Jonathan Jasberg besaß bis zu seinem 30. Lebensjahr nicht einmal einen Reisepass; jetzt kann er ohne ihn kaum noch leben. Mit einer Leica Q hat er mehr als 65 Länder bereist, um ehrliche Momente und authentische Emotionen einzufangen. Seine Bilder erzählen von der Vergänglichkeit der Zeit und vom Alltagsleben in verschiedenen Welten.

Wonach wählen Sie die Länder aus, in denen Sie Ihre Bilder aufnehmen?
Ich habe an vielen verschiedenen Orten fotografiert, darunter Ägypten, Nepal, Mexiko, Indien, Japan, Vietnam, Sri Lanka und Tunesien. Es gibt viele Faktoren, die bei der Auswahl der Orte, die ich als Nächstes bereisen möchte, eine Rolle spielen. Ich mag historische Städte, die voller Kultur sind und in denen man gut zu Fuß unterwegs sein kann. Städte, die weit ausgedehnt sind und riesige Straßen oder schlechte öffentliche Verkehrsmittel haben, mag ich am wenigsten und versuche, sie zu meiden.

Was bedeutet das Reisen für Sie?
Wenn ich an einen neuen Ort reise, habe ich in der Regel keine Pläne, etwas Bestimmtes zu sehen. Ich komme einfach an und beginne, täglich mit meiner Kamera herumzulaufen, während ich die üblichen Dinge tue, wie Kaffee zu trinken, essen zu gehen und mich zurechtzufinden. Wenn es sich um eine Stadt handelt, die ich bereits kenne, versuche ich, Straßen entlangzulaufen, auf denen ich noch nie war, und erkunde häufig neue Gegenden. Ich habe zwar nichts dagegen, mir die Sehenswürdigkeiten anzusehen, aber es ist nicht ungewöhnlich, dass ich in eine Großstadt fahre und keine der Hauptattraktionen sehe, während ich dort bin.

Gibt es ein Land oder eine Stadt, das oder die Sie besonders fasziniert?
Japan ist das Land, das den Verlauf meines Lebens dramatisch verändert hat. Es war das erste Land, das ich besuchte, nachdem ich einen Reisepass bekommen hatte. Nach meinem ersten Besuch war ich fest entschlossen, Japanisch auf hohem Niveau sprechen und lesen zu lernen und herauszufinden, wie ich so schnell und so oft wie möglich zurückkehren könnte. Heute, 15 Jahre später, bin ich zum 25. Mal in Japan und bereite mich darauf vor, einen Fotografie-Workshop in Kyoto und Osaka zu geben. In dieser Zeit habe ich auch über 65 Länder besucht, und ich finde Japan immer noch unendlich faszinierend.

Was zeichnet für Sie die Street Photography aus, und warum ist die Leica Q dafür besonders geeignet?
Die Street Photography hat so viele Interpretationen und Subgenres. Ich denke da gleich an spontane Fotografie und habe eine klare Vorstellung von der Art der Fotos, die ich machen möchte. 2019 habe ich mir eine Leica Q2 gekauft, 2023 habe ich mir eine Q3 zugelegt. Die Q-Serie ist die nahezu perfekte Kamera für mich, da ich es vorziehe, nur eine Kamera und einen Ersatzakku für einen ganzen Tag mit mir herumzutragen und keine zusätzliche Tasche mitzunehmen. Die Verarbeitungsqualität, die Bildqualität, die Wetterfestigkeit und der fantastische Sucher ermöglichen es mir, die Aufnahmen zu machen, die ich machen möchte. Ich wäre mit Sicherheit nicht da, wo ich jetzt bin, wenn ich nicht vor fünf Jahren zur Q2 gegriffen hätte.

Wie sieht Ihr fotografischer Prozess genau aus?
Ich weiß nie, was mich erwartet, wenn ich losziehe. Manchmal gehe ich viel spazieren und fotografiere wenig, und manchmal ist es andersherum. Manchmal bin ich eher gesellig und kontaktfreudig, aber im Allgemeinen bin ich eher zurückhaltend. Ich versuche, der jeweiligen Stimmung entsprechend zu fotografieren und nichts zu erzwingen. Natürlich ist es immer ein toller Bonus, wenn ich nach Hause komme und ein gelungenes Foto finde, aber die tägliche Praxis rauszugehen, spazieren zu gehen und schöne Momente und neue Sichtweisen zu entdecken ist das, was mich antreibt. Unabhängig davon, wie der Tag läuft, schaue ich mir meine Fotos in der Regel nicht an, wenn ich unterwegs bin; stattdessen versuche ich, meine Arbeit am Abend zu überprüfen. Dabei will ich keine großen Entscheidungen treffen, sondern die Lehren aus dem Tag ziehen: technische Fehler, missglückte Momente und Details, die ich übersehen habe, weshalb ich dann nicht richtig komponiert habe.

Was erzählen Ihre Bilder über die Länder, und welche Bedeutung haben Farbe, Form und Licht für Sie?
Ich bin hauptsächlich daran interessiert, interessante und authentische Momente des täglichen Lebens darzustellen. Ich verwende historische Orte, Denkmäler, alte Gebäude, religiöse Symbole usw., um das Interesse der Betrachtenden zu wecken und sie in den Bann zu ziehen. Der Kern des Bildes ist jedoch etwas, mit dem sie hoffentlich etwas anfangen können, unabhängig davon, ob das Bild in ihrem Heimatland oder an einem Ort aufgenommen wurde, an dem sie noch nie gewesen sind. Ich liebe es, mir Schwarzweißfotos anzusehen, aber ich fotografiere nur in Farbe. Ich träume in Farbe und habe mich schon immer sehr zur Farbe hingezogen gefühlt.

Wohin verschlägt es sie als Nächstes?
Nach meiner Abreise aus Japan werde ich im Mai in die Türkei nach Istanbul reisen, um einen Workshop zu leiten, und ich hoffe, von dort aus in die Mongolei zu reisen, um mit der Arbeit an einem neuen Fotoprojekt zu beginnen, auf das ich mich sehr freue – einerseits, weil es neu ist, andererseits, weil ich noch nie in der Mongolei war.

Abgesehen von den beeindruckenden Fotos, welche Erfahrungen nehmen Sie von Ihren Reisen für Ihr Leben mit?
Nachdem ich so gelebt habe, wie ich es seit so vielen Jahren tue, fühle ich mich sehr zufrieden, und das ist ein großes Glück. Vom materiellen Standpunkt aus besitze ich nur sehr wenig, und ich habe nicht das Gefühl, dass ich mir mehr wünschen oder anschaffen müsste. Ich sammle nicht nur ehrliche Momente in Form von Fotos, sondern auch Wissen über Städte und Länder, die mir inzwischen wie ein zweites Zuhause vorkommen, und Kulturen, die sich wie eine zweite Familie anfühlen. Obwohl ich es liebe, unvergessliche Aufnahmen zu machen, dient mir die Kamera oft nur als Motivator, als Pass oder als Erlaubnis hinauszugehen und diese Lebenserfahrungen zu sammeln.

Jonathan Jasberg stammt aus Arizona, USA, und ist ein erfahrener, unabhängiger Fotograf, der einen minimalistischen Lebensstil pflegt und seine Besitztümer auf einen einzigen Handgepäckkoffer reduziert hat. Seine ausgedehnten Reisen führten ihn in den letzten 14 Jahren in über 65 Länder. Er hat mehr als 40 internationale Fotopreise erhalten; seine Arbeiten wurden in zahlreichen Publikationen veröffentlicht und in Gruppen- und Einzelausstellungen weltweit ausgestellt. Viele seiner preisgekrönten Werke sind in seiner kürzlich erschienenen Debütmonografie mit dem Namen Cairo: A Beautiful Thing Is Never Perfect enthalten. Mehr über seine Arbeit finden Sie auf seiner Webseite und seinem Instagram-Kanal.

Leica Q

Full Frame. Compact. Uncompromising.