Wie sind Sie auf das Reiseziel Fränkische Schweiz aufmerksam geworden? Während meiner ersten Ausstellung zum Thema: „WILDNIS“ im Leica Store Nürnberg kamen einige Besucher zu mir und fragten mich, warum ich keine Bilder von der Fränkischen Schweiz zeigen würde? Ich hatte keine! War ich doch schon mehrfach auf der Strecke nach Pottenstein, doch es hat mich nichts in den Bann geschlagen. Ich sah überall Felder, Wiesen und große Buchenwälder. Meine Anschauung änderte sich, als ich ein Buch über Wanderwege in der Fränkischen Schweiz fand. Ich nahm mir vor, einige dieser Wege zu begehen, um die beschriebenen Naturschätze zu suchen und zu finden. Das erste Ziel war das „Norris Törle“ bei Hirschbach. Der Weg ist lang und relativ steil, besonders anstrengend mit einer schweren Fototasche und Stativ. Vorbei an gewaltigen Felsmassiven empfand ich es plötzlich als klein und unscheinbar im Wald, doch bei näherem Hinsehen wunderbar. Der Keim für die Neugierde war gelegt.

Wälder scheinen Sie sehr zu fesseln, warum ist das so? Schon immer fasziniert mich der Wald in all seinen Erscheinungsformen. Hier in der Fränkischen Schweiz herrscht Buchenwald vor. Im Winter steht er still da mit kahlen Ästen, unfreundlich und fast bedrohlich (tot) wirkend. Aber schon jetzt strahlt er eine besondere Atmosphäre der Ruhe aus. Doch im Frühling habe ich das Gefühl, er explodiert. Das zarte Grün bricht mit einer so unglaublichen Macht aus. Die Luft, die man einatmet, fühlt sich an wie reiner Sauerstoff, gewürzt mit den Gerüchen des Waldbodens. Besonders, wenn am frühen Morgen der Nebel durch die Wälder zieht, die Vögel zu ihren Konzerten ansetzen, ist es wie Magie hier zu sein.

Und dann kommt die Faszination FELS dazu. Kaum habe ich den Wald von der Wiese her betreten, öffnet sich eine neue Welt, die verborgene und versteckte Welt der Felsen. Seit Millionen von Jahren hat die Erosion dieses Massive freigelegt. Höhlen, Grotten, Durchgänge, Gaiskirchen, Felsenbögen, Zinnen liegen hier. Viele von ihnen habe ich inzwischen auf langen Wanderungen gesucht und gefunden. Immer wieder stellt sich das Gefühl des „Entdeckers“ ein. In diesem Moment ist es „meine“ Grotte, die ich gefunden habe. Jetzt hat es sich gelohnt, die schwere Fototasche mit der M und der M Monochrom mit allen notwendigen Objektiven mitgenommen zu haben. Viele dieser Formationen sind so eingewachsen, dass ich sie nur mit Superweitwinkel Objektiven fotografieren kann. Hier kommen das 21er und das Tri-Elmar zum Einsatz. Da ich meist bei bewölktem Wetter fotografiere, ist ein Stativ dringend notwendig, will ich optimal scharfe Bilder fotografieren.

Während viele mit kleinem Gepäck unterwegs sind, nehmen Sie 4-5 Kameras mit verschiedenen Objektiven mit. Ist das nicht anstrengend? Ja, manchmal ist es sehr anstrengend mit all dem Gepäck. Aber nichts ist frustrierender, als ein wunderbares Motiv gefunden zu haben und nicht seine Ideen umsetzen zu können, weil ich Dies oder Das nicht tragen wollte. Als kleinen Helfer habe ich mir ein Elektro Mountain Bike angeschafft. Nun kann ich alles mitnehmen! Bei der letzten Tour hatte ich dabei (bitte nicht lachen): eine MP, eine MP Mono, eine R6 analog und Diafilme, dazu alle notwendigen M-Objektive, einen Adapter R auf M, meine R-Lieblingsobjektive: das PC Super Angulon 2.8/28 Shift, das Apo Summicron 2.0/180, das Apo Telyt 4.0/280 und das Telyt 4.0/250. Jedes Objektiv hat seinen eigenen Charakter. Dazu kommen noch LED Leuchtschirme, um Grotten auszuleuchten.

Was unterscheidet ihr Reiseziel, die Fränkische Schweiz, von anderen Orten in Deutschland? Es sind über 2 Jahre vergangen und ich habe zahlreiche Reisen in die Fränkische Schweiz unternommen. Inzwischen bin ich großer Fan und Bewunderer dieser außergewöhnlichen Landschaft, die einem nichts schenkt, aber nach etwas „Arbeit“ werde ich reichlich beschenkt. Über 30 Naturwunder habe ich gefunden und fotografiert zu allen Jahreszeiten. Mein VW Bus ist gepackt, die Akkus sind geladen. Morgen geht es zur nächsten Tour in die wunderbare Frühlings-Schweiz. Die Orchideen fangen an zu blühen und der Wald trieft vor Nässe und strotzt vor Leben. Da kann ich nicht zu Hause bleiben.

 

Norbert Rosing gilt als einer der bekanntesten Naturfotografen Deutschlands. Bekannt wurde er mit seinen Bildern von Eisbären in der Arktis, die er in über 50 Reisen dokumentierte und fotografierte. Weitere Schwerpunktthemen sind die spektakulären Naturlandschaften der USA und das „Tafelsilber“ der Natur in Deutschland. Sein neuer Bildband zur Fränkischen Schweiz wird im Sommer erscheinen. Die Ausstellung in der Leica Galerie Stuttgart „WILDE ARKTIS – ROCKS & THINGS“ mit Werken aus verschiedenen Phasen seines fotografischen Schaffens wurde bis zum 20. Juni verlängert. www.rosing.de

 

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