Deutsch
EnglishDie Ausstellung war schon lange zur Eröffnung der neuen Leica Galerie in New York und anlässlich der Verleihung des Leica Hall of Fame Awards an Elliott Erwitt geplant – nun ist die Hommage eine posthume Ehrung für den präzisen Beobachter, Menschenfreund, Hundeliebhaber, den unvergleichlichen Jahrhundertfotografen, der Ende November mit 95 Jahren verstorben ist.
Schon zu Lebzeiten galt Elliott Erwitt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Fotografen weltweit. Dem langjährigen Mitglied der Agentur Magnum gelang es immer wieder, Charme, Humor und Leichtigkeit in perfekten Kompositionen zusammenzubringen. Ob Marilyn Monroe oder Che Guevara, ob ein Liebespaar im Autorückspiegel oder ein eleganter Sprung vor der Kulisse des Eiffelturms, ob Porträts von Menschen oder Hunden: Viele der Motive seines riesigen Lebenswerks sind längst hochgeschätzte Bildikonen und fest im fotografischen Kanon verankert – sie ließen Erwitt längst selbst zur Legende werden. Bereits im Oktober 2023 verkündete die Leica Camera AG seine Ehrung mit dem renommierten Leica Hall of Fame Award. Eine Ausstellung im Headquarter in Wetzlar, Deutschland, war ein erster Auftakt der Feierlichkeiten, nun ehrt die Leica Galerie New York den großartigen, bewunderten Fotografen. Im Interview berichtet der Galerieleiter Michael Foley über seinen eigenen Weg zur Fotografie, die neue Leica Galerie und die erste Ausstellung.
Gratulation zur gelungenen Premiere. Könnten Sie kurz erläutern, worin das Besondere an der Leica Galerie New York besteht?
Der Status von New York City als kulturelles Epizentrum für Kunst ist unvergleichlich. Die Stadt blickt auf eine reiche Geschichte als globales Zentrum für künstlerischen Ausdruck zurück und ist nach wie vor ein Magnet für Künstler, Sammler und Kunstliebhaber aus aller Welt. Unsere Galerie trägt zu diesem Reichtum bei, indem sie eine authentische Perspektive auf die Welt der Fotografie bietet und dem künstlerischen Erbe der Stadt eine weitere Ebene hinzufügt. Die Leica Galerie New York befindet sich im Herzen des pulsierenden Meatpacking Districts und ist die erste Leica Galerie in New York, die sich im Besitz des Unternehmens befindet. Die Galerie liegt im Erdgeschoss und geht nahtlos in unseren Store über. Die geräumige Ausstellungsfläche wird durch drei Oberlichter mit natürlichem Licht durchflutet und durch eine gleichmäßige Beleuchtung mit Deckenleuchten unterstützt.
Wie war Ihr eigener Weg zur Fotografie und zur Leica Galerie?
Die Kamera war schon immer das Werkzeug, mit dem ich den Menschen, die ich liebte, näherkommen konnte. Ich hätte nie gedacht, dass Fotografie ein Beruf sein könnte, aber nach dem College trat ich dem Team der Fraenkel Gallery in San Francisco bei. Dort erhielt ich in fünf Jahren eine umfassende Ausbildung: Ich lernte die Sprache der Fotografie, sie zu sehen und über sie zu sprechen, und entdeckte, wie Fotografien in einer kuratierten Ausstellung zusammenwirken können. Von dort aus zog ich nach New York und arbeitete in zwei namhaften, auf Fotografie spezialisierten Galerien, Howard Greenberg und Yancey Richardson. 2004 entschied ich mich, meine eigene Galerie zu eröffnen. Die Galerie nach 19 Jahren zu schließen, war eine schwierige Entscheidung, aber die Eröffnung der Leica Galerie ist das, worauf ich mich während meiner gesamten beruflichen Laufbahn vorbereitet habe.
Wie wird das Ausstellungsprogramm aussehen?
Unsere Ausstellungen werden in einem moderaten Rhythmus von fünf pro Jahr stattfinden. Der Zeitplan wird von Ausstellungen bestimmt, die lange im Voraus geplant werden, und lässt einige Möglichkeiten offen, mit geeigneten Ausstellungen zu reagieren, die die Landschaft der kulturellen Ereignisse und Aktivitäten in New York widerspiegeln. Unser Ziel ist es, Ausstellungen zu kuratieren, die verschiedene Themen, Stile und Genres innerhalb der Welt der Fotografie erforschen. Diese Vielfalt ermöglicht es uns, ein breites Spektrum von Fotografen und Kunstliebhabern anzusprechen und die Kunstform in all ihren Formen zu feiern. Nach der Ausstellung von Elliott Erwitt zeigen wir den LOBA-Gewinner 2023, Ismail Ferdous.
Haben Sie ein Motto oder eine Philosophie hinter Ihrer Planung?
Unsere Philosophie ist es, eine Gemeinschaft von Fotografen, Künstlern und Fotografieenthusiasten zu fördern, die die Leidenschaft für die Kunst des visuellen Geschichtenerzählens teilen. Wir glauben an die Kraft der Fotografie, die Essenz eines Augenblicks einzufangen und die Kreativität anderer zu inspirieren. Durch unsere Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen wollen wir diesen kreativen Funken in unserer Gemeinschaft entfachen und fördern.
Gibt es ein Foto in der aktuellen Erwitt-Ausstellung, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Ich liebe Elliotts Foto des Chihuahuas, das er 1946 in New York aufgenommen hat. Urkomisch. Die New Yorker haben eine besondere Liebesbeziehung zu ihren Haustieren, insbesondere zu ihren Hunden. Elliott geht auf Hände und Knie und begrüßt den Hund auf seiner Höhe, um ein Straßenporträt zu liefern, das buchstäblich auf der Straße gemacht wurde. Der Hund ist liebenswert, verschmitzt, mit leuchtenden Augen, ohne Leine und bereit für eine Nahaufnahme. Was dieses Bild zu mehr als einem Hundeporträt macht, ist die Anwesenheit der Schuhe der Besitzerin. Sie sind im Vergleich dazu riesig, aber ich kann mich nur wundern, wer hier mit wem spazieren geht! Ich bin viele Jahre lang mit meinem Hund in der Upper West Side spazieren gegangen, in der Nähe des Central Parks, nicht weit von Elliotts Wohnung entfernt. Ich habe eine Schwäche für Bilder von New Yorker Hunden, und dieses ist eines der besten!
Elliott Erwitt, Love & Laughter
14. März bis 26 Mai 2024
Leica Galerie New York, 406 W 13th St, New York, NY 10014
Ein umfangreiches Portfolio zum Werk Elliott Erwitts finden Sie im LFI Magazin 8.2023.
Elliott Erwitt wurde am 26. Juli 1928 als Sohn russischer Emigranten in Paris geboren, wuchs in Italien und Frankreich auf, bevor er mit seiner Familie 1939 in die USA auswanderte. Sein Interesse an der Fotografie erwachte, als er als Teenager in Hollywood lebte. 1948 begann er, als professioneller Fotograf in New York zu arbeiten, und war ab 1953 Mitglied der Agentur Magnum, der er mehrfach auch als Präsident vorstand. Während vieler Jahrzehnte wurde er einer der bekanntesten und erfolgreichsten Fotografen seiner Zeit. Elliott Erwitt war zeitlebens sehr umtriebig, war ein Vielreisender, wobei sein Apartment in der Upper West Side von Manhattan sein Lebensmittelpunkt blieb. Dort ist er am 30. November 2023 im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen. Er war viermal verheiratet, hinterlässt sechs Kinder, zehn Enkel und drei Urenkel. Mehr über Elliott Erwitt auf seiner homepage und bei Magnum Photos.
Kommentare (0)