of the Moving Image, beim LA Dance Film Festival, beim Bukarest International Dance Film Festival und beim Utah Dance Film Festival Preise errungen.
Leica UK hat Cokeliss beauftragt, einen Film mit der Leica SL zu drehen. Die Leica SL ist viel mehr als eine professionelle Standbildkamera mit Videofunktion. Sie erfüllt selbst die höchsten Ansprüche der Filmemacher an eine vollwertige Videokamera. Cokeliss beschreibt seinen Film als eine mysteriöse nächtliche Reise, die er mit Leicas hochgelobten Summilux- und Noctilux-Objektiven festhielt. Wir trafen uns mit Barney Cokeliss, um zu erfahren, wie das Projekt läuft.

Können Sie uns ein wenig über das Konzept des Films erzählen, den Sie mit der Leica SL drehen?

Ich drehe mit der SL eine Art filmisches Gedicht. Es beschreibt eine nächtliche Reise, die mich von New York bis nach Soweto, von Paris bis nach Los Angeles und darüber hinaus geführt hat. Alle Szenen wurden nachts gedreht und ich habe die Low-Light-Funktionen der SL in Kombination mit Summilux- und Noctilux Objektiven genutzt, um bei der Beleuchtung den minimalistischen Ansatz zu erzielen, den ich so sehr schätze.

Und wie geht das Projekt voran?

Für eine derartige Zusammenarbeit ist Leica eine wunderbare Marke. Die Produkte sprechen für sich und die Marke hat ein solches Prestige. Besonders erfreulich ist auch, dass das Unternehmen in erster Linie auf Qualität setzt. Das gilt sowohl für die Produkte, die Leica herstellt, als auch für eine Zusammenarbeit wie diese. Ich habe das Gefühl, dass ich auf einem guten Weg bin, um meine beste Arbeit zu leisten!

Welche Fotografen und Kameramänner haben Ihre Arbeit an diesem Film inspiriert oder beeinflusst?

Ich hatte das Glück, mit großartigen Regisseuren und Kameramännern zusammenarbeiten zu können; Eduardo Serra etwa, zweimal für den Oscar nominiert, hat mich sehr beeindruckt. Eduardo kann die Umgebung zum Glühen bringen, ein Glühen, das aus dem Nichts zu kommen scheint und ein geheimnisvolles, magisches Licht wirft. In „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“, „Die Witwe von Saint-Pierre“ oder „Defiance – Für meine Brüder, die niemals aufgeben“ können Sie sehen, wie er arbeitet. Eine der Techniken, die Eduardo mir beigebracht hat, war es, höhere ISO-Werte in der Filmproduktion zu akzeptieren, da sie es ermöglichen, mehr Available Light aufzunehmen und weniger zusätzliches Licht zu verwenden. Wer sich dafür interessiert, sollte sich das Buch „Cinematography“ aus der Screencraft-Reihe mit Interviews mit Kameraleuten besorgen – Eduardos Interview dort ist besonders aufschlussreich.
Der große Chris Menges, Oscar-Gewinner für „The Killing Fields – Schreiendes Land“ und „Mission“, hat mich ebenfalls stark beeinflusst und ich bin froh, ihn ein paar Mal getroffen zu haben. Besonders inspirierend ist die Art und Weise, wie er nachts in London für „Kleine schmutzige Tricks“ gedreht hat, ebenso wie seine Arbeit für „Der Vorleser“ und „Three Burials – Die Drei Begräbnisse des Melquiades Estrada“. In letzter Zeit hat Chris positive Kommentare auf Facebook über die SL-Nachtaufnahmen abgegeben, die ich veröffentlicht habe. Ich sage ihm immer wieder, dass ich die seine Likes in meinen Lebenslauf unter „Preise und Auszeichnungen“ aufnehmen werde!
Was Fotografen betrifft, so gibt es einige wunderbare Künstler, die mit schlechten Lichtverhältnissen arbeiten. Bill Henson ist natürlich ein gutes Beispiel. Und Nan Goldins Mischung aus Schönheit und Körnigkeit, ausdrucksstarker Farbe und Realismus ist etwas, auf das ich immer wieder zurückgreife.

Was bedeuten Ihnen die großen Blenden der Summilux- und Noctilux-Objektive?

Von Objektiven mit großen Blendenöffnungen geht eine besondere Magie aus. Sie sind nicht nur in der Lage, eine Aufnahme unter Bedingungen zu machen, unter denen Sie es sonst vielleicht nicht tun würden, sondern das Bild, das Sie produzieren, hat eine Qualität und eine Atmosphäre, die man abgeblendet niemals erzielen könnte. Ich liebe die leichten Vignettierungen, die entstehen, wenn man aufblendet. Sie ziehen den Betrachter tiefer in das Bild hinein. Und die größere Abstraktion, die man erhält, wenn mehr vom Bild nicht scharf fokussiert ist, macht kreativer – oft ist es genau das, was eine Aufnahme für mich ausmacht. Wie im Film ist manchmal das, was man nicht sehen, aber fühlen kann, wirkungsvoller als das, was klar ist.

Wie spielen Video und Fotografie in Ihrer Arbeit zusammen?

Auf einer Ebene sind sie sehr unterschiedlich. Für Filme trommelt man einen Haufen Leute zusammen – an einem meiner Werbespots können bis zu 100 Crewmitglieder beteiligt sein – während sich die Fotografie eher wie Zen anfühlt. David Bailey hat es gut ausgedrückt: Er sagte, dass Regisseure wie Generäle und Fotografen wie Scharfschützen sein müssen. Ich fühle, wie sich mein Auge und Gehirn erfrischt, wenn ich zwischen diesen beiden Rollen hin und her wechsle.
Die beiden Disziplinen informieren sich gegenseitig. Ich mag es, wenn meine Aufnahmen einen narrativen Charakter haben. Selbst wenn man nicht genau sagen kann, was passiert, mag ich es, wenn der Betrachter das Gefühl hat, dass etwas passiert. Und ich liebe das fotografische Element im filmischen Narrativ. Aus diesem Grund übernehme ich oft selbst die Kamera – es ist ganz anders, das Bild mit der Kamera in der Hand zu finden und auf die Leistung eines Schauspielers in einem bestimmten Moment zu reagieren. Was ich am Film völlig faszinierend finde, ist das, was David O. Russell den „heiligen Dreiklang“ aus Performance, Kameraführung und Musik nennt. Es ist schwer, dieses Trio zu schlagen, wenn es zusammenfindet!
In der Fotografie besteht die Kunst darin, ein Bild zu schaffen, das irgendwie mitschwingt. Und darin, die Spreu vom Weizen zu trennen. Quasi ein Prozess der Destillation: Es ist seltsam, aber wenn ich aus den Fotos, die ich gemacht habe, auswähle, wissen mein Auge und Gehirn, wann ich das richtige getroffen habe, lange bevor ich die Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken. Es ist bewusstlos. Ich schätze, wir haben uns zu sehr schnellen Verarbeitern dessen entwickelt, was wir sehen. Das ist wichtig, wenn das Bild eines wilden Tiers, das dich gleich fressen will, auf deiner Netzhaut erscheint!
Eine ähnliche Erfahrung habe ich gemacht, wenn ich während eines Filmschnitts Takes auswähle. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass man beim Film einen Moment mit einer gewissen Dauer wählt – eine bestimmte Bewegung, sei es die der Kamera oder die einer Person. Und diese Bewegung erzeugt Emotionen. In einem Standbild hingegen ist es viel kristalliner. Es ist fast wie der Unterschied zwischen einem festen und einer flüssigen Substanz.

Sie drehen schon länger Videos mit der Leica SL. Wie arbeitet es sich damit?

Die SL war für mich revolutionär – es ist das erste Mal, dass ich die Möglichkeit, 4k-Video zu drehen, immer dabeihabe. Egal wo ich bin, kann ich jederzeit in voller Auflösung Videos aufnehmen. Die Kompatibilität mit den schnellen, kleinen M-Objektiven ist fantastisch – besonders bei Arbeiten unter schlechten Lichtverhältnissen oder wenn geringe Tiefenschärfe gewünscht ist. Und bei größeren Drehs funktioniert es hervorragend mit Kinoobjektiven wie den Summilux-C-Objektiven, die der erste Kameraassistent, der Focus Puller, einfacher handhaben kann, da sie so viel größer sind.
Ich schätze die Möglichkeit, dass ich M-Objektive verwenden kann, die vibrationsfreie Aufnahme eines Entfernungsmessers erhalte und dennoch ein SLR-ähnliches Erlebnis habe, durch das Objektiv schauen und präzise komponieren zu können. Der elektronische Sucher ist ein großartiges Werkzeug. Und was ich für das Fotografieren unterwegs so nützlich finde, ist die Möglichkeit, die Belichtung intuitiv mit dem Fingerrad einzustellen. Ich kann die gewünschte Blende für das Bild auswählen und die ISO schweben lassen, je nachdem, wie ich den Moment im Bild einfangen möchte. Es macht das Fotografieren völlig spontan. Ich kann dem EVF bei der Belichtung vertrauen, ich muss nicht mehr mathematisch denken: Ich drehe einfach das Rad, bis es sich richtig anfühlt. In Kombination mit dem brillanten kleinen Crash-in-Button, mit dem ich mich vergewissern kann, dass ich im Fokus bin, hebt der EVF das Arbeiten bei Available Light auf ein neues Niveau. Oft erlebe ich, wie ich fokussiere und gleichzeitig die Belichtung einstelle: Es ist wie Klavierspielen mit beiden Händen, man fühlt sich vollständig eins mit der Kamera.
Ich liebe meine silberne M7 (0,85) immer noch – es gibt so viele Gründe dafür mit ihr zu fotografieren. Ich bin regelrecht besessen davon. Aber die SL ergibt auf so vielen Ebenen Sinn – sie ist jetzt meine Standardkamera der Wahl. Wenn ich nur eine Kamera hätte, wäre es die Leica SL.

Wie würden Sie das emotionale Potenzial der Low-Light-Ästhetik beschreiben?

Gute Frage! Ich denke, es läuft auf zwei Dinge hinaus: eine Reduzierung dessen, was man sehen kann, und eine Lichtquelle (oder Lichtquellen) auf die man fokussiert. Bei schlechtem Licht gibt es ein Rätsel, gerade weil nicht das gesamte Bild beleuchtet ist. Wo Mysterium ist, ist auch Magie. Und es gibt einen natürlichen Fokus für das Auge, denn das Auge wird zur Helligkeit hingezogen, und im Dunkeln gibt es weniger davon.
Was die Lichtquellen betrifft, also die Tatsache, dass das Licht bei schlechter Beleuchtung tendenziell von bestimmten Orten kommt, nur vom Armaturenbrett eines Autos zum Beispiel oder vom Display eines Telefons, sorgt für eine gezieltere Beleuchtung und mehr Hell-Dunkel-Effekte. Wenn man in Farbe arbeitet, gibt es nachts tendenziell mehr Farbkontrast von verschiedenen Lichtquellen. Vielleicht mischt sich oranges Straßenlicht mit kühlem Mondlicht und etwas Grünem von einer LED. Farben heben sich am besten von dunklen Hintergründen ab, sodass wenig Licht großartige Möglichkeiten bietet, interessante Dinge mit Farbe anzustellen.

Was das emotional bedeutet, ist Faszination. Das Motiv bestimmt dann, ob eine bestimmte Szene beunruhigend oder sexy, traurig oder romantisch, einsam oder schön ist. Die Low-Light-Ästhetik ist also für mich ein Verstärker. Das Einzige, was meiner Ansicht nach nicht so gut funktioniert, ist die Komödie – ich bin mir nicht sicher, ob ich je eine Low-Light-Komödie gesehen habe! Vielleicht, weil es in der Komödie eher um Offenbarung geht und sonst oft darum, was zurückgehalten wird.
Ein weiteres technisches Element bei schlechten Lichtverhältnissen ist der Umstand, dass man oft weit aufgeblendet fotografiert. So werden die Hintergründe weich und Bokeh kommt ins Spiel, was alles impressionistischer macht. Selektive Platzierung des Lichts und die selektive Tiefenschärfe arbeiten hier zusammen, um das Auge wirklich um das Bild herumzuführen.
Ich habe in diesem Jahr viel mit den Summilux-Cinelenses von Leitz Cine Wetzlar für kommerzielle Projekte gearbeitet. Beeindruckt hat mich besonders die Konzeption, dass sie auch bei offener Blende perfekt funktionieren. Eine meiner großen Entdeckungen in letzter Zeit war aber das Summilux-M 24 mm. Ich liebe die Art und Weise, wie ich mit diesem Objektiv einen weichen Hintergrund gestalten kann, während sich dennoch ein Gefühl von Raum und Tiefe – sogar Perspektive – im Bild ergibt.
Spiegellos zu fotografieren hat meine Low-Light-Arbeiten auf eine neue Stufe gehoben. Im Dunklen sieht man selbst mit den hellsten Suchern nicht alles. Deshalb ist die Möglichkeit zu sehen, was der Sensor sieht, äußerst nützlich. Belichtungsmesser wollen immer, dass die Welt mittelgrau ist. Deshalb ist es so fantastisch, die Belichtungskorrektur verwenden und sich an das anpassen zu können, was man im EVF sieht. Ich denke nicht einmal mehr an die Messung – mit der SL ist es intuitiv geworden. Normalerweise bin ich zwei Blendenstufen unter der, die mir ein herkömmlicher Belichtungsmesser geben würde, und zwar sehr selbstsicher, weil ich es in diesem erstaunlichen EVF sehen kann.

Was machen Sie als Nächstes, als Fotograf und als Regisseur?

Als Fotograf plane ich im nächsten Jahr eine Ausstellung und vielleicht eine kleine Monografie. Beim Film stecke ich gerade in der Postproduktion eines Werbespots, den ich im Oktober in Los Angeles gedreht habe, und ich habe gerade den ersten Entwurf für die Verfilmung eines recht epischen Steampunk-Romans abgeliefert. Visuell lebhaft und wirklich emotional – die beiden Dinge, die mich zu einem Projekt hinziehen.

 

Bleiben Sie bei Barneys Cokeliss’ Film auf dem Laufenden und folgen Sie #leica_nocturnal_film auf Instagram. Mehr über seine Arbeiten sehen Sie auf seiner Website.

 

Dieses Interview entstand in Zusammenarbeit mit Leica Camera UK