Der Fotograf Marco Fischer besuchte den DJ, Fernsehmoderator und nun auch Maler Jan Köppen in dessen Atelier. Was für ihn ein gelungenes Porträt ausmacht, was er an der Leica M10-R schätzt und warum die Fotografie für ihn zum Leben dazugehört: Das berichtet Marco Fischer in diesem Gespräch.
Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Es gab keine Initialzündung, das war eher ein schleichender Prozess. Ich bin schon damit aufgewachsen: Mein Vater hat viel fotografiert und ich selbst hatte schon früh eine Kamera in der Hand. Das hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. Und irgendwann gab es den Moment, an dem ich gemerkt habe, dass ich damit auch Geld verdienen kann.
Wie beschreiben Sie Ihre eigene fotografische Herangehensweise?
Mein Stil ist reduziert, ehrlich und charakteristisch. Oft bediene ich mich nur weniger Hilfsmittel. Ich finde es am interessantesten, mit der vorgefundenen Umgebung zu arbeiten.
„Erst wenn sich ein Mensch öffnet, kann ich mit der Kamera die Geschichte einfangen, die sonst vielleicht verborgen geblieben wäre“, schreiben Sie auf Ihrer Website: Wie schaffen Sie es, dass sich Ihre Protagonisten öffnen?
Ich glaube, es ist vielleicht eine der schwierigsten Aufgaben, Menschen zu fotografieren. Mir geht es bei Porträts vor allem um Authentizität, auch wenn das ein sehr abgedroschener Begriff sein mag. Die erreicht man tatsächlich nur, wenn man auf den Menschen eingeht und sich Zeit lässt. Es gibt Porträts, die entstehen erst, nachdem ich mehrere Stunden mit der Person gesprochen und sie in Ruhe kennengelernt habe. Ich recherchiere auch sehr viel im Vorfeld, sodass ich eigentlich fast alles über den Menschen weiß, den ich porträtiere. Und natürlich geht es in der Porträtfotografie im Wesentlichen um Vertrauen, und darum, eine persönliche Beziehung aufzubauen, Menschen zuzuhören, zu wissen, wer einem gegenübersitzt und ein Gespür für die Situation und den richtigen Zeitpunkt für die Aufnahme zu haben.
Sie haben Jan Köppen bei seiner Arbeit im Atelier fotografiert – was hat Sie an dieser Idee gereizt?
Jan und ich haben uns vor ein paar Jahren auf einer Ausstellungseröffnung in Hamburg kennengelernt, hatten seitdem durchgehend Kontakt und wollten immer mal etwas zusammen machen. Es hat eine Weile gedauert, bis sich ein gemeinsamer Freiraum ergeben hat. Diesen Sommer haben wir es dann endlich geschafft. Am meisten reizt mich bei Jan Köppen seine Kunstrichtung. Dabei wollte ich ihn einfach begleiten. Mit dabei sein, einen Kaffee trinken, mich mit ihm unterhalten und ein paar Bilder machen. Wir hatten von Anfang an ein sehr vertrautes Verhältnis.
Wie hat Jan Köppen auf Ihre Idee reagiert?
Er war total begeistert davon. Er wollte diese Bilderserie ohnehin schon länger malen. Und letztlich war es eher so, als ob man sich mit Freunden trifft, als dass man sagt, man plant jetzt ein gemeinsames Projekt, das man mit viel Aufwand auf die Beine stellen muss.
Wie ist es Ihnen gelungen, ihn so entspannt, spontan und natürlich beim Malen zu fotografieren? Ein künstlerischer Prozess ist ja etwas sehr Intimes, zu dem selten Dritte zugelassen sind.
Die ganze Situation war ein bisschen so, als ob man sich mit jemandem träfe, den man einfach sympathisch findet. Man lässt das Ganze laufen und schaut, was passiert. Ich beobachte in einer solchen Situation eher und fotografiere. Da hilft mir tatsächlich die Leica sehr, weil sie natürlich unauffällig ist. Gerade die Leica M oder die Leica Q sind super Kameras, um im Stil einer Reportage zu arbeiten und den Protagonisten nicht mit einer großen Kamera zu attackieren, sondern um mit einer kleinen Kamera tolle Bildergebnisse zu erzielen. Und einfach da zu sein, den Moment abzupassen und ein Gespür dafür zu bekommen, was wichtig ist und wann man die Kamera beiseitelegen kann. Genauso wie den Moment, in dem man die Kamera wieder zur Hand nimmt und fotografiert.
Neben den intensiven Porträts und Fotografien, die Köppen beim raumgreifenden Malen zeigen, haben Sie die Kamera auch auf interessante Details und Ausschnitte gerichtet – haben Farbspuren und Schuhe fotografiert …
Gerade wenn ich Menschen porträtiere und zugleich bei ihrer Arbeit begleite, ist es mir ganz wichtig, das jeweilige Umfeld einzufangen. Da richtet sich mein Blick auf Sachen, die mich interessieren, etwa weil sie farblich oder grafisch toll aussehen. Dabei geht es für mich vor allem darum, die Geschichte auf diese Weise abzurunden und dem so Betrachter zu zeigen, was in der Geschichte passiert ist, und auch warum etwas entstanden ist.
Ihre eindrucksvollen Fotos entstanden an nur einem Tag. Ein enormer Output – arbeiten Sie immer so effektiv?
Die Bilder sind tatsächlich in nur zwei Stunden entstanden. Wir hatten ein sehr kleines Zeitfenster, weil Jan Köppen anschließend zur nächsten Produktion musste. Der große Output entsteht auch, glaube ich, weil ich sehr schnell und intuitiv arbeite. Es dauert nicht lange, bis ich ein Bild im Kasten habe. Ich bin keiner, der sich lange an einem Motiv aufhält und das ausarbeitet. Ich nehme mit, was mir gefällt und bin mir sicher, dass das stimmt, was ich habe, und mache direkt weiter.
Ihre Aufnahmen – die meisten sind ja Farbfotos – zeugen von einem sehr guten Gespür für Farbkompositionen. Aber Sie fotografieren Sie auch in Schwarzweiß – was reizt Sie an dem einen, was an dem anderen?
In diesem Fall war es natürlich klar, dass ich, wenn ich jemanden beim Malen fotografiere, mich für die Farbfotografie entscheide. Ab und zu muss für mich aber immer ein Schwarzweißbild dazwischen sein, gerade wenn es um Porträts geht. Dann kann ich den Fokus stärker auf die Person lenken. Dann liegt die Konzentration ganz auf dem Gesicht, auf der Geste und auf dem Moment, den man einfangen möchte, und eben nicht auf dem Umfeld mit den Gemälden und Farben im Hintergrund. Für mich ist beides sehr reizvoll. Schwarzweiß-Fotografie reduziert tatsächlich auf das Wesentliche und das macht auch meinen Stil aus. Ich bin niemand, der mit vielen Effekten arbeitet, etwa mit einer Gegenlichtblende und gezielt gesetzten Unschärfen. Mir geht es wirklich um das klare, reine Bild.
Sie haben mit der Leica M10-R und einem Summilux 1:1.4/50 ASPH. fotografiert …
Ich hatte die Kamera zum Testen bekommen und bei dieser Kamera erreicht natürlich die Detailschärfe durch die hohe Pixelzahl und den neu gerechneten Sensor noch mal eine ganz andere Dimension. Die Kamera hat mich voll und ganz überzeugt. Man sieht mit ihr einfach noch mal, was die Leica Optiken können, vor allem was die Präzision betrifft. Das 50er ist das Objektiv, das dem menschlichen Auge am ehesten entspricht und insofern eine sehr gute Bildwiedergabe hat. Ich verwende dieses Objektiv gerne im Porträt-, aber auch im Reportagebereich. Das Equipment ist sensationell klein, handlich und erzeugt eine super Bildqualität. Insgesamt konzentriere ich mich beim Fotografieren aber weniger auf die Technik, als vielmehr auf den Menschen, den ich fotografiere.
Bitte vervollständigen Sie diesen Satz: Die Fotografie ist …
… meine Leidenschaft, die ich zum Glück zum Beruf machen konnte. Und insofern fühlt sich meine Arbeit nicht wie Arbeit an. So ist die Fotografie ein Teil meines Lebens geworden und mein täglicher Begleiter.
Marco Fischer ist in der Fotografie zu Hause. Seine Porträts sind kostbare Momentaufnahmen, die den Betrachter berühren und die Geschichte eines Augenblicks oder eines ganzen Lebens erzählen. Die Schwarzweiß-Aufnahmen unterstreichen das Wesentliche und lassen die Person wirken – authentisch und klar. Fischers Arbeit ist geprägt von Ruhe, Konzentration und Neugier. Er lebt in Deutschland und fotografiert unter anderem für „Harper’s Bazaar“, das „Zeit Magazin“, „Geo“, Adidas, Odlo, Boss und Versace. Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Marco Fischer auf seiner Website und in seinem Instagram-Kanal.
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