Es ist nicht irgendein Stück Schweiz, welches Hans Hofmann ab dem 16. Oktober im Kornhausforum in Bern präsentiert. Es ist ein sehr alter, traditioneller, kraftvoller und eindrücklicher Teil der Schweizer Geschichte: Das Hornussen. Sport. Kultur. Treffpunkt. Wettkampf. Und Heimat.

 

Eigentlich dachte ich eher an einen kräftigen, breitgebauten Zweimetermann im Edelweisshemd der mir mit tiefer Stimme über seine Leidenschaft, das Hornussen, erzählt. Aber Hans Hofmann, dieser sympathische Berner, welcher mir am Tisch gegenüber sitzt ist so überhaupt nichts von all dem. Er ist das Gegenteil. «Ich sass eines Tages im Zug nach Solothurn, betrachtete die vorbeiziehende Landschaft, als mein Blick plötzlich an einem Hornusser-Platz haften blieb. Sofort dachte ich: dies ist mein Thema. Das möchte ich fotografieren. Also meldete ich mich bei der Pressestelle des Hornusser-Verbandes. Kurz darauf hatte ich bereits die Bestätigung, dass ich auf jegliche Unterstützung zählen könne. Es ist ja nicht so, dass sich unzählige Fotografen bei Hornusser-Wettkämpfen auf den Füssen rumstehen. Ich bin meistens allein» lacht er.

Die Leica M Monochrom als Sportkamera

Bis dahin hatte der pensionierte Lehrer nichts zu tun mit diesem Sport. «Diesem faszinierenden Sport» korrigiert er mich. «Eine unbändige Kraft trifft auf grosse Präzision. Die kräftigen Kerle müssen mit dem Stecken (3 m langer Karbonstab mit Holzrolle am dünneren Ende, dem Träf) mit maximaler Energie den kleine Nouss (Hartplastikscheibe mit 6 cm Durchnesser) treffen. Da ist hohe Konzentration und Präzision gefragt. Faszinierend, wenn der Nouss getroffen wird und mit bis zu 300 km/h davonschiesst. Diese Wucht fährt richtig ein!» Während er die Faszination des Spiels erklärt, bin ich bereits so begeistert, dass ich mir den baldigen Besuch eines Spiels vornehme. «Hinten im Ries (dem Spielfeld) stehen derweil 18 Spieler der gegnerischen Mannschaft und versuchen das Geschoss mit der Schindel (das ist ein Holzbrett von ca.4,5 kg Gewicht mit Stiel) abzufangen. Ich war sofort begeistert» schwärmt Hans weiter.

Hans Hofmanns Begeisterung hat auch damit zu tun, dass er 2017 und 2018 fast jedes Wochenende auf den Hornusser-Plätzen dieses Landes verbracht hat. Unzählige Stunden. Und dabei die Details des Sportes genau studierte. «Um sie mit der Leica M Monochrom (Typ 246) festzuhalten. Eine echte Herausforderung. Oder hast du schon jemanden getroffen, der mit der Leica Monochrom Sportbilder macht – einem dazu noch sehr schnellen Sport?» fragt mich Hans Hofmann lachend. «Es ist eine Übungssache. Inzwischen weiss ich auch ziemlich genau, welche Einstellungen zum gewünschten Resultat führen. Aber es war ein ziemliches Tüfteln bis zum Erreichen der gewünschten Qualität. Hat man genügend Zeit, ist mit der Leica alles möglich.» Voilà.

Blitzkarriere in Schwarzweiss

Erlebte Hans Hofmann vorerst eine gewisse Skepsis von Seiten der Spieler gegenüber den Schwarzweissfotos, haben sie nach den ersten Hofmann-Hornusser-Fotos immer häufiger um persönliche Fotos gebeten, um sie dann stolz weiter zu zeigen. «Die ganze Entwicklung war wirklich spannend. Als erstes musste ich sicherstellen, dass ich die Spieler beim Abschlag mit meiner Anwesenheit nicht störe. Sie waren es ganz einfach nicht gewohnt, einen Fotografen um sich zu haben – und dann noch so nah! Also musste ich Positionen beim Abschlag ausprobieren, kreativ werden, um diese wuchtigen Kerle auch wirklich im gewünschten Ausschnitt auf dem Foto zu haben. Ohne Stativ, aufsteckbarem elektronischen Visoflex (EVF 2) und Fokus-Peaking wäre es schwierig geworden.» Das Endergebnis ist faszinierend. Hans zeigt mir das Cover des Buches „Hornussen – ein Stück Schweiz“, welches ebenfalls Mitte Oktober im Stämpfli-Verlag erscheinen wird. Dieser mächtige Kerl, dieser Gesichtsausdruck, diese Kraft – und im Gegensatz dazu der filigrane, wunderschön gebogene Stecken in schlichtem Schwarzweiss. Grossartige Sportfotografie!

Es ist keineswegs so, dass der 70-jährige jemals Sportfotografie machen wollte. Geschweige denn Sportfotografie mit der Leica. «Ich fotografiere seit etwa sieben Jahren mit der Leica. Schon lange vor der Pensionierung wusste ich, dass ich mich intensiv der Fotografie widmen werde. Nach verschiedenen Kamera-Tests habe ich mich für die Leica entschieden. Ich habe es nie bereut! Die Abstimmung zwischen Kamera und Objektiven ist überzeugend. Die Druckqualität nimmt auch bei Ausdrucken von 100 x 150 cm nicht ab. Und für die Nahaufnahmen habe ich unter anderen das antike R-Objektiv APO -TELYT-R 1:3,4 180 mit gutem Erfolg eingesetzt.»

Seither hat der passionierte Fotograf eine kleine Blitzkarriere hingelegt. Mit seinem Leica- Foto-Projekt über eine Walfangstation in der Antarktis aus den 30er Jahren (s. Leica Blog Link) war er für den Swiss Photo Award nominiert. In den letzten Jahren hatte er mehrmals ausgestellt (u.a. an der Zürich 2016), verkaufte Bilder und arbeitete auch auf Auftrag. Praktisch immer in Schwarzweiss. «Es passt für mich einfach. Schwarzweiss bevorzuge ich, weil es eine Fokussierung auf die zentralen Details ermöglicht. Im Hornusser-Projekt auf den Athleten, zusätzlich betont aus der Untersicht, auf die Konzentration in den Gesichtern und auf die Dynamik und Harmonie der Bewegung.»

Ausstellung im Kornhausforum in Bern

Hofmanns Nachfolgeprojekt erzählt die Geschichte von leerstehenden Gebäuden und Fabriken. Eine Ausstellung dazu ist in Planung. Kaum erzählt er mir davon, verspüre ich schon wieder ein Interesse, selbst auch solche Gebäude auszuspähen. Es muss daran liegen, wie er seine Geschichten erzählt. In Worten. Aber eben auch in Bildern.

Überzeugt euch selbst, ab dem 16. Oktober im Kornhausforum in Bern. Die Welt der Hornusser in fantastischen Bildern. Und mit dem exklusiven Buch. «Ich freue mich sehr. Das ist eine schöne Sache – so quasi zu meinem 70. Geburtstag» freut sich Hans Hofmann mit einem Lächeln.

https://www.kornhausforum.ch/event/hornussen-heute

www.hans-hofmann.com

 

 

 

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