Dzesika Devic glaubt, dass ein perfektes Zusammenspiel von Farbkombinationen, Licht und Textur ein gutes Stillleben definieren. In Devics Bildern verlassener Landschaften bleibt alles dem Zufall überlassen; die Aufnahmen lesen sich wie ein Tagebuch ihres Lebens und sprechen von der Schönheit des Alltäglichen.

Welches Ziel verfolgt Ihr Projekt?
Ich versuche, Stillleben so zu fotografieren, wie ich Menschen fotografiere. Stillleben haben eine eigene Persönlichkeit und eigene Eigenschaften, sie sind komisch, traurig, hübsch, verwirrend etc. Stillleben sind auch wie ein Tagebuch für mich. Ich kann mich erinnern, wo ich war oder wer dabei war. Ich schätze es, etwas nur für mich selbst zu haben, während ich durch die Arbeit, die ich teile, eine sehr öffentliche Person bin. Ich möchte den Menschen zeigen, dass selbst im Alltäglichsten Schönheit steckt.

Sie fotografieren hauptsächlich verlassene Landschaften, Gebäude und Innenräume – was sagt das über das Leben aus?
Stillleben überlassen viel der Fantasie. Ich frage mich immer, wie eine Szene entstanden sein mag. Wer war an diesem Tag vor mir da? Welche Geschichte ist in dieser Szene enthalten?

Wo finden Sie die Motive für Ihre Stillleben?
Ich nehme meine Kamera überall hin mit, und wenn mir eine Szene ins Auge fällt, fotografiere ich sie. Das kann in meinem Schlafzimmer sein, auf der Straße, im Lebensmittelgeschäft. Irgendwo. Ich habe keinen Plan, wo ich fotografieren werde, ich versuche einfach, immer aufmerksam zu sein.

Wie wichtig ist die richtige Komposition, wie gehen Sie beim Fotografieren vor?
Ich versuche, nicht zu viele Fotos von derselben Szenerie zu machen; sonst quäle ich mich später, wenn ich mich für eines von vielen Bildern entscheiden muss, die sich kaum unterscheiden. Ich nehme mir lieber mehr Zeit, um die Szenerie zu studieren. Ich frage mich, welche Perspektive mich dazu gebracht hat, innezuhalten und mir das anzusehen. Denn das ist die Perspektive, aus der ich fotografieren sollte. Bevor ich durch den Sucher schaue, betrachte ich einfach die Szenerie, erst dann mache ich das Foto. Das ist ein Luxus, den man bei Stillleben immer hat, aber nicht unbedingt bei Menschen, die sehr flüchtig sein können.

Stillleben werden normalerweise sorgfältig arrangiert …
Ich überlasse alles dem Zufall. Keine meiner Szenen ist inszeniert. Es sind einfach die Dinge, auf die ich in meinem Leben stoße.

Wie hat sich die Leica M6 geschlagen?
Das Bild nicht sofort zu sehen, kann sehr befreiend sein und hilft mir, mich entspannt zu bewegen. Ich bin nicht so sehr damit beschäftigt, das perfekte Foto zu erstellen. Stattdessen nutze ich meine Zeit, um eine Szene genau zu untersuchen, zu fotografieren und wieder meiner Wege zu gehen.

Sie fotografieren in Farbe und in Schwarzweiß – nach welchen Kriterien entscheiden Sie?
Ob ein Bild schwarzweiß wird, entscheide ich oft, bevor ich es überhaupt aufnehme. Schwarzweiß bevorzuge ich normalerweise, wenn die Szene viele geometrische Formen hat oder es nur wenige Objekte gibt. Architektur hat einen gewissen Einfluss darauf, dass ich Schwarzweiß anziehend finde.

Wie bearbeiten Sie Ihre Bilder?
Minimal, die Schatten abdunkeln, die Sättigung erhöhen und Verzerrungen begradigen. Beim Editieren gibt es keinen großen Entscheidungsspielraum: Wenn ein Bild sofort meine Aufmerksamkeit erregt, verwende ich es. Wenn nicht, verwerfe ich es, und diese Entscheidung ändert sich nur selten.

Sie fotografieren sowohl tagsüber als auch nachts. Wie wichtig ist das Licht?
Licht ist alles für mich. Licht kann eine Szene, die für mich uninteressant ist, in etwas verwandeln, das mich zweimal hinschauen lässt. Wenn ich aus dem Fenster blicke und sehe, dass das Licht schön ist, greife ich zur Kamera. Weil ich weiß, dass Orte, an denen ich vorbeigegangen bin, ohne über sie nachzudenken, jetzt ganz anders aussehen werden. Nachts zu fotografieren, bringt viel unheimlichere und mehrdeutigere Gefühle mit sich, die mich in Bildern anziehen. Ich mag die Vorstellung, ein wenig verunsichert zu sein.

Als Fotografin scheinen Sie der Leere Leben einzuhauchen. Was sagen Ihre Bilder über Sie aus?
Ich liebe Stille und Einsamkeit. Ich denke, ich liebe Stillleben, weil sie so ruhig aussehen – davon kann ich gar nicht genug bekommen.

Was macht Ihrer Meinung nach ein gutes Stillleben aus?
Die Farbkombinationen, das Licht und die Texturen.

Dzesika Devic geboren in Ontario, Kanada, lebt derzeit in Toronto. Als Autodidaktin arbeitet die junge Fotografin je nach Situation und Stimmung mit analoger oder digitaler Fototechnik. 2007 erhielt sie ihre erste Kamera und begann, sich für das Fotografieren von Alltagsgegenständen und Reisen und für Porträts zu interessieren. Seither ist ihre Faszination für die Fotografie gewachsen. Ihre Arbeiten decken ein breites Spektrum an Themen und Medien ab, aber das Geschichtenerzählen zieht sich wie ein roter Faden durch alles. Erfahren Sie mehr über die Fotografie von Dzesika Devic auf ihrer Website und in ihrem Instagram-Kanal.

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