Zur Präsentation der M10 in der waadtländischen Hauptstadt erschien Chris de la Bottière – wie immer – in Begleitung einer Leica-Kamera. Weil er pure Freude dabei empfindet, den Moment, den Zeitgeist und seine Mitmenschen einzufangen.

Der Leica M10 Event vom 6. April in Lausanne hat Ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Was war der Kontext und was Ihr Ansatz?

Ich war eingeladen, wie alle anderen auch, die an diesem Abend teilnahmen. Und ich war sehr froh darüber! Meine Kamera begleitet mich überallhin, und ich habe sie mir bei dieser Gelegenheit zunutze gemacht – das geschah ganz natürlich und ohne irgendwelche Verpflichtungen. Im Anschluss habe ich einige Bilder auf den sozialen Netzwerken gepostet, die dann vom Leica Store Genf geteilt wurden. Daraufhin hat Leica Schweiz mich kontaktiert.

Was für eine Ausrüstung haben Sie verwendet?

Natürlich meine brandneue M10 sowie meine zwei Lieblingsobjektive, das Summicron 50 und das Summicron 90. Die Lichtverhältnisse waren eher schwierig und sehr unterschiedlich – perfekte Bedingungen also, um diese Kamera auszutesten, für die ich mich genau deswegen entschieden hatte, weil man damit auch bei hoher Empfindlichkeit nicht mit Qualitätseinbussen rechnen muss.

Welche Einstellungen haben Sie verwendet?

Komplizierte Lichtverhältnisse und eine sehr grosse Anzahl von Menschen – das war eine schöne Herausforderung für mich! Ich habe mich entschieden, den Akzent auf einzelne Personen zu setzen. Um diese zu isolieren, habe ich die Empfindlichkeit auf 3200 ISO erhöht und mit voll geöffneten Objektiven fotografiert. Diese Einstellung erlaubte es, mit einer minimalen Geschwindigkeit von 1/250 Sekunde zu schiessen, ohne dass Bewegungen ein Problem gewesen wären.

Erzählen Sie uns etwas über ein bestimmtes Foto.

In einem bestimmten Moment fiel ein Sonnenstrahl durch ein Fenster und hat das Gesicht dieses einen Mannes auf fast irreale Weise erhellt. Wenn man mit dem Gegensatz «Individuum vs. Menschenmenge» spielen möchte, ist so etwas natürlich eine wunderbare Schützenhilfe von Mutter Natur.

Sie machen oft Schwarzweiss-Fotografien. Wieso?

Auf Film arbeite ich nur mit Schwarzweiss und jeweils mit einem sehr kontrastreichen Film. Bei digitalen Fotografien bevorzuge ich Schwarzweiss, weil ich das Bild dann besser verfeinern und ihm so noch mehr Stärke verleihen kann.

Wie sind Sie zum Fotografen geworden?

Auf etwas untypische Weise, ohne jegliche finanzielle Verpflichtung – ein echtes Privileg, dessen ich mir bewusst bin. Ich habe zahlreiche Berufe ausgeübt, und die Fotografie ist erst relativ spät aus der Notwendigkeit heraus entstanden, meine Arbeit als Lederkunsthandwerker zu verewigen. Erst später, als ich aufgehört hatte, Musik zu machen, spürte ich das Bedürfnis, eine andere Form des künstlerischen Ausdrucks zu finden. Da war die Fotografie am naheliegendsten.

Hat Sie die Marke Leica schon immer begleitet?

Nein. Aber als ich anfing, mich für Streetfotografie zu interessieren, sind Diskretion und Kompaktheit für mich zum Thema geworden. Ich habe also meine antiquarische Ausrüstung gegen eine M240 und ein paar Objektive eingetauscht, und diese Ausrüstung hat meine Erwartungen absolut erfüllt.

Was sind Ihre Erwartungen hinsichtlich der Ausrüstung?

Natürlich Bilder von hoher Qualität zu erhalten, aber auch, dabei auf Überflüssiges verzichten zu können. Die Kamera soll das machen, was ich von ihr verlange, nicht mehr und nicht weniger. Mit einer Kamera aus der M-Serie liegt die Verantwortung über ein Bild allein beim Fotografen – egal ob das Bild schlecht oder gut ist. Das schätze ich enorm.

Die Fotografie ist für Sie …

… ein Medium, das mir erlaubt, sehr schnell mit Menschen in Verbindung zu treten, die ich nicht kenne – manchmal auf sehr nahe und intime Weise. Mit der Leica an meiner Seite bin ich jederzeit bereit, einen vergänglichen Moment festzuhalten. Auf der Jagd nach Bildern muss man schliesslich immer auf der Lauer liegen.

Über Chris de la Bottière

Geboren am 14. September 1965 in Lausanne.

Schon von Klein auf hatte er Interesse an Design, Malerei, Musik und Mechanik.

Die Fotografie hat er sich selber beigebracht und führt sie nun täglich aus. Sie ist eine unabdingbare Quelle für Entdeckungen und Begegnungen.

 

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