Großes Kino: Die Regisseurin gibt spannende Einblicke in die Dreharbeiten ihres Kinofilms – fotografiert mit einer Leica M10.

Die deutsche Regisseurin Lena Stahl ist ein Multitalent. Sie hat nicht nur das Drehbuch für Mein Sohn geschrieben, sondern auch Regie geführt – und parallel die Dreharbeiten mit der Leica M10 dokumentiert. Ihre Fotografien sind ab dem 31. März in der Leica Galerie Wetzlar zu sehen.

Wie schauen Sie heute nach vier Jahren auf Ihre eigenen Aufnahmen, die während des Filmdrehs entstanden sind?

Die Bilder sind für mich wie eine Zeitreise und ich bin sehr dankbar, sie immer wieder anschauen zu können. Mit einigen Menschen auf den Fotos habe ich in der Zwischenzeit wieder zusammengearbeitet, ein paar sind enge Freunde geworden, einer von ihnen ist inzwischen gestorben. Sie alle sind Teil meiner Filmfamilie geworden, wie sie sich bei jedem Dreh neu bildet. Es ist die große Anziehungskraft, die Fotografie schon immer auf mich hat: Zeit festzuhalten und gleichzeitig nur einen flüchtigen Augenblick zu erhaschen.

Im Film geht es um eine Mutter, die sich chronisch um ihren erwachsenen Sohn sorgt, dann hat er einen schweren Unfall … wie sind Sie auf Ihr Filmthema gekommen?

Wir alle haben etwas, das wir mit uns herumtragen, über das wir nur ungern reden. Ich habe meinen Sohn fast verloren, als er geboren wurde, heute ist er acht. Man will die Kinder schützen, aber auch, dass sie sich frei entwickeln können. Das ist ein schmaler Grat. Mütter haben auch auf erwachsene Kinder noch großen Einfluss. Inwieweit können wir uns von unseren Eltern überhaupt emanzipieren; kann es gelingen, einander loszulassen und sich auf Augenhöhe zu begegnen? Das ist das eigentliche Thema des Films.

In Ihrem Film kommen sich die Menschen körperlich sehr nah. Ungewohnte Bilder in Corona-Zeiten …

Tatsächlich haben wir den Film ganz knapp vor der ersten Welle fertiggestellt. Keiner konnte damals das Ausmaß der Pandemie einschätzen. Wir haben noch Witze darüber gemacht …

Die Mutter, gespielt von Anke Engelke, wollte eigentlich als Fotografin Karriere in den USA machen. Kinder haben, heißt Opfer bringen – stimmt das?

Der Satz stimmt, es kommt aber darauf an, wie groß die Opfer sind. Ich zum Beispiel habe Kinder und auch eine Karriere: als Regisseurin, Fotografin, Autorin – und habe die auch immer verfolgt. Was man für seine Kinder anders macht, sollte man nicht als Opfer begreifen. Der Mehrwert Kinder zu haben, muss überwiegen. Das hat viel mit Kommunikation und auch mit Gleichberechtigung zu tun. Die Männer müssen die gleiche Last tragen. Die Skandinavier sind da weiter als wir.

Im Film fotografiert Anke Engelke mit einer M5. Fotografieren Sie auch noch analog?

Ja, das mache ich parallel zum Digitalen immer noch. Für mich ist das immer noch die große Kunst. Ich bin Autodidaktin, habe aber bei einer Fotografin gelernt, wie man entwickelt. Schwarzweiß-Fotografie ist meine große Leidenschaft.

Sie haben Schauspieler und Crew während der Drehpausen durchgehend fotografiert. Hatte das Team damit kein Problem?

Anfangs waren sie irritiert. Aber irgendwann war das wie ein Spiel. Das war wie ein Tanz. Ich bin dafür sehr dankbar. Ich werde selbst nicht gern fotografiert, habe aber fast immer eine Kamera dabei. Es ist meine Art, das, was ich erlebe, festzuhalten. Und wenn Schauspieler mich jenseits des Sets nach einem Porträt fragen, ist das ein großer Vertrauensbeweis. Fotos sind etwas völlig anderes als Filmaufnahmen. Dann spielen sie nicht – sie sind sie selbst.

Haben Sie nach den Dreharbeiten noch weitere Projekte mit der Leica M10 umgesetzt?

Ja, ich habe 2022 einen Tatort gedreht und auch diese Arbeit seit der Motivsuche mit der M10 begleitet. Was passiert, wenn die Kamera nicht läuft, sind oft sehr intime Momente aber auch eine interessante Leerstelle zwischen totaler Konzentration und Entspannung. Gerade als Regisseurin stehe ich natürlich unter höchster Spannung an einem Drehtag, gleichzeitig möchte ich offen bleiben für die Magie des Augenblicks. Das Fotografieren in den Drehpausen ist eine wunderbare Entdeckung: Es hält meine Konzentration, gleichzeitig macht es mich frei. Auf eine spannende Art und Weise bringt es mich dem Team auch näher, weil ich mit jedem Menschen vor meiner Kamera eine Beziehung eingehe.

Woran arbeiten Sie derzeit? Gibt es neue fotografische Projekte?

Gerade habe ich sehr viele Bälle in der Luft. Es ist vielleicht die bisher spannendste Phase meiner Karriere, weil mir plötzlich neue Türen offenstehen und es ein großes Interesse an meiner Arbeit gibt. Aber es ist wie immer beim Filmemachen, bis zum ersten Drehtag kann noch alles passieren. Was auch immer geschieht, meine Leica werde ich mitnehmen, am liebsten auch wieder einmal eine analoge Kamera.

Wir freuen uns auf die Ausstellung Ihrer Fotografien in der Leica Galerie Wetzlar!

Mit der Ausstellung ein großer Traum von mir in Erfüllung. Ich wünschte, mein Vater, der mich zur Fotografie gebracht hat und der selbst ein wunderbares Auge hatte, könnte diesen Moment mit mir teilen. Aber der Himmel über Wetzlar ist weit. Ich bin sicher, er schaut zu.


Lena Stahl (*Berlin) 1979 in Berlin geboren, begann bereits als Jugendliche zu fotografieren und ist heute nicht nur als erfolgreiche Fotografin, sondern auch als vielfach ausgezeichnete Regisseurin und Drehbuchautorin tätig. Sie begann ihre Karriere in Dänemark, wo sie am European Film College studierte und sich parallel als freischaffende Fotografin etablierte. Sie arbeitete in der Film- und TV-Branche in Schweden, Dänemark und Deutschland, bevor sie 2005 an der Hochschule für Fernsehen und Film in München ihr Regie- und Drehbuchstudium begann, das sie 2012 mit dem Film Alle Tage meines Lebens abschloss. Mein Sohn (2021) ist ihr Langfilmdebüt als Regisseurin und wurde bereits mehrfach prämiert. Seit 2022 ist sie Mitglied der Deutschen Filmakademie. Lena Stahl lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Den Trailer zum Film finden Sie hier.

 

Erfahren Sie mehr über Lena Stahl und ihre Arbeit auf: https://www.agentur-scenario.de/autoren_regissure/lena-stahl/

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