Für Pascal Dusapin ist die Schwarz-Weiß-Fotografie eine Art Befreiung: eine Befreiung von der Realität. Gleichzeitig ist sie ein Weg, die eigene Umgebung facettenreich auf neue Weise zu interpretieren. Auf seinen Konzertreisen findet der französische Komponist und Fotograf die meisten Motive. Neben seinen Partituren reist er immer in Begleitung einer Leica M6 und einer analogen MP. In diesem Sommer werden seine Arbeiten im Haus für Mozart und in der Leica Galerie Salzburg gezeigt. Wir sprachen mit Dusapin über das Verhältnis von Musik und Fotografie und darüber, dass es seine Bilder nicht eilig haben.

Welche Bedeutung hat die Schwarz-Weiß-Fotografie für Sie?

Fotografieren in Schwarz-Weiß limitiert mich nicht, sondern befreit mich. Wenn ich einen blauen Himmel fotografiere weiß ich vorher, dass er auf dem Foto mehr oder weniger grau sein wird. Das erlaubt es mir, mich viel stärker auf die sich ständig verändernden Formen der vorbeiziehenden Wolken zu konzentrieren. In der Schwarz-Weiß-Fotografie geht es vor allem darum, Konturen und Kontraste darzustellen – das sind auch Gefühle. Ganz einfach: Ich liebe Schwarz-Weiß und so bin ich meistens auch angezogen. .

Warum tauchen in Ihren Bildern so wenige Menschen auf?

Es stimmt, dass es Zeiten gibt, in denen ich Bilder mache, auf denen nichts zu geschehen scheint und auf denen man praktisch nichts sieht. Für mich ist das wie eine Meditation. Ich mag leere und ruhige Räume. Und ich mag den Gedanken, dass die Fotografie eine „ruhige“ Kunstform ist – im Gegensatz zur Musik, wo alles sehr extrem zugeht. Wenn ich fotografiere, bin ich immer ganz ruhig, ich nehme mir die Zeit, die ich brauche. Ich habe es nie eilig. Ich schaue, komponiere das Bild und drücke auf den Auslöser. Geschwindigkeit existiert in meinen Bildern nicht.

Ihre Bilder wirken sehr intuitiv – wie wählen Sie Ihre Motive aus?

Um ehrlich zu sein, ich habe keinen konkreten Plan. Aufgrund meiner Arbeit als Komponist reise ich viel und ich habe meine Kameras immer dabei, obwohl ich die Musiker nie öfter fotografiere als die Bühnenbilder für meine Opern. Ich gehe spazieren, sehe etwas und notiere mir das Motiv im Kopf, sollte ich keine Zeit haben. Oft kehre ich dann am nächsten Tag zurück und mache das Foto. Ich warte und nehme etwas auf oder ich sehe etwas und mache ein Foto.

Welche Kamera-Ausrüstung verwenden Sie?

Ich habe immer mit der Leica M6 fotografiert. Im letzten Jahr kam eine analoge MP mit „à la carte“-Ausstattung dazu. Ich freue mich sehr, dass ich diese Kamera, die genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist, erwerben konnte. Ich kenne keine andere Kamera, die mich so glücklich macht. Ich verwende alle Objektive von 28 bis 90 mm. Hauptsächlich nutze ich aber das 35er- und das 50er-Summilux; Letztere ist meine bevorzugte Brennweite. Ich besitze auch das 50er-Summicron und das 50er-Elmar, die mir vor allem wegen ihrer geringen Größe gefallen. Ich bin ein engagierter Analogfotograf und liebe Prints auf Barytpapier, weil ich die Ergebnisse meiner Fotografie gar nicht sofort sehen möchte.

Pascal Dusapin, 1955 in Nancy, Frankreich, geboren, studierte Kunst und Ästhetik in Paris. Gleichzeitig war er Privatstudent von Olivier Messiaen, dem Pionier der seriellen Musik am Pariser Konservatorium. Später besuchte Dusapin Seminare bei Iannis Xenakis. Seine Kompositionen wurden mehrfach ausgezeichnet. Die Fotografie begleitet ihn seit seiner Kindheit, denn sein Vater war ein begeisterter Hobbyfotograf. Seit den 90er-Jahren hält die Fotografie auch Dusapin gefangen. Als eine der Quellen seiner fotografischen Inspiration nennt er Ray K. Metzker, den virtuosen amerikanischen Schwarz-Weiß-Fotografen aus den 60er-Jahren. Wenn er nicht auf Tournee ist, lebt Dusapin in Paris.

Ausstellungen: Pascal Dusapin, Leica Galerie Salzburg, 25. Juli bis zum 28. September 2019; Haus für Mozart, Felsenreitschule, Salzburg, 23. Juli bis zum 2. September 2019

Die Leica. Gestern. Heute. Morgen.

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