Sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Mitten im Geschehen sein, ohne dass äussere Faktoren die Aufnahme behindern. So das Versprechen der analogen Fotografie – ein bisschen verrückt im Jahr 2022, aber sehr verführerisch!

Alles begann bereits vor etwa 15 Jahren mit der Ausstrahlung eines Dokumentarfilms, den die BBC Henri Cartier-Bresson widmete. Ahmed Kandiel hat gerade ein langes Studium abgeschlossen, für das er einen Grossteil seiner Zeit investiert hatte. Als er die Arbeit der Ikone der Fotografie des 20. Jahrhunderts entdeckte, war dies für ihn ein einschneidendes Erlebnis. «Ich wusste überhaupt nichts über Fotografie und folglich auch nichts über diesen berühmten Fotografen. Seine Arbeit hat mich zutiefst beeindruckt! »

Der junge Mann von damals entdeckte eine Welt und eine Kunstform, für die er sofort eine Leidenschaft entwickelte. Voller Neugier erkundete er mit unbändigem Enthusiasmus die vielfältigen Möglichkeiten, die die Fotografie bietet. «Ich hatte damals das Gefühl, dass auch ich mich schleunigst auf dieses Abenteuer einlassen musste.» Genau wie sein berühmter Vorgänger erstand er eine Leica M und stattete sie mit einem 50-mm-Objektiv aus.

Ahmed Kandiel war sich des Könnens von Henri Cartier-Bresson bewusst. Seine ersten Aufnahmen entsprachen nicht seinen Erwartungen. Aber das war ihm egal. Er würde weiter hart arbeiten, um immer besser zu werden. Die Leidenschaft für die Fotografie, die er grösstenteils im Bereich der analogen Fotografie auslebte, liess ihn nicht mehr los. Vor allem die Street Photography, bei der er damals gerne kürzere Brennweiten mit 21 und 28 Millimetern einsetzte, hat es ihm angetan.

«Mit den Kameras ist es ein bisschen so wie mit den Autos. Du musst viele ausprobieren, bevor du die findest, die genau zu dir passt. Alte Modelle, moderne Modelle, in allen Formaten. Aber wir alle haben unsere Vorlieben. Und am besten fühle ich mich mit dem Leica M-System. »

Seit zwei Jahren arbeitet Ahmed Kandiel mit digitalen Versionen des M-Systems. Auf das einzigartige Gefühl, das die analoge Fotografie vermittelt, wird er jedoch nie verzichten. «Ich habe mit dem Fotografieren begonnen, ohne mir Gedanken über Akkustand, Weissabgleich oder das letzte Foto zu machen, da es unmöglich war, es sofort anzuschauen. So kann man den Moment in vollen Zügen geniessen – und das ist toll! »

Das «Machen und Kontrollieren» für das unglaublich einfache und kraftvolle Vergnügen am «Machen» aufgeben. Natürlich manchmal mit ein paar verpassten Chancen, begleitet von einer unvermeidlichen Frustration, aus der Ahmed Kandiel die Motivation schöpft, immer besser zu werden. «Ich bin von der Fotografie besessen. Der Wille, einen ebenso magischen wie flüchtigen Moment einzufangen – einen entscheidenden Moment, um den Ausdruck von Henri Cartier-Bresson aufzugreifen –, verschafft mir einen Adrenalinkick, dem ich nur schwer widerstehen kann. »

So wie in dieser Szene, in der eine junge Frau – im Rock und mit Lackschuhen – auf einem Bürgersteig in New York Schnee räumt. Die Hotelangestellte sitzt lächelnd am Steuer eines Schneeräumgeräts, während sie sieht, dass mehrere Schaulustige Fotos von ihr machen. Ahmed Kandiel entschied sich dagegen, das Gesicht – und den etwas erzwungenen Ausdruck – seines Sujets auf dem Foto zu zeigen, da er so die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das lenken kann, was die Situation so interessant macht.

Diese spontane Entscheidung sagt viel über seine mittlerweile gewonnene Erfahrung und das zeitlose Vergnügen aus, das ihm das Fotografieren mit analogen Kameras bereitet.

Biographie

Ahmed Kandiel arbeitet in der Finanzbranche, insbesondere im Trading.