Als überzeugter M-Fotograf zog André Josselin mit einer Leica SL2 los, um auf Mallorca stimmungsvolle Bilder von Model Alexandra Amiri zu machen. Im Interview berichtet er über diese Erfahrung und seine Ansichten zur Fotografie.

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Ich habe mich schon immer für das Visuelle interessiert. Als 13-Jähriger habe ich meine erste Digitalkamera zu Weihnachten geschenkt bekommen und damit Freunde in der Schule oder auf Klassenfahrten fotografiert. Das Interesse ist dann über ein paar Jahre abgeflacht, obwohl ich mich nebenbei mit Programmen wie Photoshop auseinandergesetzt habe. Vor zehn Jahren hat sich mein Vater dann eine Spiegelreflexkamera zugelegt und nachdem ich sie dann ein, zwei Tage ausprobiert habe, wusste ich, dass ich ein neues Hobby gefunden hatte. Eine Woche später habe ich mir vom Ausbildungsgehalt meine erste DSLR finanziert.

Sonst fotografieren Sie mit einer Leica M10-P. Für dieses Shooting hatten Sie eine SL2 zur Verfügung. Fotografiert es sich damit anders?

Man spürt sofort, dass es eine Leica ist. Wie sie in der Hand liegt, ihre Haptik und die einfache Bedienung sorgen wie gewohnt dafür, dass ich mich voll auf das Fotografieren konzentrieren kann. Seit fünf Jahren arbeite ich mit der Leica M und habe mich sehr an die kompakten und lichtstarken Objektive gewöhnt. Diese auch an der Leica SL2 nutzen zu können, ist ideal für mich.

Wie schon erwähnt, sind Sie überzeugter Messsucher-Fotograf – wie hat sich die spiegellose SL2 bewährt?

Mit einer M zu fotografieren, wird für mich immer das Größte bleiben. Allerdings bin ich ebenso überzeugt davon, eine SL2 für professionellere Jobs zu nutzen, da sie verschiedene wichtige Funktionen wie einen Autofocus hat, die beim Fotografieren von Aufträgen hilfreich sind. Für mich wäre die SL2 die perfekte Kamera, um Sie neben einer M auf Reisen oder auf Jobs dabei zu haben.

Was war das Ziel des Projekts?

Das Ziel war, ein paar schöne Tage auf Mallorca zu haben und das zu dokumentieren. Wir sind ja recht spontan hingeflogen. Mallorca ist das perfekte Reiseziel, um Bilder zu machen. Die Insel wird meiner Meinung nach total unterschätzt und immer in diese Ballermann-Schiene gedrückt. Tatsächlich gibt es dort viele der schönsten Buchten, Strände und Dörfchen, die ich bisher in Europa gefunden habe.

Sie fotografieren meist schöne Frauen an schönen Orten. Worauf achten Sie bei der Auswahl der Models?

Am wichtigsten ist mir die Attitüde. Wie bewegt sie sich und wie gibt sie sich vor der Kamera?  Selbst wenn sie nicht authentisch sein kann in dem Moment, wieviel Authentizität kann sie mir vorspielen? Wie sehr kann sie sich fallen lassen und wie offen ist sie dafür, vor der Kamera einfach mal Dinge auszuprobieren, ohne sich unwohl zu fühlen. Deshalb bitte ich die Frauen zumeist auch, Dinge auszuprobieren. Im schlimmsten Fall wird es kein gutes Bild, aber das bekommt ja niemand mit. Wir wissen nur wie es aussieht, wenn wir es ausprobiert haben.

Was macht für Sie Schönheit aus?

Schönheit auf einem Foto definiert sich ja nur über die äußere Hülle eines Menschen. Es gibt kein Voice-over, kein offensichtliches Innenleben dieser Person, das uns über sie urteilen lassen könnte. Für mich bedeutet Schönheit aber viel mehr als das: Was du bist, was du sein willst, wie du denkst, wie du dich bewegst und sprichst, wofür du stehst – diese Dinge machen aus jemand einen Menschen, den ich schön finde oder eben nicht. Das ist sehr subjektiv.

Was für eine Stimmung herrscht bei Ihren Shootings? Versuchen Sie diese bewusst zu steuern?

Das Wichtigste ist, dass alle eine gute Zeit haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir „nur“ Fotos machen, und nicht dort sind, um die Welt zu retten. In erster Linie soll das alles Spaß machen, und diese Stimmung soll auch am Set herrschen. Ich versuche, so locker wie möglich an Shootings heranzugehen, egal welche Größe oder welches Budget dahintersteckt. Oft lasse ich einfach eine Playlist laufen, um für eine bestimmte Stimmung zu sorgen. Ich glaube aber, wie man sich am Set gibt, ist entscheidend für alle Beteiligten: Daher versuche ich auch in erster Linie Spaß zu haben, dann kommt der Rest von ganz allein.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Filmemacher Sebastian Kortmann und Model Alexandra Amiri?

Sebastian ist ein guter Freund von mir, dessen Arbeit ich sehr schätze. Wir hatten nicht oft die Möglichkeit als Video-Foto-Duo zusammenzuarbeiten, da wir bisher immer an Projekten gearbeitet haben, in denen wir uns nur moralisch unterstützt haben. Wenn ich mir den Film jetzt ansehe, weiß ich aber auch wieder genau, warum ich Ihn mitgenommen habe.

Welche Rolle spielen soziale Netzwerke in Ihrer Karriere?

Social Media spielt schon immer eine große Rolle: Ich habe relativ früh, im Jahr 2011, eine Facebook-Seite für meine Fotos erstellt und somit recht schnell eine kleine Gruppe Follower aufgebaut, von denen mir bis heute einige treu geblieben sind. Ich glaube durch den frühen Einstieg bei Facebook und Instagram habe ich direkt gelernt, die sozialen Netzwerke für mich, meine Eigen-Vermarktung und für die Verbreitung meiner Kunst und Arbeit zu nutzen.

Inwiefern unterscheidet sich Ihre Arbeitsweise von der anderer professioneller Fotografen?

Ich glaube ich arbeite recht unkonventionell, ich arbeite meist on the fly und bin extrem spontan bei Entscheidungen und Ideenfindungen. Wenn ich für ein persönliches Projekt fotografiere, habe ich meist nur eine Kamera und ein Objektiv dabei, weil ich keine Lust habe, viel Equipment herumzuschleppen und einzusetzen. Ich mag es puristisch, zumindest in der Arbeitsweise, meine Fotos sind dann das Gegenteil davon. Vielleicht gibt meine Minimalausrüstung dem Bild an sich mehr Raum für eben die Lebendigkeit, die meine Fotos ausmacht.

Der deutsche Fotograf André Josselin ist bekannt für seine stimmungsvollen und besonders ausdrucksstarken Bilder. Er arbeitet für internationale Magazine und Marken wie Mercedes-Benz, Adidas, Nike und Cartier. Er sagt von sich selbst: „Mein Konzept besteht eigentlich grundsätzlich darin, kein Konzept zu haben. Ich mag es, irgendwo hinzufliegen und nach ein paar Tagen oder Wochen mit einem fertigen, in sich geschlossenen Projekt wieder zu kommen. Vielleicht liegt darin auch die Stärke meiner Einstellung, Dinge einfach geschehen zu lassen. Ich glaube die Fotos hätten nicht diese Stimmung, wenn ich mir vorher zu viele Gedanken machen würde.“

 

Vor wenigen Wochen veröffentlichte André Josselin die zweite Auflage seines Buches „DEAR,“.

In Kürze wird dieses Buch in ausgewählten Leica Stores verfügbar sein. Weitere Informationen folgen.

Paintings by Rachelle Cunningham
Hand-writing by Sere Rivers
Prologue from Friedemann Karig
Art Direction: Christian Hundertmark & André Josselin
All Images by André Josselin
All Images shot with a Leica m240 or Leica M10P
Limited Value: 1500 Pieces

 

Erfahren Sie mehr über die Fotografie von André Josselin auf seiner Website und seinem Instagram-Kanal.

Leica SL2

Es ist Ihre Entscheidung.