Der Sambhali Trust ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Jodhpur im indischen Bundesstaat Rajasthan. Das Ziel der Organisation besteht darin, benachteiligten Frauen und Mädchen durch Bildung den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu ebnen. Callie Eh hat die Stiftung zwei Wochen lang mit ihrer Leica Q und Q2 besucht. Ihre Aufnahmen geben viele verschiedene Perspektiven wieder.

Wie kamen sie auf die Idee zu Die Tür in eine bessere Zukunft?
Anfang 2020 besuchte ich gemeinsam mit Photographers Without Borders (PWB) und der Nichtregierungsorganisation Sambhali Trust einen Workshop in Indien. Anschließend verbrachte ich zwei Wochen beim Sambhali Trust und besuchte seine Bildungszentren, Nähschulen, Internate und Schulen auf dem Land – alle in Jodhpur und Setrawa.

Was hat Sie dort am meisten beeindruckt?
Meine Zeit beim Sambhali Trust hat mich viel gelehrt und meine Aufmerksamkeit auf die Ungleichheit in der Welt gelenkt. Die Bildungszentren der NGO bieten Frauen einen sicheren Ort, an dem sie ihre Würde zurückgewinnen können, wo man sie bei der Entwicklung von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl unterstützt und ihnen hilft, auf finanzielle Unabhängigkeit hinzuarbeiten. In westlichen Ohren mag das nach einer Selbstverständlichkeit klingen, aber in Indien und anderen sich entwickelnden Gesellschaften ist das oft nur mit Hilfe von außen möglich. Es war mir eine Ehre, diese mutigen Frauen zu fotografieren: Diese Aufnahmen erzählen so unterschiedliche Geschichten, die ich mit der Serie Die Tür in eine bessere Zukunft vermitteln möchte.

Ihre beeindruckenden Bilder zeigen die Frauen und Mädchen beim Lernen und Arbeiten. Dabei schauen sie selten direkt in die Kamera …
Ich versuche, sie nicht zu stören. Ich möchte Momente ihres täglichen Lebens einfangen, ohne dass sie posieren oder mein Thema inszenieren. Ich will ihre reale Geschichte dokumentieren und dabei war sicherlich hilfreich, dass ich einige Zeit dort verbracht habe, sodass die Frauen an mich gewöhnt waren: Sie waren in ihrem Element und konzentrierten sich nicht auf mich oder meine Kamera.

Was machen die Frauen, wenn sie ihre Ausbildung beim Sambhali Trust abgeschlossen haben?
Die meisten Frauen, die das Bildungsprogramm abschließen, werden in der Sambhali-Boutique angestellt, wo sie Kleidung und Kunsthandwerk herstellen oder in den Zentren unterrichten. Sie können am Sambhali Graduate Sewing Program teilnehmen, dort ihre Erzeugnisse verkaufen und so auf finanzielle Unabhängigkeit hinarbeiten.

Glauben Sie, dass Ihre Bilder etwas an der Situation der Frauen ändern können?
Das ist eine schwer zu beantwortende Frage, da ein Foto natürlich keine direkte wirtschaftliche Auswirkung auf ihr Leben hat. Ich glaube jedoch, dass Bilder wichtig sind, durch sie können Menschen die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven sehen. Fotografie ist ein mächtiges Werkzeug, um eine Lebensgeschichte zu erzählen. Die Verbreitung der Botschaft kann zu unserem Verständnis einer Kultur, Geschichte und der Identität der Menschen, die dahinterstehen, beitragen. Aber zurück zu Ihrer Frage. Ich hoffe, dass meine Serie das Bewusstsein für Themen rund um die Stärkung der Rolle der Frau in Indien schärfen wird. Ich bin sehr dankbar für Publikationen wie diese: Dieser Beitrag im Leica Blog wird hoffentlich dazu beitragen, dass sich mehr Menschen dieses Themas bewusstwerden, dass sie sich interessieren und eigene Beiträge zur Verringerung der Ungleichheit in der Welt leisten.

Wann und warum sind Sie Fotografin geworden?
Mein Leben war nicht einfach: Ich hatte viele Höhen und Tiefen zu bewältigen und musste sehr hart arbeiten, um durchs Leben zu kommen. Die Fotografie war eine enorme Unterstützung für mich, sie war für mich eine Zuflucht in schwierigen Zeiten und ein Refugium, um eine Vielzahl von Emotionen hinsichtlich Liebe, Konflikten und Hoffnung zu erforschen. 2015 gab es einen Wendepunkt in meinem Leben: Ich zog nach Polen, wo meine Arbeit von einem Cafébesitzer, Gaston Sitbon, und dem Gründer von Galeria AMI Poland, Piotr Kaczmarek, entdeckt wurde. Später, 2016, hat mich in Krakau ein Workshop zur Dokumentarfotografie wirklich beeindruckt. Er war sehr intensiv und hat meine fotografische Sichtweise tiefgreifend verändert. Im selben Jahr habe ich mir die Leica Q gekauft. Ich habe mich sofort in die Kamera und die Art und Weise, wie man damit Fotos macht, verliebt. Das fest verbaute 28-mm-Objektiv zwingt mich, meine Komfortzone zu verlassen, und bringt mich näher ans Motiv. Ich muss mich darauf konzentrieren, ein besseres Bild zu machen, ein Bild, das eine wichtige Geschichte erzählt und Richtung, Zweck und Bedeutung enthält. Die Kamera hebt die Bildqualität auf ein ganz neues Niveau, an dem ich seither immer festgehalten habe.

Wie hat sich die Q denn bei diesem Projekt geschlagen?
Ich habe sowohl mit der Q als auch der Q2 gearbeitet, beide mit dem Summilux 1:1.7/28 ASPH ausgestattet. Das sind meine Lieblingskameras bisher: kompakt, praktisch und zuverlässig – die perfekten Kameras für die Reise- und Street Photography. Was ich an der Q und der Q2 so schätze, ist die Möglichkeit, Einstellungen schnell zu ändern, etwa mit der Daumenradtaste den Belichtungsmodus, und manuellen Steuerelementen, die sich sehr solide anfühlen. Dadurch kann ich kreativer mit Blickwinkeln, Licht, Reflexionen aller Art oder einer unerwarteten und einzigartigen Perspektive umgehen. Bei einem 28-mm-Objektiv muss man wirklich nah heran ans Motiv. In einer Situation, in der man lieber ein Zoomobjektiv verwenden würde, etwa weil Gefahr droht, kann das auch mal schwierig werden. In jedem Fall ist es wichtig, sich jederzeit seiner Umgebung und der kulturellen und sozialen Regeln bewusst zu sein, sowohl aus Respekt vor den Protagonisten als auch wegen der eigenen Sicherheit.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Fotografie ist …
… für mich eine Art, die Welt zu sehen: Jedes Foto ist wie eine kleine Dokumentation verschiedener Lebensstile und Situationen, die meine Protagonisten erlebt haben, und des Gefühls, das ich in jenem Moment hatte.

Callie Eh, 1972 in Yong Peng, Malaysia, geboren und aufgewachsen, hat Station in mehreren Ländern gemacht und lebt heute in der Schweiz. Mit ihrer ersten DSLR-Kamera fotografierte sie seit 2008 auf Reisen. Heute fotografiert Eh am liebsten Menschen in ihrem täglichen Leben und will visuelle Geschichten erzählen. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, ausgezeichnet und veröffentlicht. 2020 war sie Bronzegewinnerin beim TIFA und 2021 Finalistin beim World.Report Award. Sie wurde von LensCulture vorgestellt, in der LFI-Galerie für Master Shots und das Picture of the Week ausgewählt und im Magazin LFI publiziert. Interviews mit der Fotografin erschienen im Schweizer Leica Magazin Courrier 2020 und im Magazin Dodho. Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Callie Eh auf ihrer Website und in ihrem Instagram-Kanal.

Leica Q

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