Holger Sà ist als Fotograf Spezialist für Arbeitsgebiete, die viel Fingerspitzengefühl, Flexibilität und Schnelligkeit erfordern: Backstage, „zwischen den Welten“, wie er es selbst nennt. Wo man sich umzieht, wo man anprobt, da herrschen Empfindlichkeiten. Das ist in der Modebranche nicht anders als beim Fußball. Es geht um viel: Repräsentation, auf den Punkt gebrachte Leistung und nicht zuletzt um eine Menge Geld. Unter Zeitdruck und auf kleinstem Raum dokumentiert Sà seit Jahren, was vor, während und nach den Shows großer Pariser Couturiers wie Julien Fournier, Sonia Rykiel oder Zuhair Murad Backstage passiert. Seit 2018 ist Sà auch als Teamfotograf des Bundesligaclubs Eintracht Frankfurt tätig. Er begleitet das Team bei wichtigen Spielen, auf dem Platz, in der Kabine und manchmal auch in der Freizeit.

Der 1968 Nähe von Frankfurt/Main geborene Autodidakt ist in einer italienisch-deutsch-französischen Familie aufgewachsen. Sà ist sein Künstlername. Ende der 1980er-Jahre reiste er zwei Jahre durch die USA und begann zu fotografieren. Unter anderem nahm er Arnold Schwarzenegger am Muscle Beach bei Los Angeles auf. Von 2000 bis 2015 lebte Sà in Rio de Janeiro. Hier gibt Sà Einblicke in seine spannende Arbeit, spricht über die Herausforderungen hinter den Kulissen der Modebranche und wie ihm durch seine Erfahrungen dort auch besondere Bilder von Fußballern gelingen. Fotografiert hat er mit der Leica SL mit dem Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/24–90 ASPH. und Apo-Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/90–280 sowie mit der Leica Q mit Summilux 1:1,7/28 ASPH.

Wie sind Sie zur Mode gekommen und dort gerade im Backstage-Bereich gelandet?
Nachdem ich 15 Jahre in Rio de Janeiro gelebt hatte, bin ich wieder nach Deutschland gezogen. Auf einem Flug von Paris nach Frankfurt habe ich eine alte Bekannte wiedergetroffen. Wir unterhielten uns angeregt. Linda hat 25 Jahre in Hongkong für die BBC als Korrespondentin gearbeitet, sie kennt alles und jeden in der Modewelt und meinte, sie könne Kontakte für mich herstellen. Dann hat sie mich ein paar Designern vorgestellt. Man kommt da normalerweise nicht einfach so rein aber mit guten Kontakten, wie ich sie hatte, konnte ich gleich einsteigen. Man zeigt den Designern und vor allem den Assistenten seine Bilder. Wenn der Designer die Bilder toll findet, bekommst man einen Anruf.

Was ist das Besondere an Ihrer Herangehensweise?
Die Designer oder Couturiers wollen, dass ihre Shows dokumentiert werden. Wie man weiß, gibt es dort immer eine Menge Catwalk-Fotografen – ein Job, den im Prinzip jeder machen kann. Die große Herausforderung ist, an den sogenannten Pit zu kommen, also an das Ende des Catwalks, wo manchmal 30, 50 oder auch 70 Fotografen stehen, Blogger und Profis, die vor allem für Agenturen arbeiten und dann eben auch hinter die Kulissen.

Was macht das Arbeiten Backstage so speziell?
Backstage ist ganz anders als beim Catwalk. Man könnte sagen, dass ich vorne die Models fotografiere und hinten die Menschen. Außerdem muss man dafür mehr Zeit einplanen und sich intensiver vorbereiten, als wenn man nur am Catwalk steht.

Seit wann arbeiten Sie mit Leica-Kameras? Was schätzen Sie am SL-System?
Ich arbeite schon seit über 20 Jahren mit Leica-Kameras. Bei der SL schätze ich die Bedienung, sie ist auf das Wesentliche reduziert und steht für pures Fotografieren. In meinen Tätigkeitsfeldern mit wechselnden Lichtverhältnissen sind die beiden lichtstarken Vario-Elmarit-Objektive 24-90 mm und 90-280 mm optimal und decken die gesamte Bandbreite ab.

Die Fotos haben Elemente einer Reportage …
Genau, und das bekommt man nur hin, wenn man sich ausreichend Zeit nimmt. Ich bin meist vier bis fünf Stunden früher vor Ort. Dann erhält man ein Briefing oder ich frage danach und schaue, welche speziellen Dinge mich interessieren. Wenn die Zeit reicht, nehme ich ein Model mit auf eine Grünfläche in der Nähe. Eine Stunde vor der Show wird es allerdings hektisch, da kann man keine Extras mehr einbauen. Während ich vor Ort bin, fotografiere ich die Vorbereitungen, das Schminken, Details der Kleidung, First Look, Second Look und so weiter. Dann geht es zum Pit und zum Catwalk und wieder zurück. Ich halte alles fest, manchmal einfach nur für mich – man weiß ja nie, ob die Bilder vielleicht doch noch interessant sein könnten.

Inwieweit individualisieren Sie die Art und Weise für die unterschiedlichen Auftraggeber?
Ich versuche immer, neue Perspektiven einzunehmen und eine neue Bildsprache zu entwickeln. Im Vorfeld beschäftige ich mich immer auch mit der Kollektion, ihrem Namen und dem Thema der Show. Julien Fournier zum Beispiel verwendet immer fließende, leichte Stoffe, da versuche ich den Schwung und die Bewegung einzufangen. Vor einer Weile hieß eine seiner Shows, inspiriert von Alfred Hitchcock, „First Crime“. Ich habe dann einige Bilder an den Film noir angelehnt, viel Schwarztöne eingesetzt und Models dramatisch in einen Lichtkegel platziert. Sonia Rykiel hat eher strenge Entwürfe, vieles ist sehr gerade, infolgedessen sehen meine Bilder anders aus. Vor allem möchte ich, dass die Bilder atmosphärisch dicht sind.

Welche Herausforderungen warteten bei Eintracht Frankfurt auf Sie, wie unterscheidet sich Ihre Herangehensweise und wie ähnlich sind sich Mode- und Fußballwelt?
Ich habe gemerkt, dass ich meine Blickwinkel aus der Welt der Mode auf die Fußballer übertrage. In der Kabine ist die Situation ja auch ähnlich. Zudem war vom Vorstand des Vereins gewünscht, dass Fußballer einmal in einem anderen Licht gezeigt werden und nicht in der üblichen Panini-Optik. Die Spieler haben sich zuvor noch nie so gesehen, die fanden das ganz aufregend. Allerdings muss die Ansprache eine andere sein. Wenn es um das Bild eines Models geht, dauert das in der Regel nicht lange. Models sind Profis und daran gewöhnt, fotografiert zu werden. Bei den Sportlern besteht die Herausforderung, sie in unbeobachteten Momenten zu erwischen. Selbst wenn sie natürlich rüberkommen sollen, lächeln sie oft für die Kamera. Genau wie bei Models muss man bestimmte Looks herauskitzeln. Es soll gezeigt werden, dass Fußballer Menschen sind, ihre individuellen Charaktereigenschaften sollen sichtbar werden. Ich zeige die Spieler in Privatgesprächen und in ihrer Freizeit. In privaten Momenten sieht man den Charakter.

Bei Mode und Fußball gibt es also eine große Schnittmenge …
Nicht zuletzt deshalb, weil Hugo Boss verschiedene Fußballclubs ausstattet, seit Neuestem auch Eintracht Frankfurt mit Ausgehanzügen für die öffentlichen Auftritte. Da haben sich gerade wieder neue Synergien ergeben: Das Marketing von Hugo Boss fragte mich, ob sie einige meiner Aufnahmen für eine Kampagne verwenden können. Sie präsentieren damit ihre Mode im Alltag der Fußballspieler.

Erfahren Sie mehr über Holger Sà auf Seiner Website oder auf Instagram.

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