Andreas Jorns ist Fotograf und Publizist, 53 Jahre alt und hat sich auf die Schwarzweiss-Fotografie spezialisiert. Seit über 10 Jahren sind Menschen sein bevorzugtes Sujet – ähnlich lange lebt er von der Fotografie. Mittlerweile macht Anreas Jorns keine Auftragsarbeiten mehr, sondern konzentriert sich allein auf die Veröffentlichung seiner Arbeiten in Bildbänden u.a., die er im Eigenverlag vertreibt. Im März 2019 erschien seine zehnte Print-Publikation.

Welches Konzept steht hinter Ihrem Artbook „FRIDAY´S CHILD“?
„Friday’s Child“ ist meine neunte Print-Publikation und ich hatte bereits vier Monographien veröffentlicht – Bildbände, die sich nur um eine einzige Person drehen. Ich habe großen Gefallen an der Idee der Monographie gefunden und arbeite hierfür zum Teil über einen langen Zeitraum mit dem Protagonisten zusammen. An „come undone“, meinem Bildband der 2018 veröffentlicht wurde, habe ich z.B. 3 Jahre gearbeitet. Für „Friday’s Child“ wollte ich das Konzept der Monographie in abgewandelter Form aufgreifen. Mit einer Person, die ich schon lange kenne, die ich aber nicht über einen langen Zeitraum fotografisch begleite, um ein intimes Porträt zu zeichnen, sondern als konzeptionelles Projekt, mit dem eine Geschichte erzählt wird. Weniger klassische Porträts, mehr Storytelling, wenn man so will.

Warum SW?
Meine s/w-Wurzeln liegen schon lange zurück. Ich habe damals zu analogen Zeiten, als ich die Fotografie noch hobbymäßig betrieben habe, meine Filme selbst entwickelt. Und das war hinsichtlich Aufwand und vor allem Kosten nur mit Schwarzweiss-Filmen sinnvoll möglich. Zudem waren meine ersten fotografischen Helden Ansel Adams und Henri Cartier-Bresson, beides Fotografen aus alter „prä-color-Zeit“. So hat sich mein Blick automatisch an Schwarzweiss „gewöhnt“. Später dann, als ich meine Nische in der Porträt- und Aktfotografie fand, habe ich mich – wenn man so will – daran erinnert. Es passt zu meiner Art der Fotografie, die oft schlicht und reduziert daherkommt. Inszenierungen sind nicht meins – ich transportiere gern Stimmungen und Emotionen in meinen Bildern und ich möchte nicht, dass irgendetwas davon ablenkt – auch nicht Farbe. Die Konzentration auf Schwarzweiss war einfach der logische Schritt. Emotionen brauchen keine Farbe – finde ich.

Das schließt aber nicht aus, dass ich das ein oder andere Projekt in der Zukunft auch mal wieder in Farbe fotografieren werde. Konkrete Planungen hierfür gibt es bereits.

 

Ihre aktuelle Serie zeichnet sich auch durch eine sehr ausdrucksstarke und stimmungsvolle Bildsprache aus. Wie hat sich dieser Stil entwickelt?
Ich fand schon immer, dass gute Porträt-Fotografie mehr leisten kann, als nur das Abbild eines Menschen zu schaffen. Mein Interesse lag von jeher an dem Blick „hinter die Fassade“ und je länger ich das mache, desto mehr  will ich nicht nur den Menschen fotografieren. Ich möchte vor allem die Stimmung transportieren, die während der Aufnahmen vorherrschte. Eine Stimmung, die zu der Person passt, die ich fotografiere und die zum Großteil von ihr selbst ausgelöst wird. Wenn dann noch die Location dazu passt, wird es eine runde Geschichte. Ich glaube, dass sich dieser Stil über die Jahre ganz natürlich entwickelt hat, allerdings hat die Tatsache, die ich meine Arbeiten regelmäßig publiziere, einen großen Anteil daran. Wenn ich einen Menschen fotografiere – egal ob Porträt oder Akt -, denke ich schon lange nicht mehr in Einzelbildern, sondern in Bildstrecken. Eine Porträt-Bildstrecke wiederum funktioniert einfach nicht, wenn man die Person nur fotografisch „vermisst“ (Porträt von links, Porträt von rechts, Porträt frontal und Close-Up). Intimer und damit berührender wird es, wenn man als Fotograf eine Stimmung erzeugen kann, die den Betrachter mit dem Protagonisten „verbindet“. Und dafür braucht es „Mood“-Bilder. Die Bilder „dazwischen“, wenn man so will. Die Bilder, die zum Menschen hin- und möglicherweise auch wieder wegführen. Eines der wichtigsten Stilmittel, das ich dafür einsetze, ist die Abstraktion: bewusste Unschärfe (Defokussierung und Verwacklungsunschärfe) und das Spiel mit radikalen Bildschnitten gehören u.a. dazu.

Wie sind Sie ursprünglich zur Fotografie gekommen?
Ich fotografiere seit ca. 40 Jahren, habe aber zunächst mit anderen Dingen mein Geld verdient – so war ich 15 Jahre lang Banker und anschließend als Consultant selbstständig. Der Einstieg in die Berufsfotografie kam fließend, zufällig und auf Umwegen. Ich bekam die Anfrage vom Data Becker Verlag, ein Buch über Blitzfotografie zu schreiben, nachdem ihnen ein Blogbeitrag von mir aufgefallen war. Diesem Buch folgte ein weiteres für den dpunkt.Verlag, das in fünf Ländern vertrieben wurde und ein bescheidener Erfolg war. Beide Bücher schrieb ich noch als Consultant „nebenbei“, aber die Reaktionen auf das Buch veranlassten mich, über meine weitere Lebensplanung nachzudenken. Die beste Ehefrau von allen bestärkte mich schließlich, der Unternehmensberatung den Rücken zu kehren und mich in das Abenteuer Berufsfotografie zu stürzen. Ein bisschen naiv vielleicht und zu Beginn sicher auch nicht so leicht, aber es war die beste Entscheidung meines Lebens und ich würde es immer wieder so machen.

 

Welche Fotografen haben Ihren Stil beeinflusst und inspiriert?
Meinen allerersten Bildband habe ich vor über 20 Jahren gekauft – ein Porträt-Bildband von Jim Rakete, den ich heute noch sehr mag und der mich zur „ernsthaften“ Fotografie gebracht hat. Die beiden Fotografen, die ich persönlich am meisten schätze, sind Peter Lindbergh und Anton Corbijn. Ich denke schon, dass mich diese beiden am meisten beeinflusst haben, wobei ich sagen muss, dass ich mich nicht nur von Fotografen inspirieren lasse. Wesentliche Inspirationsquellen sind für mich die Musik, aber auch Bücher.

Wann haben Sie begonnen mit Leica zu fotografieren? Und wie hat sich Ihr Verhältnis zur Marke im Laufe der Jahre entwickelt?
Ersten Kontakt zu Leica hatte ich bereits vor 30 Jahren – ein Kollege war leidenschaftlicher Sammler und ich habe ihn des Öfteren auf Kamera-Flohmärkte begleitet. Ich habe später dann eine M6 gekauft und die Filme selbst entwickelt – das war aber noch zu Hobbyzeiten. Meine erste digitale Leica (M9) habe ich mir Ende 2009 gekauft und so richtig los ging es dann, als die M Monochrom auf den Markt kam. Ich war wahrscheinlich einer der allerersten Käufer und habe ich Kamera jahrelang für fast alle meiner Arbeiten eingesetzt. Eine Kamera, die nur in schwarzweiss fotografiert – genau das richtige für mich. Mittlerweile besitze ich einen stattlichen Objektivpark und letztes Jahr kam dann auch die SL dazu, die ich vor allem für meine beiden Noctilux-Objektive verwende. Leica war ursprünglich das System, dass ich mir nebenbei aus reiner Freude leistete und für meine freien Arbeiten verwendete. Mittlerweile fotografiere ich ausschließlich mit Leica und bin sehr glücklich damit.

 

Welche Kamera/Objektiv sind bei diesem Projekt zum Einsatz gekommen?
Für das „Friday’s Child“-Projekt auf Island ist die Leica SL – ausschließlich mit den beiden Noctilux-Objektiven 50 und 75mm zum Einsatz gekommen. Ich mache mir vorher stets Gedanken, was ich in die Kameratasche packe und ich konzentriere mich regelmäßig auf nur ein oder zwei Objektive.

Erfahren Sie mehr über Andreas Jorns unter www.ajorns.com oder auf seinem Instagram Profil.

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