Mit ihrer Serie begab sich die britische Fotografin in doppelter Hinsicht auf Spurensuche: Zum einen wirft sie einen neuen Blick auf ihre Heimat, zum anderen folgt sie den Wegen ihres verstorbenen Vaters. Ihre Aufnahmen von der englischen Südwestküste sind warme und poetische Zeugnisse ihrer Reisen.

Der Schriftsteller Hans Christian Andersen hat es so gesehen: „Reisen ist Leben.“ Was bedeutet Reisen für Sie?
Irgendwo anders zu sein, gibt mir einfach Kraft … es ist fast so, als seien meine Augen an neuen Orten weit offen. Ich sehe anders.

Und diese neuen Eindrücke fangen sie mit der Kamera ein?
Ich glaube, Fotografieren ist meine Art, die Welt zu verstehen, Ordnung zu schaffen, Muster zu definieren. Wenn es um Fotografie geht, hoffe ich, dass ein starker Sinn für Geschichten meine Arbeit durchdringt, dass meine Aufnahmen mitreißen und das Wesen der Orte, die ich besuche, erfassen. Ich möchte, dass meine Arbeit die Seele eines Ortes und die Menschen, die dort leben, erhellt.

Wie gelingt es Ihnen, die großen Momente festzuhalten?
Ich denke, um einen Moment festzuhalten, muss man im Gleichgewicht sein – emotional und physisch. Wenn ich im Fluss, im Gleichgewicht bin, fällt es mir leicht, einen Moment einzufangen. Wenn meine Energie nicht fließt, wird es schwieriger.

In Sommer in Cornwall geht es um eine Reise an eine englische Küstenlandschaft. Was wollten Sie mit Ihren Bildern ausdrücken, was war Ihnen wichtig?
Die Schönheit dieses Landes und die großzügigen Menschen dort. Ich lebte fast 14 Jahre nicht mehr in England. Im vergangenen März bin ich endlich zurückgekehrt. Ich liebe es, mein Land wiederzuentdecken, es mit neuen Augen zu sehen.

Welche Erfahrungen haben Sie mitgebracht?
Diese Serie gehört zu einem fortlaufenden persönlichen Projekt über die englischen Küsten. Jede Reise ist anders: Ich entdecke neue Orte, neue Menschen, neue Erfahrungen. Die Orte, an die sie einen führt, sind das Schöne an der Fotografie.

Die Serie handelt auch von Ihrem Vater und der Suche nach Spuren, die er hinterlassen hat.
Mein Vater empfand eine besondere Zuneigung für unsere Küsten, und wenn man dort wandert, fühlt es sich an, als ob man in seine Fußstapfen tritt. Nichts als der endlose Ozean auf der rechten Seite und die sanften grünen Hügel Englands auf der linken. Mein Vater war Fotograf, als ich aufwuchs. In einem Sommer, vor unserer jährlichen Campingreise nach Frankreich, schenkte er uns diese kleinen Plastikfilmkameras. Um zu üben, trug ich meine noch lange, nachdem der Film voll war, mit mir herum, um Szenen einzufangen, die mir ins Auge fielen.

Ihr Vater hat Sie also zu einer fotografischen Karriere inspiriert?
Ich habe am College Fotografie studiert, wurde aber von meinem Tutor entmutigt, der mir sagte, dass ich kein Auge für ein gutes Foto besäße und Fotografie für mich ein nutzloses Unterfangen sei. Das blieb wirklich hängen. Leider habe ich erst 2010, als mein Bruder starb, wieder eine Kamera in die Hand genommen. Ich hatte seine alte DSLR geerbt. Er machte so erstaunliche Fotos … mit seiner Kamera war es, als ob ich die Welt durch seine Augen sehen könnte. Ich glaube, man ist dort, wo man den Fokus setzt.

Wie beschreiben Sie Ihren fotografischen Ansatz?
Langsam vorgehen und beobachten, das ist das Wichtigste. Bei meiner Herangehensweise geht es um ein Gefühl, um eine Energie. Ich frage mich, welche Geschichte möchtest du erzählen? Denke über die eine Aufnahme hinaus, finde und verstehe die Verbindung. Finde deinen Stil der Auswahl, denn sie erweckt ein Bild zum Leben. Mich inspirieren die Arbeiten von Slim Aarons und Arthur Elgort und die von zeitgenössischen Fotografen wie Steve McCurry und Lachlan Bailey.

Leica M

The Leica. Yesterday. Today. Tomorrow.

Für die Serie haben Sie eine Leica M10-R verwendet. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
An der M10-R schätze ich einfach alles, besonders aber die hohe Auflösung, die es mir erlaubt, große Prints zu fertigen. Mich hat der zeitlose Kino-Look der M-Fotografie schon immer fasziniert.

Welche anderen Techniken verwenden Sie in Ihrem fotografischen Prozess?
Ich fotografiere gern mit offener Blende und arbeite in der Nachbearbeitung auch mit ein wenig mehr Körnigkeit – ich schätze das Gefühl von Zeitlosigkeit, das die Nachahmung traditionellen Films vermittelt.

Sie verkaufen Ihre Reiseaufnahmen auch online. Warum glauben Sie, dass Menschen Bilder von Orten interessieren, an denen sie selbst nie waren?
Ich bin überwältigt von der Resonanz auf meine Fotos – ich bin immer wieder überrascht, dass sich die Leute meine Arbeiten an die Wand hängen wollen! Aber ich bin sehr dankbar. In dieser Zeit kollektiver Stille denke ich, dass wir alle auf Erinnerungen an unsere Reisen blicken. Eine Fotografie besitzt die Fähigkeit, uns in eine andere Zeit, an einen anderen Ort zu versetzen.

Die Reise-, Mode- und Lifestyle-Fotografin Lucy Laucht lebt in England. Ihre Arbeit ist von einem starken Sinn für das Erzählerische geprägt und ihre mitreißenden Fotografien fangen das Wesen der Ziele ein, die sie besucht. Die Arbeiten der Leica Botschafterin erscheinen regelmäßig in „Elle France“, „Conde Nast Traveller“, „Grazia“, „Vogue Australia“ und „Goop“. Zu ihren ausgewählten Kunden zählen Topshop, Apiece Apart, Madewell, American Airlines, Qantas, Desmond & Dempsey sowie Relais & Chateaux. Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Lucy Laucht auf ihrer Website und in ihrem Instagram-Kanal.