Jürgen Wettke und Richard Konecky haben sich auf einer Fotoreise in Island kennengelernt und festgestellt, dass ihre gemeinsame Leidenschaft die Luftbildfotografie ist. Fasziniert von der Vielfalt der Strukturen, Farben und dem einzigartigen Licht, machten sich beide auf die Reise in die entlegenen Regionen des ostafrikanischen Landes.

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen und welche Rolle spielt sie in Ihrem Leben?
JW: Als ich 13 war, habe ich eine Kamera bekommen und seither fotografiere ich. Die Fotografie spielt für mich eine wichtige Rolle. Sie ist die kreative und entspannende Seite meines Lebens, da ich im Beruf viel mit Zahlen und Fakten zu tun habe.
RK: Mit der Fotografie begann ich schon als Teenager, als ein Onkel, der im Zweiten Weltkrieg bei der Luftaufklärung war, mir half, im Keller unseres Hauses eine Dunkelkammer einzurichten. Während der High School, der Universität und des Jurastudiums habe ich mir die Fotografie autodidaktisch beigebracht, doch dann kam mir der Beruf in die Quere. Erst als ich vor zehn Jahren in den Ruhestand ging, habe ich die Fotografie mit einer Leica M9 wiederentdeckt. Heute spielt sie eine große Rolle in meinem Leben. Ich organisiere Reisen in die ganze Welt, um meinen fotografischen Interessen nachzugehen. Außerdem besuche ich weiterhin Workshops zu verschiedenen Themen. Durch die Fotografie habe ich viele wunderbare Freunde gefunden.

Das ist nicht Ihr erstes Projekt im Bereich der Luftbildfotografie. Was fasziniert Sie an dieser Art des Fotografierens?
JW: Die Perspektive, die Farben und die Sichtbarkeit der Strukturen unterscheiden sich völlig von denen, die man vom Boden aus sieht, und bieten immer wieder überraschende Ergebnisse.
RK: Mein erstes Projekt aus der Luft war ein kurzer Ausflug während eines Workshops in Island, bei dem ich Jürgen traf. Ich bin fasziniert von der Vogelperspektive, und von der Möglichkeit, die Landschaft abstrahierend zu betrachten. Außerdem finde ich es aufregend und inspirierend, in einem Hubschrauber mit offener Tür zu fliegen.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen bei der Luftbildfotografie?
JW: Das Auge für die richtige Perspektive, denn man hat meist nur wenig Zeit, den Moment zu finden, um auszulösen. Daran ändert die moderne Technik nur wenig.
RK: Für mich bestand die größte Herausforderung darin, in einem sich bewegenden und wackelnden Hubschrauber gestochen scharfe Bilder zu machen.

Wie sind Sie damit umgegangen?
JW: Erfahrung ist sehr hilfreich. Kenntnisse der Kameratechnik sind eine Voraussetzung. Verpasste Momente sind schwer zu wiederholen, selbst bei Hubschrauberflügen.
RK: Mit Konzentration auf die Technik, guten Kamerakenntnissen und Fotografieren mit einer kurzen Verschlusszeit. Trotzdem gab es viel Aussschss.

Warum haben Sie sich gerade Kenia ausgesucht? Was ist das Besondere an diesem Land? Und auf welcher Grundlage haben Sie die einzelnen Orte ausgewählt?
JW: Gespräche mit professionellen Fotografen und Länderexperten helfen bei der Auswahl der richtigen Ziele. Wir suchen nach Landschaften, die unzugänglich und dünn besiedelt sind und einzigartige Farben und Strukturen bieten. Der Norden Kenias, aber auch Namibia und Island, bieten solche Landschaftsstrukturen. Es gibt aber noch viele weitere Ziele, die mir einfallen.
RK: Bei dieser Reise hat Kenia mich gewählt. Jürgen und ich hatten zuvor darüber gesprochen, afrikanische Landschaften aus der Luft zu erkunden; er war ja bereits in Namibia gewesen. Die Einzigartigkeit der Landschaftsstrukturen, die Formen und Farben haben es uns beiden angetan. Als Jürgen mir eine Reise in den Norden Kenias vorschlug, habe ich sofort zugestimmt, vor allem wegen der Möglichkeit, abgelegene, unzugängliche Landschaften zu überfliegen und zu fotografieren.

Welche Ausrüstung haben Sie für das Projekt verwendet und warum haben Sie sich für diese Kameras und Objektive entschieden?
JW: Wir entschieden uns für die Leica S, Richard hatte zusätzlich seine M-Ausrüstung dabei.
RK: Genau. Ich habe eine Leica S (007) verwendet, hauptsächlich mit dem Summarit-S 1:2.5/70 ASPH. und dem APO-Tele-Elmar-S 1:3.5/180. Ich wollte einen Mittelformatsensor und die besten verfügbaren Objektive verwenden, um die schärfsten Bilder machen zu können. Ich beschneide meine Bilder oft, um den Eindruck der Abstraktion zu verstärken, und das macht diese Kamera mit diesen Objektiven möglich. Ich habe auch eine Leica M10 mit einem APO-Summicron-M 1:2/50 und einem Summilux-M 1:1.4/75 verwendet. Diese Kombination hat sich bewährt und gute, brauchbare Bilder geliefert. Weitere Hilfsmittel (Gimbals etc.) habe ich nicht benutzt.

War der Hubschrauber zum Fotografieren geeignet?
JW: Ja, er hatte drei Sitze in der zweiten Reihe und Schiebetüren, sodass wir die meisten Aufnahmen bei geöffneten Türen machen konnten. Die Objektive befanden sich zwischen uns, da es in einem Hubschrauber nicht ganz ungefährlich ist, sie zu wechseln.

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptunterschiede zwischen Luftaufnahmen, die Sie aus einem Flugzeug oder Hubschrauber heraus machen, und Drohnenaufnahmen?
JW: Ich habe alle Möglichkeiten ausprobiert. Drohnen haben einen enormen Kostenvorteil, sind aber an den meisten Orten nicht erlaubt oder unterliegen vielen Einschränkungen. Drohnen für das Mittelformat sind immer noch sehr schwer, trotz der Karbonbauweise. Aus Propellerflugzeugen lässt sich Normalfall nur zur Seite gut fotografieren. Für Aufnahmen nach unten müssten die Türen geöffnet werden, was bei den Geschwindigkeiten des Flugzeugs nicht ideal ist. Hubschrauber sind teuer, aber wenn man die Route gut plant und einen guten Piloten hat, sind sie perfekt.
RK: Ich habe noch keine Drohnenaufnahmen gemacht. Es scheint mir die Unmittelbarkeit und Verbundenheit zu fehlen, die man hat, wenn man aus dem Hubschrauber fotografiert. Meiner Meinung nach wäre es mit der Drohne eher technisch und weniger gefühlvoll.

Sie haben die Ergebnisse dieser Reise in einem Fotobuch veröffentlicht. Wo ist das Buch erhältlich sein?
JW: Das Buch wurde im Eigenverlag herausgegeben. Die Zusammenfassung der eigenen fotografischen Arbeit in Form eines Buches und/oder eines Films ist immer eine Freude. Wir hoffen, damit einen Beitrag zum wachsenden Bewusstsein zu leisten, dass es sich lohnt, diese einzigartigen Landschaften für zukünftige Generationen zu erhalten.

Jürgen Wettke ist ein deutscher Landschafts- und Luftfotograf. Neben seiner Karriere als Leiter eines internationalen Beratungsunternehmens und seiner Professur an der medizinischen Fakultät der Universität Düsseldorf ist er seit seiner Kindheit ein leidenschaftlicher Fotograf. Mehrere seiner Fotobücher sind im teNeues Verlag erschienen: The Art of the Wadden Sea, The Namib Desert und kürzlich Iceland – Nature of the North.

Der gebürtige New Yorker Anwalt und Fotograf Richard Konecky lebt derzeit in San Francisco. Sein fotografisches Werk umfasst zwanglose Porträts und Umweltaufnahmen, Landschafts-, Makro-, abstrakte und Luftbildfotografie. Seine ersten Luftaufnahmen machte Konecky während eines früheren Projekts in Island und war beeindruckt von der veränderten Perspektive und Geometrie der Landschaft.