In fast jeder Großstadt gibt es einen Ort, an dem sich die Wege der Menschen kreuzen, aus welcher Richtung sie auch kommen. Davon erzählt David Salcedos Serie: vom Kommen, Gehen und Verweilen und davon, wie ein Stern zum Zentrum einer Stadt wird.

Was bedeutet Ocho Puntas im Rahmen Ihres Projekts?
Die acht Spitzen beziehen sich auf den achtzackigen Stern, der das Pflaster der Plaça de Catalunya in Barcelona schmückt. Der Stern ist eine Anspielung auf die Göttin Ištar, auf dem Platz gibt es noch viele andere mythologische Verweise, etwa auf Merkur oder Athene.

Was macht diesen Ort besonders und was wollen Sie mit Ihren Fotos vermitteln?
Dieser Ort ist aus mehreren Gründen etwas Besonderes, da er nicht nur das Zentrum von Barcelona darstellt, sondern auch das Zentrum der ganzen Region Katalonien. Über den Platz ziehen täglich Ströme von Touristen und Einheimischen. Er bildet die Grenze zwischen den oberen, neueren Teilen der Stadt und den älteren Vierteln. Im Mittelalter stand dort das Haupttor nach Barcelona, vor dem auch bestimmte Strafen vollstreckt wurden: Etwas davon hat sich in der harschen Rauheit des Raums erhalten.

Kann dieser Ort als typisch für Barcelona, Katalonien oder gar Spanien gelten?
Ich denke nicht. Es ist der Platz, den man überqueren muss, um in Barcelona von einem Ort zu einem anderen zu gelangen – auch wenn man ihn nicht mag und es vermeidet, wenn man kann. Ich glaube, dass alle Städte der Welt einen Platz mit solchen Eigenschaften haben.

Kennen Sie den Grund, der sie veranlasst, ein Foto zu machen?
Ich weiß es nicht, denn wenn ich fotografiere, gerate ich in eine Art Trance, in der mich die Intuition mitreißt. Wenn ich mich für ein Foto entscheide und einen Narrativ entwickle, ende ich damit, dass ich die Motive definiere. Dieser Moment ist sehr wichtig für mich, weil ich mich dabei auch selbst definiere.

Was fasziniert Sie an der Stadt und der Street Photography? Wie entstand die Idee zu diesem Projekt?
An der Street Photography fasziniert mich am meisten ihre Zugänglichkeit und wie sie mich in einen Trancezustand versetzen kann. Ich arbeite immer an einem Projekt, wahrscheinlich um all die Energie, die beim Fotografieren entsteht, besser zu kanalisieren und Ideen und Themen vermitteln zu können.

Für Street Photography wirkt Ihre Serie eher komponiert als spontan. Welchen fotografischen Ansatz haben Sie verfolgt?
Alle Fotos, die ich mache, sind ungestellt. Tatsächlich habe ich die Angewohnheit, bestimmte Hintergründe für ein Foto und wenige Elemente für die Komposition zu verwenden. Bei diesem Projekt habe ich darauf geachtet, dass die Schwarztöne in den Aufnahmen eine samtige Anmutung vermitteln.

Oft zeigen Sie nur An- oder Ausschnitte von Personen und Objekten. Verstehen sie das Teilstück als Idee des Ganzen – als eine Möglichkeit der Erzählung?
Die Fotografien müssen für mich sowohl einzeln als auch in der Gesamtschau funktionieren. Ich verwende diese Ausschnitte, um das Gefühl der Betrachtenden zu betonen, sich im Bild zu befinden – zusätzlich zur Akzentuierung des Geheimnisvollen und der Fremdheit.

Was bedeutet für Sie die Geometrie in der Fotografie?
Es ist ein weiteres Mittel – nicht das einzige – um Bilder zu schaffen und Erzählungen zu entwickeln.

Wie wichtig ist es für Sie, mit Licht zu arbeiten? Was kann das Licht sagen?
Für mich ist es essenziell, fast lebenswichtig, mit dem grellen Licht des mediterranen Sommers zu arbeiten – in Farbe und in Schwarzweiß. Ich weiß, dass dieses Licht an anderen Orten nicht gut verstanden oder geschätzt wird, aber wenn ich bestimmte Eigenheiten und Metaphysik erklären möchte, kann ich es nur mit diesem Licht.

Wie hat sich die Leica Q2 in Ihrem Projekt bewährt?
Ich habe Ocho Puntas entwickelt, weil Leica mich gebeten hat, ein Jahr mit der Q2 zu arbeiten. Tatsächlich habe ich mit Kameras eines anderen Herstellers, aber ich musste mich keiner Herausforderung stellen: Vom ersten Moment an habe ich mich ohne Schwierigkeiten an die Leica Q2 gewöhnt.

Was ist für Sie die Schönheit einer Stadt?
Jenseits fotografischer Aspekte schätze ich am meisten die Geschichte, Mythologie und Symbolik, die Anthropologie des Glaubens und die Traditionen, die dort verwurzelt sind. Ich glaube, dass es diese Konzepte sind, die einer Stadt Persönlichkeit und Charakter verleihen.

David Salcedo ist ein spanischer Fotograf, dessen dokumentarischer Blick sich oft auf Motive richtet, die von der menschlichen Existenz im Allgemeinen zeugen. Seine Arbeiten wurden in Spanien und weiteren europäischen und amerikanischen Ländern ausgestellt. U. a. hat er 2015 den New Talent Fnac 2015 und 2016 den Proyecta des Andalusischen Fotozentrums gewonnen. Bisher hat er zwei Bücher und vier Fanzines veröffentlicht. Erfahren Sie mehr über die Arbeiten von David Salcedo auf seiner Website und in seinem Instagram-Kanal.

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