Im zwanzigsten Jahrhundert wurden am sieben Meilen langen Strand in der Camarthen Bay an der Südküste von Wales zahlreiche Rekorde im Motorrennsport gebrochen. Auch heute noch zieht es Liebhaber von Oldtimern, stets angemessen gekleidet, zu Rennen an den Strand, wobei den Glanz der vergangenen Zeiten wieder auflebt. Mit ihrer analogen Kamera fängt die britische Fotografin sowohl die historischen Fahrzeuge als auch das einzigartige Flair der Veranstaltung ein.

Woher rührt Ihr Interesse an Autos?
Ich arbeitete beim Country Life Magazin als Fotografin und Fotoarchivarin. Das Magazin schickte mich 1998 zum ersten Goodwood Revival, um das Spektakel festzuhalten. Ich war sofort süchtig nach den Rennwagen und der Geschichte des Events. Kurz darauf machte ich meine Rennfahrerlizenz und begann mein eigenes Motorsport-Abenteuer – ich fuhr sowohl Rennen und fotografierte. Inzwischen kommentiere und schreibe ich über historische Rennfahrerinnen der 1920er und 1930er Jahre. Es fasziniert mich, wie diese Pionierinnen den Herren einfach zeigten, wie es geht!

Was glauben Sie, bringt Menschen dazu, in andere Zeiten einzutauchen?
Mehr als je zuvor ist unser Alltag heute von einer belastend großen Informationsflut geprägt. Ich weiß nur, dass meine eigene Leidenschaft für die Geschichte des Motorsports von meiner Arbeit im Theater und im Tanz herrührt. Ich liebe die Wegbereiterinnen der 1920er und 30er Jahre und deshalb besuche ich gerne die Strandrennen in Pendine. Jedes Auto besitzt seine eigene Geschichte, und jeder Teilnehmer ist genauso tief in diese Welt eingetaucht wie ich.

Was genau ist Pendine Sands und was macht es heute so beliebt?
Pendine Sands ist bekannt für die Weltrekorde im Geschwindigkeitsfahren in den zwanziger Jahren. Ich erfuhr erstmals von der Geschichte der Rennstrecken in Pendine Sands als ich für einen Radio-Beitrag über The Honourable Mrs Victor Bruce recherchierte, die im Januar 1927 als erste Frau die Rallye Monte Carlo gewann. Die sieben Meilen von Pendine Sands ziehen auch heute noch Fahrer an, die sich an neuen Landgeschwindigkeitsrekorden versuchen. Im Juni 2000 stellte Don Wales mit einer Geschwindigkeit von 137 mph (ca. 220 km/h) in einem Bluebird Electric 2 den United Kingdom Electric Land Speed Rekord auf. Seit ihrer Gründung im Jahr 2010 hat sich The Vintage Hot Rod Association daran gemacht, ihre eigenen Rekorde aufzustellen, darunter die mehrfach ausgezeichneten Hot Rod Races in Pendine Sands, die schnellste Veranstaltung dieser Art der Welt, bei der alle Autos aus der Zeit vor 1949 stammen.

Was war Ihr fotografischer Ansatz?
Als die prächtigen alten Hot Rods in das Fahrerlager einfuhren, fühlte ich mich sofort in die Zeit vor 1949 versetzt. Nachdem ich Hot Rods am Strand gesehen hatte, beschloss ich, ein grobes Storyboard zu zeichnen und wollte mich daran „halten“, egal was passiert. Das tat ich nicht. Stattdessen war ich damit beschäftigt, Bilder zu komponieren, die ein Bewusstsein dafür schaffen können, welchen Mut die historischen Rennfahrer aufbringen mussten, um ihre persönlichen und Klassen-Rekorde zu brechen. Allerdings schaute ich mir nicht ihre genauen Zeiten an oder die Details jedes Autos heute und damals; ich konzentrierte mich wirklich nur darauf, wie ich die Emotionen teilen könnte, die mich erfüllten während diese schönen Bestien über den Sandstrand rasten; wie könnte ich eine Atmosphäre erschaffen, die Ihr fotobegeistertes Herz dazu bringt, mit mir in die Ära zurückzureisen, in der die Pioniere der Geschwindigkeitsrekorde und eigensinnigen Reisenden ohne jegliche Grenzen lebten?

Sie haben mit der M6 fotografiert, wie war Ihre Erfahrung?
Obwohl ich die M6 seit 2008 besitze, benutze ich meinen M6 TTL seit zwei Jahren regelmäßig, wegen des Kodak Vision 3 Cine 250d und 50d Films, der mich dazu bringt immer mehr analog zu fotografieren. Selbst nach all den Jahren schlägt mir vor Nervosität das Herz bis zum Hals, wenn ich eine Filmrolle einlege, sodass ich fast vergesse, was ich tue. Doch die M6 ist ein perfekter Begleiter am Strand. Sie ist so klein, dass ich sie kaum in meiner Hand spüre, wenn die Hand an meinem Gesicht liegt.

Was fasziniert Sie an der analogen Fotografie?
Die Magie des Films besteht darin, dass man wirklich verstehen muss, wie man die Kamera benutzt, um das perfekte Bild zu erzielen. Leere, weite Sandstrände mit nur den Autos und einer Fata Morgana von Menschen in der Ferne, die am Meeresufer stehen und darauf warten, dass die Model T Fords und die silbernen Stromlinienfahrzeuge der Raumfahrtära vorbeifahren. Der Film saugt alles auf wie ein hungriger Labrador. Eine SD-Karte mag einfach erscheinen, aber ich zähle immer noch in Film; ich fotografiere immer so, als würde ich mit 36 Bildern arbeiten. Während das digitale Back ein Segen ist, wenn ich mir nach dem Shooting die Bilder ansehen kann, um sicherzustellen, dass ich habe, was ich brauche, bevor ich gehe. Meine Leica M10P und M240 sind großartige technische Geräte, deren Sensoren die Farben so gut einfangen, wie ich es von Leica erwarte. Aber wenn ich könnte, würde ich jeden Tag mit meiner M6 spielen.

Klassische Autos sind immer ein Bild der Vergangenheit … was erzählen sie uns heute in der Gegenwart?
Die Welt ist so sehr auf Entwicklung und Zukunft fokussiert, dass wir oft vergessen, wie entscheidend historische Autos für die heutigen Autos waren. Bereits um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden Elektroautos entwickelt; die Mode ließ sich von der Automobilindustrie inspirieren, ebenso wie von der Suffragettenbewegung, da das Ablegen des Korsetts das Autofahren erleichtern sollte; Harris Tweed wurde nicht nur getragen, weil er schick aussah, sondern auch als Brandschutz bei Rennen. Diese Autos haben derartige Geschichten zu erzählen, und viele von ihnen betrachte ich als alte Freunde. Kürzlich habe ich ein Buch über den Harris-Tweed-Stoff veröffentlicht und schreibe derzeit über historische Rennfahrerinnen. Nachhaltigkeit und Pioniergeist sind auch heute noch von besonderer Bedeutung. Oldtimer stellen in der heutigen Zeit, insbesondere mit den neuen innovativen Kraftstoffsystemen, eine der nachhaltigsten Lebensweisen dar.

Lara Platman ist Leica-Fotografin, Mitarbeiterin bei Getty und Autorin sowie Fotografin von vier Büchern. Ihre Leidenschaft für die Dokumentation von Kulturbereichen, die oft als exzentrisch oder gefährdet gelten, rührt daher, dass sie in einer Familie aufwuchs, die Theaterkostüme herstellte: Sie wuchs im Umfeld kreativer Handwerker auf. Platman absolvierte eine Ausbildung zur Fotografin und dann zur Journalistin und verbindet nun diese beiden Fähigkeiten, um jedes ihrer Projekte gründlich zu erforschen. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die lebendigen nationalen Schätze Großbritanniens von einem breiteren Publikum zur Kenntnis genommen werden. Erfahren Sie mehr über ihre Fotografie auf ihrer Webseite und ihrem Instagram-Kanal.

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