Seit ein paar Wochen ist es auf dem Markt: ein knapp 200 Seiten starkes Magazin, das Mode-, Fotografie- und Grafikstudentinnen und -studenten der Hochschule für Künste Bremen gemeinsam umgesetzt haben. Federführend in der Betreuung waren an der Hochschule die Professorinnen Ursula Zillig (Modedesign), Andrea Rauschenbusch (Kommunikationsgestaltung) und der renommierte Modefotograf Joachim Baldauf. Basis des Projekts im Studiengang Integriertes Design der HfK Bremen war die gelebte Zusammenarbeit der Bereiche Mode, Fotografie und Grafik, die nun in dem außergewöhnlichen Magazin verwirklicht wurde. Leica hat das Projekt von Anfang an unterstützt. Nicht nur mit zwölf Kameras für die Studierenden, einer Schulung und technischem Support, sondern das Unternehmen sorgte auch mit Unterstützung beim Druck für den nun vorliegenden starken Auftritt.

Ein besonderes Highlight war die Auszeichnung von Falk Helmbold, der für seine Arbeiten im Magazin eine Leica Q-P erhielt. Das Team von Leica hatte zusammen mit Joachim Baldauf seine Arbeiten als die spannendsten befunden.

Wir sprachen mit Andrea Rauschenbusch, Joachim Baldauf und Falk Helmbold über das Projekt.

Gratulation zu dem nun vorliegenden erfolgreichen Ergebnis. Geben Sie uns doch bitte einen Einblick in den Ablauf des Projekts. Wie hat alles angefangen?
Andrea Rauschenbusch: Der Projektstart für die Fotografie als auch die Entwicklung redaktioneller Konzeptionen fand bereits vor über einem Jahr statt. Fotografie und ein vorbereitender Kurs zum Editorial Design liefen zuerst parallel im Blockunterricht. Nach Entwicklung und Abgabe der vorausgewählten Fotos gab es bis zum Semesterende (Februar 2020) ein weiteres redaktionelles Projekt mit der Aufgabe der visuellen Entwicklung eines Modemagazins. Von April bis Juli 2020 wurde die ausgewählte visuelle Konzeption (BRUTAL) umgesetzt und im Spätsommer gedruckt. Seit Ende Oktober gibt es das Magazin BRUTAL am Kiosk. Insgesamt haben 90 Personen an dem Projekt mitgewirkt.

Wie war der Workflow und wie sahen die Aufgaben für die Studierenden aus?
Joachim Baldauf: Wir arbeiten immer gern projektorientiert in gemischten Teams, auch unabhängig von Fachsemestern. In den künstlerisch-gestalterischen Teamprozessen kommt es immer zu dem wunderbaren Spagat aus Intuition, spontaner Ästhetik, auch Naivität und Professionalität. Das besetzt neue Positionen und reproduziert nicht das Bestehende! Für das Editorial Design wurde vorbereitend ein Kurs angeboten, der die Komplexität einer Publikation zum Thema hatte. Auch das Thema und die Position der Mode in Bremen wurden im Diskurs hinterfragt und erarbeitet. Der Anspruch an die fotografische Umsetzung war sehr hoch. Es sollte im Idealfall eine individuelle Art der Modefotografie entwickelt werden, die dann mit den von Leica freundlicherweise zur Verfügung gestellten Kameras umgesetzt wurde. Der Support von Leica war für die Studierenden sehr hilfreich und ermöglichte ihnen ihre Arbeiten auch technisch professionell umzusetzen.
Andrea Rauschenbusch: Im zweiten Schritt ging es um die konkrete Ideenentwicklung für eine Publikation über das Leben, Bremen und Mode – mit und durch Mode und Fotografie. Aus der Vorauswahl der Fotos – etwa 350 bis 400 standen zur Wahl – wurden Inhalt und Story eigenständig entwickelt und dann das Heft exemplarisch gestaltet. Abgesehen vom Budget gab es keine Vorgaben. Jede der drei Disziplinen ist sich auf Augenhöhe begegnet und hatte „Freiheit“, Spielraum. Das ist es, was andere, neue Perspektiven schafft in der Zusammenarbeit und Vertrauen braucht. Schließlich wurden verschiedene Magazinkonzepte entwickelt, von denen sich dann BRUTAL durchsetzte.

Was waren die Entscheidungskriterien dafür?
Andrea Rauschenbusch: Insbesondere war es die Gesamtheit der Idee, die sich über den Namen BRUTAL in seiner Absolutheit, Ambivalenz, Emotionalität und Differenziertheit ausdrückt und übersetzt wird in der filmischen Idee beim Editieren der Bilder. Alles zusammen ergibt eine Wucht mit wiederkehrender Lust zum Anschauen, Blättern. Dazu die wundersame Lyrik und Sprache, inklusive Typografie, Format und Bindung. Alle anderen präsentierten Konzepte waren auch fantastisch. Es war schwer, sich für ein Konzept zu entscheiden. Aber wir wollten definitiv keine Konzepte mischen. Schließlich hat das Editieren und die Erzählweise im Gesamtkonzept von BRUTAL in seiner Konsequenz den Ausschlag gegeben.

Aus der Sicht eines teilnehmenden Studenten, was waren für Sie die Besonderheiten an dem Projekt?
Falk Helmbold: Fragilität zu zeigen, oft auch der scheinbare Widerspruch zwischen ihr und innerer Stärke. Diversität. Dabei die Schönheit im Düsteren zu finden. Einen persönlichen Ort aufzuzeigen und meine Welt auszubauen, auch wenn sie nicht immer die Angenehmste ist.

Sie waren ja nicht nur Fotograf, sondern auch gleichzeitig Model bei Modeinszenierungen anderer Studierender – wie war die Zusammenarbeit in der Gruppe, welchen Austausch gab es?
Falk Helmbold: Für mich war es spannend in die Ideen, Welten und Konzepte meiner Mitstudierenden einzutauchen. Da vorher niemand eine Kamera von Leica in der Hand hatte, gab es einen regen Austausch bei technischen Fragen, aber auch wenn es darum ging, ein Model, Mode oder eine Location zu finden. Der Austausch innerhalb des Kurses war sehr konstruktiv ˗ obwohl jeder einen anderen Ansatz verfolgte. Die finale Zusammensetzung in Form des BRUTAL Magazins zeigt dies deutlich. Ein spannender Punkt war für mich das Modeln. Dabei ein anderer Charakter und in die Ideen meiner Mitstudierenden integriert zu werden.

Was muss aus Ihrer Sicht Modefotografie heute leisten?
Falk Helmbold: Modefotografie dient im klassischen Sinne dazu, Kleidung zu präsentieren. Doch es ist viel interessanter, ihr einen Rahmen, eine Geschichte oder einen Charakter zu geben. Nicht nur ein Kleidungsstück zu zeigen, sondern auch Emotionen bei den Betrachtenden zu wecken. Dabei den Schritt zu wagen, sich moderner Medien zu bedienen, mit der Zeit zu gehen und neue Möglichkeiten durch die Digitalisierung zu nutzen. Sich aber auch durch klassische Technologien bereichern zu lassen. Dinge zu mischen. Analog und digital. Es gibt so viele Möglichkeiten, etwas Tiefgründiges zu schaffen.

Was zeichnet das nun vorliegende Magazin aus?
Joachim Baldauf: Es ist die filmische Editierung der Publikation, die mit ihrer eigenständigen Vielfalt und gewaltigen Ausdrucksstärke besticht. Besonders gelungen ist der teamorientierte Ansatz. Die Studierenden lieben gedruckte Magazine, da sie sich in ihrem Alltag natürlich sehr viel im Internet bewegen und in sozialen Netzwerken aktiv sind. Print ist da eine willkommene Abwechslung und Herausforderung. Und wir sind äußerst glücklich über die Kooperation mit Leica. Sie war absolut konstruktiv, inspirierend und die ideale Zusammenarbeit von Industrie und Uni. Für uns und die Studierenden ein absoluter Glücksfall!

BRUTAL
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#2021

Die vierfarbig gedruckte und fadengeheftete Publikation erscheint mit zwei Cover-Gestaltungen.
196 Seiten, 18,5 x 27,5 cm, deutsch, ISBN 978-3-9819222-7-1

Die Publikation ist auch über die Pressestelle der Hochschule der Künste bestellbar.
Hochschule für Künste Bremen
Am Speicher XI 8, 28217 Bremen
pressestelle@hfk-bremen.de
www.hfk-bremen.de/t/publikationen/n/brutal-innerlich-expressiv-vereint

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