Musiker, Schauspieler, Produzent, Designer und Fotograf. Lenny Kravitz fotografiert seit vielen Jahren und hat nun eine Auswahl seiner Arbeiten zusammengestellt, die in einer Ausstellung in der Leica Galerie Wetzlar erstmals präsentiert wird: Drifter ist dort ab dem 24. Mai 2019 zu sehen. Der Künstler stellt in Wetzlar auch sein jüngstes Designobjekt vor: das „Drifter“-Set, eine Sonderedition der Leica M Monochrom mit einer Belederung aus imitiertem Python-Leder.

Wir sprachen mit Kravitz über die Kamera seines Vaters, seine Vorliebe für Schwarz-Weiß und sein Leben im Transit.

Fotografieren Sie eher aus Intuition oder gehen Sie mit einer bestimmten Idee an eine Aufnahme heran? Bauch oder Kopf?

Meine Fotografie basiert auf Intuition, auf Bauchgefühl. Wenn man das, was in der Welt passiert, durch den Sucher sieht, sieht man alles anders. Man kann ein Ergebnis nicht berechnen oder sich darauf vorbereiten. Man muss beim Blick durch den Sucher eine neue Perspektive einnehmen. Mit der Kamera vor dem Auge kann man sich nur auf sein Gefühl verlassen und wenn es sich richtig anfühlt, drücke ich auf den Auslöser.

Schwarz-Weiß nimmt den realen Kontext aus einem Bild, macht es ungebunden, zeitloser. Was reizt Sie an der Schwarz-Weiß-Fotografie?

Ich glaube, dass sich die Realität in der Schwarz-Weiß-Fotografie erst richtig entfaltet, dass sie tatsächlich „realistischer“ wird. In Schwarz-Weiß verbessert sich mein Sehvermögen. Nichts wird mehr vorgetäuscht, man sieht Gestalt und Form ohne durch Farbe abgelenkt zu sein oder die Entscheidungen in puncto Farbe, die wir treffen, um andere um unser Umfeld zu beeindrucken. Für mich ist Schwarz-Weiß-Fotografie raue Schönheit. Ich war schon immer ein Schwarz-Weiß- Enthusiast und werde es bleiben.

Ihre jüngste Ausstellung heißt Drifter. Könnten Sie uns die Idee dahinter erklären?

Ein Drifter, das bin ich. Seit meinem 15. Lebensjahr verbringe ich den größten Teil meines Lebens auf Reisen. Ich bin immer in Bewegung. Ich bin selten allzu lange an einem Ort. Ich verbringe viel mehr Zeit auf der Straße als zu Hause. Reisen ist das, was ich tue. Wenn man ein Drifter ist, ist man über alles informiert. Das ist auch ein wesentlicher Teil meiner Fotografie, da ich überall fotografiere wo ich bin. Fotografie erzählt mein Leben ohne Worte. Ich kann es kaum erwarten, dass die Menschen das sehen.

Hat der Wunsch, die Neigung zum Fotografieren etwas damit zu tun, dass man immer in Bewegung ist und neue Länder, Orte und Menschen sieht? Ist die Fotografie wie eine Gewissheit, dass etwas „war“ oder wirklich passiert ist? Viele Fotografen sagen, die Tatsache, dass Fotografie die Fähigkeit hat, Geschichte zu dokumentieren, sei der wichtigste Gesichtspunkt für sie. Oder denken Sie, dass es wichtiger ist, eine Atmosphäre, die Gefühle in einem bestimmten Moment zu verewigen?

Unterwegs zu sein, ist definitiv ein Teil davon. Es gibt jedoch viele Einflüsse. Der zündende Funke war die Leica meines Vaters, die ich als Kind untersuchte, nachdem er als Kriegsreporter aus Vietnam zurückgekehrt war. In meinen Zwanzigern landete ich für meine Karriere vor der Kamera und fand schließlich 2012 meinen Weg hinter die Kamera, als ich anfing zu fotografieren. Fotografie gibt mir bis zu einem gewissen Grad die Gewissheit, dass direkt vor mir etwas Bedeutendes passiert ist. Ich genieße diesen Aspekt. Ich bin in der Lage, einen Augenblick in der Zeit in einer Aufnahme festzuhalten. Er lebt danach weiter. Als Bild wächst er. Ich kann diesen Augenblick in einem Buch oder einer Ausstellung mit anderen Menschen teilen. Also stirbt er nie. Diesen Gedanken liebe ich.

Intime Porträts oder Hotelzimmer, Menschen oder eigenwillige Momente auf der Straße – was fotografieren Sie lieber?

Intime Porträts sind kraftvoll, weil sie die Möglichkeit bieten, eine Geschichte mit der Kamera zu schreiben. Man arbeitet mit Licht, Schatten und der Umgebung, die zur Palette wird. Ich schätze all diese Sujets, aber ich liebe die Möglichkeit, mich wirklich zu konzentrieren und Porträts zu machen. Man kann die Wahrheit wirklich in den Momenten finden, in denen wir nur leben, arbeiten oder tun, was wir eben tun. Ich denke, die Ehrlichkeit eines Fotos auf der Straße ist wirklich greifbar.

Können Sie sich an das erste Bild erinnern, das Sie nachhaltig beeinflusst hat?

Ich werde es nie vergessen. Meine Mutter hatte ein unglaubliches Schwarz-Weiß-Foto von Martin Luther King, Jr. bei einer Rede in Washington, D.C. Es sagte so viel! Dieses Foto ist eine frühe Inspiration. Außerdem hat mein Vater im Vietnamkrieg fotografiert. Er brachte alle Aufnahmen mit nach Hause. Das habe ich immer im Hinterkopf behalten.

Die Leica. Gestern. Heute. Morgen.

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Sie sind immer in Bewegung, haben viel erlebt und viel von der Welt gesehen – wo fühlen Sie sich am wohlsten?

Das hat sich in den verschiedenen Phasen meines Lebens verändert. Die Bahamas liebe ich natürlich sehr. Sie werden immer mein Zuhause sein, dort spüre ich die Anwesenheit meiner Mutter. Ich bin viel in Paris, dort habe ich schon lange eine Wohnung. Und natürlich liebe ich auch New York, ich bin in New York und Los Angeles aufgewachsen. Jetzt lebt meine Tochter Zoë in New York, deshalb versuche ich so oft wie möglich dort zu sein.

Haben Sie einen Sehnsuchtsort, den Sie mit Ihrer Kamera besuchen möchten?

Ich fotografiere überall, wo ich bin. Kein Ort, den man zum zweiten Mal besucht, ist derselbe wie beim ersten Mal. Deshalb mache ich immer wieder begeistert Fotos, ganz gleich ob es sich um ein neues Ziel oder einen Ort handelt, an dem ich schon oft gewesen bin.

 

Lenny Kravitz wurde 1964 in Brooklyn, New York, geboren. Der Multi-Instrumentalist wollte schon als Kind Musiker werden. Heute geht seine Kreativität weit über die Musik hinaus. Dank seines Vaters hat er seit seiner Kindheit auch eine Beziehung zur Fotografie. Kravitz’ Vater arbeitete als Fotojournalist für NBC News und berichtete über den Vietnamkrieg. Schon als Kind hat Kravitz mit der Kamera seines Vaters gespielt. Im Jahr 2015 entwickelte er dann zu Ehren seines Vaters seine erste Kamera für Leica – die „Correspondent“. Im selben Jahr erschien auch sein erstes Fotobuch Flash. Mit Drifter präsentiert Kravitz seine zweite große Ausstellung – zunächst in der Leica Galerie Wetzlar. Im Anschluss wird sie in anderen Orten weltweit Station machen.

Entdecken Sie die Leica M Monochrom „Drifter“ designed by Lenny Kravitz hier.

In der LFI 4.2019. finden Sie ein umfassendes Drifter-Portfolio.