Der in Alaska aufgewachsene Regisseur, Kameramann und Fotograf Ben Staley hat für Leica den britischen Sänger und Fotografen Seal zum Interview getroffen, um mit ihm über die Leica Q2 „Dawn“ by Seal, das Wetzlarer Unternehmen und die Gemeinsamkeiten von Musik und Fotografie zu reden. Das Treffen fand in einer ausgesprochen lockeren Atmosphäre statt – gerade so, als ob zwei gute, alte Freunde zusammenkommen wären. Dabei haben sich die Künstler bei dieser Gelegenheit erst zum zweiten Mal persönlich gesehen.

Herr Staley, wer sich mit Ihrer Vita beschäftigt, dem wird schnell klar, welchen Stellenwert Geschichten – die Bilder, die im Kopf entstehen, zum Beispiel wenn man eine Fotografie oder einen Film betrachtet und sich darauf einlässt – in Ihrem Leben spielen. Sind Sie aus heutiger Sicht froh, in der Abgeschiedenheit Alaskas aufgewachsen zu sein, oder wären Sie lieber einen anderen Weg gegangen?
Als ich jung war, sehnte ich mich nach einem „normalen“ Leben, nach den Dingen, die andere Kinder tun konnten, nach einfachen Dingen wie Achterbahn fahren, in Restaurants essen oder Fernsehen. All das waren für mich seltene, besondere Ereignisse. Es gab keine Restaurants in der Nähe, wir hatten keinen Strom und deshalb auch keinen Fernseher. Wir aßen Wild und Fisch, ich hackte Holz, um das Haus zu heizen, und ich bin mir sicher, dass das Leben schwieriger war als das der meisten anderen. Wenn ich jetzt zurückblicke, sehe ich, wie meine Erziehung mich geprägt hat und mir im späteren Leben zugutekam. Als Filmemacher und Fotograf habe ich mich auf abgelegene und schwierige Orte spezialisiert. Derzeit arbeite ich an einem Projekt tief im südamerikanischen Dschungel, ich habe hoch oben in den Anden gearbeitet und allein auf über 5000 Metern Höhe geschlafen. Ich habe Hunderte von Tagen auf See in schwierigen und beengten Verhältnissen auf kleinen Booten verbracht und bin tief in südostasiatische Höhlen vorgedrungen. Ich habe in Afrika, im Amazonas-Gebiet und entlegenen Teilen Sibiriens gearbeitet. Die Art und Weise, wie ich aufgewachsen bin, hat es mir einfach leichter gemacht, mit Unannehmlichkeiten umzugehen, und dafür bin ich dankbar. Natürlich arbeite ich auch gern in einem Studio mit einem Musiker, Schauspieler oder Model, aber hoch in den Bergen oder tief im Dschungel fühle ich mich genauso wohl.

Die Geschichten, die Sie heute in Ihren Beiträgen erzählen, inspirieren viele Menschen. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Meine eigenen Inspirationen sind mir heilig, und wenn etwas, das ich mache, jemand anderen inspiriert, dann ist das das größte Geschenk. Unsere Vorfahren haben mit Blut, Asche und Pflanzenpigmenten auf die Wände von Höhlen gemalt, heute haben wir viel fortschrittlichere Werkzeuge. Aber der Impuls ist der gleiche, nämlich unsere menschliche Erfahrung mitzuteilen, zu verkünden: Ich bin hier, und ich habe diese Dinge gesehen und diese Dinge getan. Ich habe gelebt. Wenn irgendjemand etwas von dem, was ich schreibe oder festhalte, sieht, bin ich einfach nur dankbar, dass ich lebe und einen anderen Menschen berühre.

Im Interview, das Sie für Leica mit dem britischen Musiker und Fotografen Seal geführt haben, wird deutlich, wie sehr Ihre Geschichten Menschen fesseln. Seal schätzt Ihre Fotografien und Filme und bezeichnet Sie als Freund. Was bedeutet Ihnen das?
Seal ist ein ikonischer, legendärer Künstler, dessen Werke Millionen von Menschen auf der ganzen Welt berührt haben. Es ist eine große Ehre und ein Privileg, mit ihm und Leica arbeiten zu können. Die meisten meiner engen Freunde sind Künstler und Kreative, Schauspieler, Musiker, Filmemacher und Fotografen – und bei Seal ist das nicht anders. Er weiß viel über Fotografie, Kameratechnik und etliche andere Themen. Es ist eine große Freude, mit ihm über Kunst und Kreativität zu diskutieren. Ich lerne immer etwas. Wir tauschen ständig Bilder per SMS aus, auch wenn wir uns in ganz verschiedenen Gegenden aufhalten. Im Moment ist er in Frankreich und ich bin im Dschungel. Er ist ein guter Freund, und ich schätze unsere Verbundenheit sehr.
Seal ist der Ansicht, dass eine Leica die Art zu fotografieren entschleunige, sie fessele einen auf eine Art und Weise, wie andere Kameras das nicht vermögen. Wie erleben Sie Ihre Leica?
Wenn ich eine Leica benutze, brauche ich nicht an sie zu denken. Es gibt keine Barriere zwischen dem, was ich einfangen möchte, und dem Drücken des Auslösers. Die Kamera fühlen sich für meine Hände perfekt an. Sie fühlt sich richtig an. Das kann ich von keiner anderen Kamera behaupten. Bei meinem Shooting mit Seal wollte ich für einige Aufnahmen die M11 verwenden, aber ich besaß keine, also bat ich Seal, seine M11 mitzubringen. Das war ein professioneller Auftrag mit einem großen Team, einer Deadline und viel Druck, und ich wollte eine Kamera verwenden, die ich noch nie benutzt hatte. Potenziell eine riskante Entscheidung. Ich nahm sie in die Hand und es gab kein Zögern, keine Lernkurve und die Bilder von Seal, die ich mit seiner M11 aufgenommen habe, sind mir vermutlich die liebsten des ganzen Projekts. Ich hatte das Selbstvertrauen, das zu tun, aber es spricht zugleich Bände über die Benutzerfreundlichkeit, die Einfachheit, die Eleganz und die Funktionalität der Kamera.

Was nehmen Sie aus dem Treffen mit Seal mit?
Die Ehre und Gelegenheit, Seal für Leica zu fotografieren, war eine der größten Freuden meiner beruflichen Laufbahn. Er ist ein Künstler, vor dem ich den größten Respekt habe und den ich als einen guten Freund betrachte. Ich weiß, dass wir noch mehr Kunst zusammen machen werden, und ich kann es kaum erwarten zu erfahren, was das dann sein wird.

Auf Ihrer Website sagen Sie, Sie freuten sich auf all die Geschichten, die noch nicht erzählt worden sind. Was ist aus Ihrer Sicht das geeignetere Mittel dazu, Text, Fotografien oder Videos?
Im Moment schreibe ich ein Drehbuch für einen Spielfilm, bei dem ich hoffentlich Regie führen werde. Außerdem bereite ich einen Pitch für einen Dokumentarfilm vor, den ich über eine wissenschaftliche Naturschutzexpedition in den tiefsten und entlegensten Teil des Amazonas-Dschungels drehen möchte. Einer meiner größten Träume ist es, mit einem hochkarätigen Künstler oder einer Band auf Tournee zu gehen und diese Tournee mit meinen Leica Kameras im Reportagestil zu fotografieren und zu filmen. Das ist ein großes Ziel von mir und etwas, das ich schon lange machen möchte. Ich drücke die Daumen, dass sich eine Gelegenheit ergibt!

Der Regisseur, Filmemacher und Fotograf Ben Staley, 1973 in der Abgeschiedenheit Alaskas geboren, ist dort auch aufgewachsen. Geschichten zogen ihn von Anfang an in ihren Bann, sie waren sein einziges Fenster zur Welt. Heute erzählt er Geschichten – mit seinen Kameras. Er produziert unabhängige Filme, Musikvideos und Werbespots sowie Dokumentarfilme und Fernsehprogramme für Netflix, Discovery Channel, National Geographic, History Channel und andere. Erfahren Sie mehr über die Arbeit und das Werk von Ben Staley auf seiner Website und in seinen Instagram- und Vero-Kanälen.