New York ist für Paul Hepper ein Mekka der Street Photography. Kein Wunder also, dass er mit der neuen M6 in die Stadt reiste, in der so viele unterschiedliche Kulturen zusammenkommen. Auf der Suche nach dem richtigen Moment für seine Bilder besuchte er einige Orte mehrmals und wartete auf den besten Zeitpunkt. Licht ist alles, findet er – und so sind seine Aufnahmen geprägt von leuchtenden Farben, Reflexionen und Schatten.

Was sind die Highs und Lows von New York – und warum passt der Titel zu Ihrer Serie?
Tatsächlich kam ich relativ spontan auf den Namen. Der Freund, mit dem ich zusammen nach New York reiste, war das erste Mal in den Vereinigten Staaten. Er meinte zu mir, dass die Stadt ein bisschen wie Berlin sei – nur besser, aber auch schlechter. Auf der einen Seite hat man die absolute Elite aus Wirtschaft oder Kultur, auf der anderen die Armut und das Elend. Diesen Kontrast habe ich versucht, in meinen Fotos aufzugreifen.

Was fasziniert Sie an der Street Photography?
Das Unberechenbare. Niemand weiß, wann oder wo es zu einer spannenden Situation kommt. Mir gefällt auch die ehrliche Arbeit, die in die Bilder fließt. Natürlich kann man Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. In den meisten Fällen aber muss man diesen Moment suchen. Wie eine Nadel im Heuhaufen: so lange herumlaufen oder warten, bis sich ein guter Moment ergibt. Daher empfinde ich Street Photography als etwas sehr Faires. Wer du bist, wen du kennst oder wie teuer deine Kamera ist – das bringt dir gar nichts. Gute Bilder entstehen durch die Zeit, die man auf der Straße investiert.

Komponieren Sie Ihre Bilder?
Ich glaube, in der Street Photography entstehen manche Bilder viel zu schnell, als dass man sie immer perfekt komponieren könnte. Jedoch bekommt man so oft die besten Fotos. Gern fotografiere ich blind aus der Hüfte, wenn sich plötzlich etwas ergibt. Dabei hilft mir Zone-Focusing sehr, was mit M-Objektiven wahnsinnig gut funktioniert. In anderen Fällen warte ich wirklich auf den richtigen Moment. Teilweise braucht es mehrere Anläufe. Am Ende sind die Bilder eine bunte Mischung aus „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ und bis ins letzte Detail geplanten Momenten.

Es scheint, als seien Sie oft bei Sonnenaufgang unterwegs, wenn es noch menschenleer ist.
Dreistigkeit siegt. Das soll natürlich nicht falsch klingen. Auf der Staten-Island-Fähre etwa hat man immer einen kurzen Moment, wenn alle Fahrgäste aussteigen. Dann ist sie leer – wenn auch nur für wenige Sekunden. Kurz darauf weisen dich die Mitarbeiter von Bord. Aber diesen einen Moment hat man. Im Vorfeld habe ich also genau ausgekundschaftet, an welchem Ort und zu welcher Zeit ich auf der Fähre sein muss.

Ihre Bilder bestechen vor allem durch ihre Brillanz, die Kraft und Sattheit der Farben.
In erster Linie achte ich auf das Licht. Licht ist alles. Zu schauen, wann die Sonne wo steht. Wichtig ist natürlich auch der richtige Film. Viele Menschen kaufen sich eine teure analoge Kamera, aber legen dann den günstigsten Film ein. Der Film ist aber meiner Meinung nach sehr entscheidend. Neben den Klassikern wie Kodak Portra greife ich auch gern auf andere Filme wie etwa Cinestill zurück. Zu guter Letzt fließen noch Zeit und Aufwand in die Nachbearbeitung jedes Fotos.

Warum widmen Sie sich der Analogfotografie?
Wie sagt man so schön: Digitale Bilder bleiben immer Einsen und Nullen. Natürlich kann man den analogen Look heute nahezu perfekt simulieren. Aber die letzten paar Prozent sind digital nicht erreichbar. Eben weil sie teilweise willkürlich sind. Eine chemische Reaktion im Film. Und natürlich die Haptik. Ein Smartphone ist toll, aber ich würde lügen, wenn ich nicht lieber eine schöne Kamera in der Hand hielte. So ist es auch mit analogem Film. Einlegen, spannen, entwickeln und scannen.

Wie war Ihre Erfahrung mit der neuen Leica M6?
Nachdem ich die Leica M6 das erste Mal in der Hand hielt, wusste ich, dass ich diese Kamera auch haben muss. Für mich war und ist sie definitiv die schönste Kamera, die es gibt. Sie ist nicht unbedingt für jeden Anwendungsbereich gleichermaßen perfekt geeignet, aber wenn ich mich für eine Kamera für den Rest meines Lebens entscheiden müsste, wäre es die Leica M6. Mit keiner anderen Kamera würde ich so lange durch eine Stadt laufen. Mit keiner anderen Kamera würde ich so viele Momente finden.

Welche Relevanz hat Ihrer Meinung nach die Analogfotografie heute? Und welche Zukunft?
Ich glaube, sie ist bei den Jüngeren, die mit digitaler Technik aufgewachsen sind, so relevant wie noch nie. Sie ist nostalgisch, haptisch und entschleunigend. Dinge, die meine Generation teilweise nicht mehr kennt. Ich vergleiche es gern mit Kinderfotos: Waren auf einem Bild nicht alle optimal getroffen, kam es trotzdem ins Album. Und das macht es viel sympathischer, als wenn auf jedem Bild alles stimmt. Denn wozu machen wir Bilder? Um Momente festzuhalten. Dafür ist analoge Fotografie perfekt. Ich glaube deshalb, dass ihre aktuelle Relevanz noch weiter steigt.

Kommt die neue M6 also zur richtigen Zeit auf den Markt?
Wenn eine der vermutlich relevantesten Kameras, die je gebaut wurde, erneut veröffentlicht wird, führt das in der Foto-Community zu einem breiten Ansturm. Auch der Aufschwung der analogen Fotografie bei den Jüngeren wird dazu beitragen, dass der Markt wächst. Daher ist es der richtige Moment, eine Legende wieder zu erwecken.

Paul Hepper, 1997 in Dessau geboren, studierte nach dem Abitur BWL, mit dem Ziel Steuerberater zu werden. Zufällig lernte er aber einen Fotografen kennen, der bei ihm den Stein ins Rollen brachte. Jetzt lebt er in Berlin und arbeitet als Fotograf und Directing DoP, ist ein Fan von Leica Kameras und fährt gern Rennrad. Im Zuge von Lockdown und Pandemie hat er das Foto-Zine nebenan herausgebracht, das über die Schönheit der Region Berlin-Brandenburg erzählt. Mehr über die Fotografie von Paul Hepper erfahren sie auf www.paulhepper.com und in seinem Instagram-Kanal @phepper.