Mit der neuen Leica SL2 fotografierte Alvaro Ybarra die Muschelfischerinnen im spanischen Galicien. Zwischen Felsen und Meer arbeiten diese Frauen unter rauen Bedingungen und kämpfen mit der Unberechenbarkeit des Atlantiks. Wie sich die SL2 bei diesem extremen Einsatz machte, erzählen nicht nur seine Aufnahmen, sondern auch er selbst im Gespräch.

 

 

Ihre Strecke über die Muschelfischerinnen in Galicien unterscheidet sich deutlich von Ihrer Krisen- und Konfliktfotografie – wie kam es zu diesem Projekt?

 

Seinen Anfang nahm das Projekt, als ein Magazin mich bat, ein Projekt zum Thema Führungsrollen zu entwickeln. Unter allen Möglichkeiten, dieses Thema zu visualisieren, erschienen mir die Frauen im galicischen Fischereiwesen das prägnanteste Beispiel zu sein. Sie bilden das wirtschaftliche Fundament zahlloser Familien in Galicien und sind das Rückgrat dieses regionalen Wirtschaftszweigs. Seither arbeite ich an dem Projekt, das inzwischen ein sehr persönliches geworden ist. Ich bin sicher, es wird irgendwann zu den Arbeiten gehören, die mich als Menschen und Fotografen am stärksten geprägt haben werden.

 

Sind Sie an dieses Projekt anders als sonst herangegangen?

 

Ehrlich gesagt, arbeite ich immer gleich – unabhängig vom Thema. Der Kontext ist hier natürlich ein ganz anderer. Bisher habe ich mich der Dokumentarfotografie gewidmet und das vor allem in Krisen- und Konfliktgebieten, aber ich habe mich deshalb nie als Kriegsfotografen gesehen. Das Projekt über die Muschelfischerinnen in Galicien ist ein sehr emotionales und persönliches Projekt. Wenn man im Krieg, während einer Naturkatastrophe oder in einer Situation fotografiert, in der Menschenrechte verletzt werden, zeigen sich vor der Kamera immer die schlimmsten Seiten der menschlichen Natur. Solche Aufnahmen lösen ganz anders Emotionen aus, als die der Muschelfischerinnen. Das ändert jedoch nichts an meiner fotografischen Herangehensweise.

 

Hilft Ihnen ein solches Projekt, die Dinge wieder „normal“ zu sehen, wieder an den Menschen zu glauben?

 

Ich habe mich immer für einen normalen Menschen gehalten, und ich betrachte die Fotografie als etwas sehr Persönliches. Was ein Fotograf fotografiert, ist eine persönliche Entscheidung. Ich habe immer versucht, die Konsequenzen zu tragen, die sich aus diesen Entscheidungen ergeben. Auf persönlicher Ebene hilft mir das Projekt über die galicischen Muschelfischerinnen, meinen Glauben an die Menschheit zurückzugewinnen. Es sieht ja gerade so aus, als ob die Menschheit fest dazu entschlossen wäre, alles zu zerstören, was ihr lieb ist. Für mich sind diese Frauen ein Beispiel dafür, wie man eine Chance ergreift, und ich werde ihnen ewig dankbar sein, dass ich sie treffen und fotografieren durfte.

 

 

Unter welchen Bedingungen arbeiten die Fischerinnen und wie haben Sie Ihre Art zu fotografieren daran angepasst?

Diese Frauen arbeiten unter sehr harten Bedingungen. Das Meer ist immer anders und dennoch machen sie jeden Tag ihre Arbeit, unabhängig vom Wetter. Die Strömungen sind sehr stark, die Gezeiten unberechenbar und in Galicien regnet es zudem oft. Es ist eindrucksvoll, welche Kraft sie jeden Tag aufs Neue aufbringen. Als Fotograf muss man sich an die Launen des Meers und des Wetters anpassen. Man steht bis zur Brust im Wasser und muss immer auf die Gezeiten und die Strömungen achten. Ständig spritzt Wasser auf die Kamera und das Objektiv, man muss ein Team haben, auf das man sich verlassen kann. Lichtreflexionen im Wasser, überhaupt die ständige Veränderung der Lichtsituation erschweren die Arbeit. Bei Tag und bei Nacht. Nachts ist es noch komplizierter, aber man gewöhnt sich allmählich an all das. Die Frauen arbeiten jeden Tag unter diesen Bedingungen. Sie sind unglaublich.

 

Wie hat sich die Leica SL2 bei diesem Projekt gemacht?

Die Leica SL2 ist eine erstaunliche Kamera, für mich eine echte Entdeckung. In meiner Laufbahn als professioneller Fotograf habe ich wohl zu 90 Prozent mit dem M-System und der Leica Q gearbeitet. Und nun habe ich mich in die SL2 verliebt. Sie war wie ein Teil meines Körpers, man vergisst, dass man durch eine Kamera blickt, dass man eine Kamera in der Hand hält und konzentriert sich einfach darauf, Bilder zu machen. Ich sage das, weil es sich um eine ergonomisch perfekte Kamera handelt, ich hatte noch nie eine Kamera in der Hand, die solche Empfindungen vermittelt wie die SL2. Der elektronische Sucher hat eine großartige Qualität, es ist, als ob man durch einen optischen Sucher blickt. Und offensichtlich ist sie unzerstörbar. Ich bin mit ihr untergegangen und sie hat weiter funktioniert, als ob nichts gewesen wäre. In der Geschichte von Leica wird die SL2 zur Legende werden.

 

 

Gibt es noch andere Vorteile?

Neben dem bereits Gesagten und der hervorragenden Bildqualität, die der einer Mittelformatkamera entspricht, hat die SL2 viele Vorteile, die sie einzigartig machen. Dazu gehört ihre einfache Bedienung. Wer bereits mit der Leica M10 oder der Q2 gearbeitet hat, wird sich bei der Bedienung und im Menü der SL2 sofort heimisch fühlen. Und es ist eine Kamera, die sich an die Bedürfnisse jedes Fotografen anpassen lässt. Das ist von grundlegender Bedeutung, da jeder Fotograf auf seine eigene Weise arbeitet. Die SL2 passt sich dem Fotografen an, nicht der Fotograf der Kamera. Darüber hinaus sprechen wir eigentlich von zwei Kameras in einem Body: einer einzigartigen Fotokamera und einer professionellen Videokamera. Die SL2 ist keine Kamera, die Videos aufzeichnet, sondern eine Kamera, die im Kinoformat filmt – zwei spektakuläre Werkzeuge in einem Gehäuse. Ich arbeite gelegentlich als Kameramann und gehe Schritt für Schritt auf das Filmgeschäft zu – die Leica SL2 bietet mir eine Qualität und Eigenschaften, die es in diesem Markt bisher nicht gab. Schließlich muss ich noch das Thema Konnektivität ansprechen, das für meinen Workflow sehr wichtig ist. Mit der App Leica FOTOS 2.0 und der SL2 kann ich meine Aufnahmen so bearbeiten und an meine Redakteure senden, dass mein Workflow enorm vereinfacht wird. Jetzt kann ich meine Arbeiten in professioneller Qualität ansehen und bearbeiten und von überall auf der Welt versenden.

 

Wem können Sie die SL2 empfehlen?

Die SL2 ist zweifellos eine Kamera, die ich jedem professionellen Fotografen und Filmemacher sowie jedem Fotoliebhaber empfehle. An der der Kamera können sie neben den SL-Systemobjektiven auch ihre M-, S- und R-Objektive einsetzen. L-Mount-Kameras sind nicht nur mit mehr als 170 Leica Objektiven kompatibel, sondern auch mit den Objektiven der Partner in der L-Mount Allianz. Die SL2 lässt sich an die Bedürfnisse jedes Fotografen anpassen und eignet sich damit perfekt für jede Art von Fotografie, handele es sich nun um Dokumentation, Natur, Mode, Porträts, Landschaften, Hochzeiten oder Kinder – die SL2 ist eine sehr vielseitige Kamera. Zudem ist sie sehr intuitiv und einfach zu bedienen. Auch jeder Liebhaber, der sich nicht professionell der Fotografie widmet, wird Freude an der SL2 haben und sie zu einem großartigen Begleiter von Erfahrungen, Erinnerungen, Momenten oder Reisen machen.

 

Welche Objektive haben Sie verwendet?

Ich hatte die Möglichkeit, während dieses Projekts mit mehreren Objektiven zu arbeiten. Zum Teil waren es SL-Objektive, spektakuläre Optiken mit unvergleichlicher Bildqualität. Es handelte sich um das APO-Summicron-SL 1:2/35 ASPH. und das Super-Vario-Elmar-SL 1:3,5–4,5/16–35 ASPH. Den größten Teil des Projekts habe ich aber mit dem Noctilux-M 1:0,95/50 ASPH. fotografiert, definitiv das Objektiv, mit dem ich mich am wohlsten fühle. Ich halte das Noctilux für das perfekte Objektiv: Es übertrifft die Wahrnehmung des menschlichen Auges und funktioniert an der SL2 perfekt. Man erreicht eine Präzision, die es mir ermöglicht hat, in Situationen, in denen die Protagonistinnen in Bewegung waren, mit Blende 0,95 zu arbeiten und präzise zu fokussieren. Es ist unglaublich. Die Vielseitigkeit der SL2 und die vielen Objektive, zu denen sie kompatibel ist, machen sie zu einer sehr kompletten Kamera.

 

Der Dokumentarfotograf, Filmemacher und Geschichtenerzähler Alvaro Ybarra hat in über 40 Ländern an umfassenden Aufträgen für die „New York Times“, das „Sunday Times Magazine“, „Time“, „Le Monde“, „Libération“, „Newsweek“, „Vanity Fair“, „XLSemanal“, CNN und viele andere gearbeitet. Der 1979 in Spanien geborene Künstler begann seine fotografische Laufbahn bereits während des Studiums und kam 2005 zur Agentur VU und 2009 zur Reportage by Getty Images. Er hat fünf Bücher veröffentlicht, darunter Macondo, Erinnerungen an den kolumbianischen Konflikt (2017), Apokalypse (2010) und Kinder der Trauer (2006). Seine Arbeiten wurden international ausgestellt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Over Seas Press Club, der Sonderpreis der Alexia Foundation Jury, ein World Press Photo Award, das Getty Grant for Editorial Photography und das Photo of the Year. Derzeit ist Ybarra Leiter der Leica Akademie Iberia und kuratorischer Leiter der Leica Galerie Madrid.

 

Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Alvaro Ybarra auf seiner Website

Leica SL2

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